Stadt der Störche
In Rust / Auch Weinbauern-Serie hat Freistadt noch bekannter gemacht / Mit dem DS4 im Burgenland (IV)
Von Günther Koch/Life-Magazin
„Winzerkönig“-Filmklappen weisen auf Original-Drehorte hin. Fotos: Koch
Rust – Erst der Mörbischer Winzerhof Schindler, eine Vier-Sterne-Bleibe, dann die Einführung in die Region, anschließend der Tourismus in ihr und danach die Vorstellung des Nationalparks Neusiedlersee/Seewinkel: Mit Rust, der Stadt der Störche und natürlich auch des Weins, setzen wir unsere Reisereportagen aus dem österreichischen Burgenland fort.
Störche in Rust – auf einem Dach neben dem anderen, als Karikatur und ...
Schon im April
Wieder diese Seite des Burgenlands. Die mit sommerwarmer Sonne und dem Gefühl, als schalte das Leben hier, rund um den Neusiedlersee, einfach zwei, drei Gänge zurück. Weißstörche fliegen auf Futtersuche vorüber, ziehen auf einem Dach nach dem anderen ihre Jungen groß. Bis zu 40 sollen es in Rust Jahr für Jahr sein. „Die ersten kommen schon im April“, sagt Waltraud Kummer, die uns früher schon einmal bei einem Rundgang durch Rust begleitet hat: „Es ist immer wieder schön anzusehen - und sie bleiben dann etwa fünf Monate fast bis Ende August, so um den 24./25./26. herum.“
… als Ausleger am Kunsthaus. Der Hauptplatz von Österreichs kleinster Statuarstadt.
Wie im Schlaraffenland
Den Langbeinern mit den schwarzen Federn im weißen Gefieder und dem roten Schnabel müssen die Feuchtwiesen hier in der pannonischen Ebene, der Schilfgürtel rund um den Neusiedlersee, genauso die anderen Seichtgewässer und Laken noch vorkommen wie ein Schlaraffenland. Gleich nach Ankunft geht es ans Ausbessern der Nester, in der Stadt meist auf den Rauchfängen der Häuser. Das Liebeswerben durch Schnäbelklappern schließt sich an. Die Störche brüten, kümmern sich um ihren Nachwuchs, versorgen ihn mit Nahrung. Mit Regenwürmern, Insekten, Fröschen, Mäusen, Fischen. Ehe es dann erneut oft Tausende von Kilometern auf die lange Reise in wärmere afrikanische Gefilde ins Winterquartier geht.
Auch ein „Winzerkönig“-Drehort: Gasthof Stickler. Hinten die Fischerkirche …
Die kleinste Statuarstadt
Rust, das sind freilich nicht nur Störche. Die Stadt, mit dem Auto etwa eine dreiviertel Stunde vom nördlich gelegenen Wien entfernt, zählt rund 2000 Einwohner, gilt in Österreich als kleinster Verwaltungsbezirk und kleinste Statuarstadt, also mit eigenem Statut. Stadtrechte sind schon seit 1681, seit Erhebung des Orts am Westufer des Neusiedlersee zur königlich-ungarischen Freistadt, belegt. Wie die gesamte Region hat Rust in römischer Zeit einst zur Provinz Pannonien gehört. Mit dem Burgenland ist die Stadt dann 1921 auch zu Österreich gekommen. Inzwischen ist Rust nicht nur Weltkulturerbe, sondern neben Salzburg und Krems auch eine der drei Modellstädte des Landes, die 1975, im Jahr des europäisch-architektonischen Erbes, ausgezeichnet worden ist, „weil hier keine revitalisierte, sondern eine vitale Altstadt besteht“.
… samt prächtigem Altar. Ein buntes Bild als Werbung für Wein aus der Freistadt.
„Strengstes Weinrecht erlassen“
Wir bummeln durchs Zentrum, denkmalgeschützt und 2001, zusammen mit der Region Neusiedlersee, zum Erbe der Weltkultur erklärt. So malerisch, wie es ist. Gepflegte Renaissance-, Barock- und andere historische Fassaden, schöne Fenster- und Portalumrahmungen, Erker, Wappen-, Stuckdekorationen zieren die Bürgerhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Rundbogenportale und Einfahrtsgewölbe führen in idyllische Innenhöfe und ältere Hoftrakte mit gedeckten Stiegenaufgängen, Arkaden, teilweise sogar alten Stadtmauer-Resten. Zur Fischerkirche hin steigt der zentrale Platz in der Altstadt langsam an. Das kleine Gotteshaus aus dem 11. Jahrhundert gilt als ältestes und kunstgeschichtlich bedeutendstes Bauwerk der Stadt mit Fresken aus dem 12. Jahrhundert. Es gibt das Stadtmuseum, den Pulverturm als nordöstlichen Eckturm mit Teilen der Ringmauer aus dem 16. Jahrhundert, das Kunsthaus – und die erste deutschsprachige Weinakademie mit Sitz in einem weiteren architektonischen Kleinod, dem Seehof aus dem 17. Jahrhundert. Erfolgt ist die Gründung der Akademie übrigens 1989 nach dem Auftauchen von gepanschtem Wein in Niederösterreich und im Burgenland, was den Nationalrat dazu veranlasst hat, das „strengste Weingesetz der Welt“ zu erlassen.
Eine Uhr mal anders. Buschenschank in der denkmalgeschützten Altstadt.
Spät gelesen, rosinenartig eingeschrumpft
Apropos Wein. Es gibt da eine als „Ruster Ausbruch“ bekannte edelsüße Spätlese aus rosinenartig eingeschrumpften, edelfaulen weißen Trauben, die nur hier hergestellt werden darf. Aus der Ortsgeschichte geht hervor: Mit 500 Eimern davon, immerhin fast 30 000 Litern, sollen sich die Ruster damals die Erhebung in den Status einer Freistadt erkauft, den Habsburgern sogar zusätzlich noch 60 000 Goldgulden dafür bezahlt haben. Schon lange vorher sind sie im Besitz des Marktrechts gewesen. 1524 hat ihnen Königin Maria von Ungarn demnach erlaubt, als Markenzeichen ein gekröntes „R“ in ihre Fässer einbrennen zu dürfen. Noch heute findet es sich als Gütezeichen im Korkbrand Ruster Flaschenweine.
Auch in Rust ist ganz schön was los – sogar Hofverkauf mit einem Gast aus den Anden.
Der König der Winzer
Bei einem Rundgang durch Rust fallen einem an verschiedenen Orten gelegentlich diese Klappen auf, wie man sie von Kino- oder Fernsehfilmdrehs her kennt. Auf einer, hinter Blätterwerk im Innenhof der Akademie an einer Mauer, steht „Motiv 6“. Und daneben „Stadtvinothek“. Ganz oben die Logos vom Österreichischen Fernsehen ORF und der deutschen ARD. Darunter ist „Original-Drehort“ zu lesen. Drehort für den in 39 Episoden in drei Staffeln erstmals 2006 ausgestrahlten „Winzerkönig“, der Einblicke ins Alltagsleben von Weinbauern gegeben und aus Sicht des Burgenland-Tourismus die „schönsten Seiten von Rust und der Region Neusiedler See/Seewinkel“ gezeigt hat. Klar, dass Waltraud Kummer es gegenüber Rust-Besuchern schon früher damit gehalten hat: „Sie sehen, wir lieben natürlich ebenfalls den Wein!“ Und wohl auch, dass am Ende über den Köpfen der Ruster eher Störche und keine Geier kreisen ...
Info Burgenland I
Österreichs östlichstes und mit 3965 Quadratkilometern kleinstes Bundesland zählt rund 301 250 Einwohner. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 166, die Ost-West 85 Kilometer. Mit 884 Metern über dem Adria-Niveau gilt der östlichste Ausläufer der Alpen, der Geschriebenstein im Ginsergebirge, als höchster Punkt, der mit 113 Metern tiefste soll sich in Andau bei Neusiedl am See finden. Hauptstadt ist Eisenstadt. Klimatisch geht es im Nord- und Mittelburgenland eher kontinental zu, im Südburgenland begünstigt das milde pannonische Klima im Verbund mit der Beschaffenheit des Bodens am Übergang zum mediterranen den Weinbau. Der Tourismus spielt eine große Rolle. Beste Reisezeiten sind April/Mai bis September/Oktober. Von Mörbisch lohnen Ausflüge etwa in die Storchen-Stadt Rust, in die Esterhazy- und Haydn-Stadt Eisenstadt, in den Nationalpark Neusiedlersee/Seewinkel, mit der Fähre hinüber nach Illmitz, zum Tor der Freiheit bei St. Margarethen sowie über die Grenze nach Ungarn. Festspiele finden jedes Jahr in Mörbisch auf der Bühne im See (2024/Musical „My fair Lady“) sowie in St. Margarethen im Römersteinbruch (2024/Oper „Aida“) statt. Das Burgenland ist Radfahrerland (Fahrradverleih Sonnenhof/Mörbisch, www.sonnenhof-moerbisch.at).
Info Burgenland II
Zur Einquartierung können wir in Mörbisch den Winzerhof Schindler (vier Sterne, 15 Doppelzimmer/Suiten, hell, freundlich eingerichtet, natürliche Materialien, gut ausgestattet, viel Grün, lauschig-romantischer Arkaden-Innenhof, großer Weinkeller, www.winzerhof-schindler.at) empfehlen. An Lokalitäten bieten sich in Mörbisch etwa das Gasthaus Csarda, Philipps Genussheuriger, Pizzeria Giovanni, Restaurant „Zum bunten Storch“, Steakhaus Pfeiffer und die Weinkantine Dió an, im Zentrum von Eisenstadt das Chez Paul. Als kulinarisch beliebte heimische Spezialitäten gelten Erdäpfelgulasch, Krautsuppe, Krautstrudel, Krautfleckerl, Paradeiserkraut und Bohnensterz. Was den Wein betrifft, werden etwa auf dem Winzerhof Schindler vorwiegend rote und weiße Weine produziert, die typisch sind fürs Burgenland. Traditionelle Sorten wie Blaufränkischer und Welschriesling gelten als gebietstypisches Basissortiment. Weine wie Merlot und Syrah sollen als international bekannte und gefragte Sorten den Bogen zum Zeitgeist spannen. Information: Burgenland-Tourismus, Johann-Permayer-Straße 13, 7000 Eisenstadt/Österreich, Telefon 0043-(0)-2628-633840, www.burgenland.info.
Die Reportagereise haben wir diesmal mit einen DS4-Langstreckentest verbunden.
Service Anreise
Die Reportagereise ins Burgendland haben wir diesmal mit dem 1800 Kilometer langen „Auto im Alltag“-Test eines DS4 Plug-in-Hybrids der französischen Stellantis-Premiumkonzernmarke DS Automobiles verbunden. Die Daten des kompakten, allerdings auch nicht ganz billigen Lifestyle-Crossover-Modells mit Pariser Chic, das für eine kleine Familie samt Gepäck sogar langstrecken- und damit urlaubstauglich ist, finden Sie gleich im Anschluss an diese Zeilen. Wer von Deutschland aus ins Burgenland will: Mit dem Auto sind es von Passau aus über die Autobahn an Linz und Wien vorbei bis zur Abfahrt St. Margarethen und dann weiter über Rust noch gut 345 Kilometer oder gut dreieinhalb Stunden bis Mörbisch. Wir haben im Mostviertel im niederösterreichischen St. Valentin im Gasthof Pillgrab (www.pillgrab.at) noch eine Zwischenübernachtung eingelegt. Bei Bus und Bahn sind Wien und Eisenstadt Umsteigeknoten. Der Flughafen Wien-Schwechat ist knapp über 40 Kilometer oder etwa eine dreiviertel Stunde entfernt.
Datenblatt
(DS4 E-Tense 225) Motor: Vierzylinder-Turbobenziner plus Elektromotor. Hubraum: 1,6 Liter. Leistung: (Verbrenner) 132/180, (Elektromotor) 81/110, (System) 185/225 kW/PS. Maximales Drehmoment: (Verbrenner) 300, (Elektromotor) 320, (System) 360 Newtonmeter. Beschleunigung: 7,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 233 Stundenkilometer. Antrieb: Front. Getriebe: Acht-Stufen-Automatik. Umwelt: Testverbrauch laut Bordcomputer 5,6 Liter pro 100 Kilometer, nach WLTP kombiniert 32-36 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bei angegebenen 1,4-1,6/8,2-8,3 Litern Mixverbrauch. Elektrische Reichweite: 62, innerstädtisch 73 Kilometer. Abgasnorm: Euro-6e. Testwagengrundpreis: Laut Beiblatt 49 900, mit Sonderausstattungen 57 630 Euro.
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KoCom/Fotos: Günther Koch
25. Juni 2024