Mittwoch, 24. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

"Vielfalt mit Qualität"

Deutschland ist schön: In Waldeck-Frankenberg (II) / Klaus Dieter Brandstetter über den Tourismus im Landkreis

Von Günther Koch/Life-Magazin

Klaus Dieter Brandstetter ist Tourismus-Experte für die Region. Foto: Touristik Service Waldeck-Ederbergland GmbH

Korbach – Eigentlich war Klaus Dieter Brandstetter, Jahrgang 1960, gebürtiger Pirmasenser, nach Stationen in Bad Dürkheim, im Landkreis Trier-Saarburg, in Reutlingen und Bad Kreuznach ab 2003 Geschäftsführer der Touristik Service Waldeck-Ederbergland GmbH mit Sitz in Korbach, zufrieden: „2019 haben fast 860 000 Gäste bei uns für 3,3 Millionen Übernachtungen gesorgt, die Aufenthaltsdauer lag im Schnitt bei 3,9 Tagen, auf Ebene des Landkreises sind fast 700 Millionen Euro Bruttoumsatz im Tourismus erzielt worden.“

Dann kam Corona ...

Klaus Dieter Brandstetter: ... und die Zahlen gingen selbstverständlich zurück, sehr stark sogar. 2020 waren es noch 518 215 Gästeankünfte (minus 39,7 Prozent) und 2,33 Millionen Übernachtungen (minus 30,5 Prozent). 2021, mit einem Lockdown von fast einem halben Jahr, lagen die Werte nochmals niedriger bei 469 000 bei den Gästeankünften (minus 9,5 Prozent) und 2,25 Millionen bei den Übernachtungen (minus 3,3 Prozent). Die Aufenthaltsdauer hat sich in Zeiten von Corona jedoch verlängert: Die Gäste sind 2020 durchschnittlich 4,5 Tage, 2021 sogar 4,8 Tage geblieben.

Und aktuell? Was sagt die Landesstatistik für Betriebe mit zehn und mehr Betten in Waldeck-Frankenberg aus?

Klaus Dieter Brandstetter: Bis Juli 2022 liegen die Werte bei uns deutlich über denen aus 2020 und 2021, aber mit 13,6 Prozent bei den Ankünften und 11,3 Prozent bei den Übernachtungen doch immer noch unter den Vergleichswerten Januar bis Juli 2019. Wobei die Aufenthaltsdauer gegenüber 2019 leicht von 3,8 auf 3,9 Tage zugenommen hat. 2019 sind 92 Prozent der Gäste aus dem Inland gekommen, vor allem aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen und 8 Prozent aus dem Ausland, angeführt von den Niederlanden vor Belgien, Schweiz und USA.

Was war auffällig während Corona 2020 und 2021?

Klaus Dieter Brandstetter: Es hat stärkere Rückgänge gegeben bei den ausländischen Gästen als bei den Inländischen. Aufgrund von Befragungen in der Vergangenheit und den aktuellen Beobachtungen stellen wir fest, dass Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Radfahren in den letzten Jahren stark zugenommen haben. In Willingen kommen im Winter natürlich noch die Wintersportarten hinzu. Im Frühjahr, Sommer und Herbst haben dort Mountainbiker und Wanderer einen großen Anteil bei den Gästen.

Und mit welchen Pfunden kann Ihre Region sonst noch wuchern?

Klaus Dieter Brandstetter: Bleiben wir bei Willingen. Für den Bereich Aktivurlaub sind hier eben neben Skialpin und Skilanglauf vor allem die Bike-Welt und die Wanderangebote zu nennen. Aktivurlaub ist aber auch Schwerpunkt rund um den Diemelsee etwa mit dem Raderlebnispark dort und am Twistesee. Bad Arolsen steht für Geschichte und Kultur. Bad Wildungen für Kur und Gesundheitsurlaub. Im Süden des Kreises gibt es mit dem Burgwald und dem Ederbergland Schwerpunkte beim Wanderurlaub und beim Radurlaub. Nicht zu vergessen natürlich die Region um den Edersee mit Wassersportmöglichkeiten, Wander- und Radangeboten sowie dem einzigen hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee samt UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder Europas“.

Wie sieht es mit der Qualität aus? Auf die kommt es doch immer mehr an.

Klaus Dieter Brandstetter: Da sind wir in Hessen sicherlich der Landkreis mit den meisten Qualitätsbetrieben. An die 500 Betriebe haben mindestens eine Qualitätsklassifizierung oder -zertifizierung. Das gilt es zu erhalten.

Was könnte/muss in Zukunft besser werden? Woran arbeiten Sie konkret?

Klaus Dieter Brandstetter: Daran, dass die Betriebe bei der Digitalisierung vorankommen. Und mit verschiedenen Partnern versuchen wir eine Lösung für das Problem der fehlenden Arbeitskräfte im Tourismus zu finden. Ein weiteres Problem, das sich für die Zukunft abzeichnet, ist das Ausdünnen des Angebots von Einkehrmöglichkeiten in der Fläche und vor allem entlang der Wanderwege und Radrouten. Hier sind wir derzeit dabei, die Schwachstellen zu erfassen und nach Lösungen zu suchen, also zum Beispiel Betriebsnachfolger zu finden. Dann müssen wir über die leider oft nur zeitweise Öffnung in der Saison sprechen, über Catering, Verkaufsautomaten …

Welches ist das größte Tourismus-Projekt, das Sie gerade beschäftigt?

Klaus Dieter Brandstetter: Auf Kreisebene die Umsetzung der Green Trails, ein fast durch den gesamten Landkreis führender Mountainbike-Pfad, der die angegliederten Trail-Parks verbindet. Das Besondere daran ist die Auslegung auf viele verschiedene Zielgruppen und nicht nur für die Hard-Core-Mountainbiker. In Willingen punktet man zudem gerade mit dem Bau des Sky Walks – immerhin einer der längsten Hängebrücken der Welt mit 665 Metern.

Welchen Trend sehen Sie generell beim Tourismus in Deutschland in einer Region wie Waldeck-Frankenberg?

Klaus Dieter Brandstetter: Durch die mit Corona verbunden Einschränkungen bei Auslandsurlaubsreisen hat der Urlaub in Deutschland profitiert. Urlaub im eigenen Land war und ist gefragt. Damit verbunden sind auch die Steigerungen bei den Outdoor-Aktivitäten vor allem beim Radtourismus und beim Wandern, was meiner Meinung nach auch noch 2023 anhalten wird. Experten sagen voraus, dass sich das Reiseverhalten danach wieder an das vor Corona annähern wird.

Von Trends wie diesen können Mittelgebirgsregionen wie Waldeck-Frankenberg aber nur profitieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Klaus Dieter Brandstetter: Allerdings! Und das hat dann mit guter Erreichbarkeit, hochwertiger Freizeitinfrastruktur, sehr gutem Service, Onlinebuchbarkeit der Betriebe und optimaler Ansprache der Zielgruppen zu tun. Qualität wird auch weiterhin einen hohen Stellenwert behalten und nachhaltige Angebote werden stärker nachgefragt werden. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschieben sich immer mehr.

Und welche Chancen sehen Sie das für Waldeck-Frankenberg?

Klaus Dieter Brandstetter: Viele Trends spiegeln sich im Angebot im Bereich des Tourismus bei uns bereits wider. Es gilt, das Thema Nachhaltigkeit weiter auszubauen, an der Qualitätsphilosophie festzuhalten und die Vielfalt im Angebot richtig an die entsprechenden Zielgruppen zu vermitteln. Wenn gleichzeitig weiter in die touristische Infrastruktur investiert wird und Angebote im Bereich Co-Working, also der Zusammenarbeit unterschiedlicher Professionen in gemeinsamen Räumen, sowie im Bereich Workation, also der gewollten Verbindung von Arbeit und Urlaub außerhalb des eigenen Wohnumfeldes, ausgeweitet werden, stehen die Chancen für die mittelfristige Zukunft gut.

Wie würden Sie also den Tourismus in Waldeck-Frankenberg weiterentwickeln?

Klaus Dieter Brandstetter: Auf jeden Fall auf Qualität vor Quantität setzen, weitere Radwege als Qualitätsradrouten ausbauen, die derzeit bestehenden Wanderwege auf dem Qualitätsniveau erhalten und neue Infrastruktur mehr unter dem Punkt Nachhaltigkeit (und damit auch Nutzen für die eigene Bevölkerung) bewerten. Wichtig wäre auch eine flächendeckend gute W-LAN-Versorgung.

Eine Vision: Wie könnte/sollte der Tourismus bei Ihnen 2030 aussehen?

Klaus Dieter Brandstetter: Die Zahl der Gäste hat sich dann bei 950 000, die der Übernachtungen bei 3,9 Millionen eingependelt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei 4,1 Tagen. Vor- und Nachsaison sind stärker. Der Natururlaub hat durch die abgestimmten nachhaltigen Angebote zwischen dem Nationalpark Kellerwald-Edersee sowie den Naturparks Kellerwald-Edersee und Diemelsee mit den entsprechenden Leistungsträgern einen hohen Stellenwert erreicht. Es gibt keine Konflikte zwischen Gästen und Bevölkerung, da diese in alle größeren touristischen Infrastrukturprojekte eingebunden sind. Aufgrund der in 2023 bis 2029 umgesetzten Maßnahmen im Bereich Mobilität ist der Anteil der Urlauber, die ohne Auto im Landkreis Urlaub machen, auf 40 Prozent gestiegen. Kurz: Waldeck-Frankenberg steht für einen nachhaltigen, qualitätsbewussten Urlaub in der Mitte Deutschlands.

Sie sollen einen neuen Werbeslogan für die Region kreieren: Wie könnte der aus Ihrer Sicht lauten? Und was sollte er in jedem Fall ausdrücken?

Klaus Dieter Brandstetter: „Vielfalt mit Qualität – in der Mitte Deutschlands“. Er soll ausdrücken, dass es im Landkreis ein vielfältiges Urlaubs- und Freizeitangebot gibt, gut erreichbar und von hoher Qualität.

Info Waldeck-Frankenberg I

Der Landkreis im Westen Nordhessens am Übergang des Rheinischen Schiefergebirges ins Hessische Bergland ist flächenmäßig mit 1848 Quadratkilometern der größte im Bundesland, zählte zuletzt über 156 500 Einwohner. Ausgedehnte Wälder und die Eder, die den gleichnamigen See speist, prägen die Mittelgebirgslandschaft. Die beiden größten Städte sind Korbach im Nordteil sowie Frankenberg im Südteil. Korbach ist zugleich Kreisstadt. Daneben gehören noch Bad Wildungen, Bad Arolsen, Volkmarsen, Waldeck, Edertal, Willingen, Allendorf/Eder, Battenberg und Diemelstadt zu den größeren Orten in der Region, die auch Burg- und Kellerwald umfasst. Wichtige Flüsse neben der Eder sind Diemel, Twiste, Itter und Orke, wichtige Seen neben dem Edersee Diemel- und Twistesee.

Info Waldeck-Frankenberg II

Als Wahrzeichen des Landkreises gilt Schloss Waldeck am Nordufer des Edersees. Die Korbacher Spalte ist eine 20 Meter tiefe, bis zu 3,50 Meter breite und etwa einen Kilometer lange wichtige Lagerstätte für Fossilien. Der seit 2004 existierende und 2020 erweiterte Nationalpark Kellerwald-Eder ist einer von 16 in Deutschland und einziges Schutzgebiet dieser Art in Hessen. Er umfasst auch Teile des Welterbes „Alte Buchenwälder Europas“. Für Wanderer: Auf dem 68 Kilometer langen Urwaldsteig, einem Rundwanderweg mit sechs Etappen, lässt sich speziell die Edersee-Region ganz gut erkunden. Der sogar 156 Kilometer lange Kellerwaldsteig führt auf zwölf Etappen ab Frankenau neben dem Landkreis Waldeck-Frankenberg auch noch durch den Landkreis Schwalm-Eder.

Info Waldeck-Frankenberg III

Klimamäßig liegt Waldeck-Frankenberg im gemäßigten Bereich. Als Möglichkeit zur Einquartierung bietet sich in Ellershausen bei Frankenau das Romantik-Hotel Landhaus Bärenmühle (Vier-Sterne-Niveau, 15 Zimmer/Suiten, im Tal der Mühlen am Lengelbach gelegen, ländlich-elegant mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, Wellness mit Sauna, Naturgarten, Naturbadeteich, www.baerenmuehle.de) an. Zu den kulinarischen Spezialitäten der Region gehören Fleisch-, Wildgerichte sowie Ahle Worscht und Schepperlinge als eine Art Kartoffelpuffer.

Service Anreise

Die nächsten Autobahnanschlüsse sind die bei Diemelstadt auf der A44 und bei Fritzlar auf der A49. Wichtigste Zubringerstraße in die Region ist die Bundesstraße B252, die Marburg über Frankenberg, Korbach und Bad Arolsen mit Warburg und Paderborn verbindet. Der Edersee ist am besten über die Bundesstraßen B251, B252 und B485 erreichbar. Züge verkehren auf den Strecken Volkmarsen-Bad Arolsen-Korbach, Brilon Wald-Willingen-Korbach, Marburg-Frankenberg-Korbach und Wabern-Bad Wildungen. 55 Kilometer sind es vom Edersee zum Flughafen Kassel-Calden, 90 zum Flughafen Paderborn/Lippstadt und 165 bis zum Flughafen Frankfurt/Main.

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KoCom/Foto: Touristik Service Waldeck-Ederbergland GmbH

13. Oktober 2022