Das Fiesta-Protokoll (IV)
Ford-Kleinwagen im Dauertest / Die Bilanz
Von Günther Koch/Life-Magazin
Der Fiesta, hier als Titanium-X-Fünftürer mit 125 PS, ist der Einstiegs-Ford bei uns. Foto: Koch
Erst das Auto und die Baureihe. Dann der Antrieb, sprich: die Motorisierung, und die Fahreigenschaften. Danach die Ausstattung. Bleibt am Ende des fast dreimonatigen Dauertests mit Fords 125-PS-Fiesta-Fünftürer Titanium X mit Doppelkupplungsautomatik eigentlich nur noch die Zusammenfassung. Im Protokoll, Teil IV: die Bilanz.
Corsa- und Polo-Konkurrent
2433 Kilometer sind wir in dem kleinen Opel-Corsa- und VW-Polo-Konkurrenten unterwegs gewesen, den es inzwischen nur noch als Benziner gibt, als Sauger mit 75 sowie als EcoBoost-Turbo mit 95, eben 125 und 155 PS, von denen die 125-PS-Version auch als Mildhybrid lieferbar, die 155-PS-Variante serienmäßig teilelektrifiziert ist. Und um es gleich vorweg zu sagen: Einzige Auffälligkeit in der längeren Zeit des Tests ist gewesen, dass sich nach frostigen Januar-, Februar- und März-Nächten am nächsten Morgen innen auf der Windschutzscheibe ziemlich viel Feuchtigkeit angesammelt hat.
Schon die Front samt Markenlogo über dem Kühlergrill weist auf das moderne flotte Design hin.
Zusammen mit Focus und Kuga
Der Fiesta ist laut Ford 2020 zusammen mit dem kompakten Focus und dem Kompakt-SUV Kuga mit rund 34 820 Einheiten bei uns das meistverkaufte Modell der Marke gewesen, wobei die Kölner über alle Baureihen hinweg zuletzt hierzulande 194 250 Pkw-Zulassungen und damit 6,7 Prozent Marktanteil erreicht haben. Ein Vorteil des Fiesta scheint zu sein, dass es sich dabei um einen ausgereiften Kleinwagen handelt, den es schon seit 1976 gibt. Er läuft noch als Drei- und praktischerer Fünftürer im Stammwerk im Kölner Stadtteil Niehl vom Band, ist immer wieder neu gestaltet und technisch verbessert worden. Die 2017 eingeführte Generation stellt bereits die achte dar. Aktuell stehen neun (!) Ausstattungslinien zur Wahl, darunter zwei für den Lifestyle-Crossover Active. Die Preise reichen von 13 550/14 350 bis 26 050/27 550 Euro.
Unter der Haube ist ein 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner am Werk. Blick ins übesichtliche Cockpit.
Vom Design bis hin zum Komfort
Das Design hat was. Schon von außen kommt der Fiesta mit fast Aston-Martin-ähnlichem Kühlergrill im Kleinformat und sportlichem Dachkantenspoiler am Heck daher. Die Verarbeitung wirkt solide. Bei der qualitativen Anmutung ist das Bemühen um mehr Wertigkeit zu spüren. Ein-, Ausstieg, Licht, Sicht sowie die Variabilität des Kofferraums gehen in Ordnung. Volumen und Nutzbarkeit des Stauabteils stellen noch einigermaßen zufrieden. Die Bedienung ist besser geworden. Auch beim Thema Multimedia und Vernetzung hält der Fiesta mit. Das Raumangebot vorn kann sich für einen Wagen dieser Größe sehen lassen. Hinten geht es in dem für fünf Personen ausgelegten kleinen Ford aber doch beengter zu. Die Innenraum-Variabilität ist standesgemäß. Was Sitz-, Klimatisierungs-, Innengeräusch- und Federungskomfort betrifft, spricht die Tatsache, dass man mit dem Fiesta durchaus auch längere Strecken fahren kann, durchaus für sich.
Heck-/Seitenansicht des Fünfsitzers mit dem Modellschriftzug hinten.
Von den Leistungen bis zu den Elektronikhilfen
Fahrleistungen, Leistungsentfaltung, Laufkultur und Getriebe geben eigentlich keinen Grund zur Klage. Im Gegenteil. Dass der fast 200 Stundenkilometer schnelle Dreizylinder-Turbo im Testwagen sogar hoch bis 6000 Touren drehen kann, unterstreicht die Spritzigkeit. Mit der für Kleinwagen längst noch nicht üblichen Siebengang-Doppelkupplungsbox ist zudem ziemlich kommodes und entspanntes Unterwegssein möglich. Das etwas straffere Fahrwerk hat auch mit Blick auf die elektromechanische Servolenkung und die Bremsen bei aller Agilität und Wendigkeit einen unterm Strich fahrstabil-sicheren Gesamteindruck hinterlassen. Der selektive Fahrmodus-Schalter mit den Einstellungen Normal, Eco und Sport, beim Active kommen noch die für rutschigen Untergrund sowie für unbefestigte Straßen hinzu, ist bereits im Basismodell Standard. Punkten kann der Fiesta bei Sicherheit und Komfort nicht zuletzt mit den verfügbaren elektronischen Fahrhilfen.
Das Gepäckabteil fasst 292 bis 1093 Liter. Und so sieht der Kleinwagen von der Seite aus.
Und alles auf kleinem Raum
Alles in allem: 25 450 Euro Grundpreis für das 125-PS-Titanium-X-Testmodell, mit Sonderausstattungen sogar 29 150 Euro, sind für einen kleine Schräghecklimousine wie diese schon ziemlich stattlich, wobei sich die Kosten für das Auto sonst in Grenzen halten. Mit dem Fiesta könnten die Kölner deshalb eigentlich auch weiter Fiesta feiern, was freilich maßgeblich davon abhängen wird, wie der Autobauer am Ende seine Zukunft mit welchen Modellen sieht. In diesem Fall wirklich nur noch mit Schwerpunkt SUV? Es wäre schade um den kleinen Ford, selbst wenn es auf Dauer nicht leicht sein dürfte, die immer strenger werdenden Sicherheits- und Umweltauflagen auf so kleinem Raum zu erfüllen.
Datenblatt
Motor: Dreizylinder-Turbobenziner. Hubraum: 1,0 Liter. Leistung: 92/125 kW/PS. Maximales Drehmoment: 170/1400 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 9,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 199 Stundenkilometer. Umwelt: Testverbrauch 5,6 Liter pro 100 Kilometer, nach WLTP-Messverfahren 104-110 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bei angegebenen 4,6-4,9 Litern Mixverbrauch. Abgasnorm: Euro-6d. Grundpreis Testwagen: 25 450 Euro, Gesamtpreis Testwagen (mit Sonderausstattungen): 29 150 Euro.
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KoCom/Fotos: Günther Koch
9. April 2021