"Leider auch gefährlich"
Im Himalaya (III) / Eine Nachbetrachtung / Bergwanderer Heinrich Reh: "Höhenkrankheit kann jeden treffen"
„Echte Herausforderung“: Heinrich Reh war in der Everest-Region. Foto: Reh/Privatarchiv
Wetter (Hessen) – „Wer zum Trekking kommt, sollte eine gewisse Grundfitness mitbringen“, rät Bergwanderer und Bergsportler Heinrich Reh aus Wetter in Hessen.
Sollte man vielleicht Marathon-Läufer sein?
Heinrich Reh: Nicht gleich, aber es schadet auch nicht, um beispielsweise zum Basiscamp am Mount Everest zu kommen.
Und wer seit Jahren nicht gewandert ist?
Heinrich Reh: Sollte vorab doch ein paar größere Touren in heimischen Gefilden unternehmen.
Worauf kommt es vor allem an?
Heinrich Reh: Auf die Höhenmeter.
Und damit verbunden dann wohl auch auf die Gefahr der Höhenkrankheit?
Heinrich Reh: Genau darauf. Sie birgt das größte und leider auch ein lebensgefährliches Risiko bei einem Nepal-Trip!
Lässt sich das schon vorher sagen, ob man betroffen sein könnte?
Heinrich Reh: Nein, leider nicht. Egal ob fit oder nicht, dick oder dünn: Es kann jeden treffen.
Selbst wenn man schon zehn Mal in Nepal war?
Heinrich Reh: Dann trifft es dich vielleicht beim elften Mal.
Was hilft im Notfall?
Heinrich Reh: Nur ein rascher Abstieg.
Und wenn alles nichts bringt?
Heinrich Reh: Muss man mit dem Helikopter ausgeflogen werden.
Wie ist eigentlich das Wetter im Everest-Gebiet?
Heinrich Reh: Die Nächte werden kalt. Die Temperaturen fallen weit in den Minusbereich. Wenn aber die Sonne aufgeht, wird es warm.
Selbst auf 5000 Metern?
Heinrich Reh: Auch da. Da kann man tagsüber dann sogar mit kurzer Hose umherlaufen – vorausgesetzt natürlich, der Wind hält sich in Grenzen und die Sonne scheint.
Und wenn am Nachmittag der Nebel alles einhüllt?
Heinrich Reh: Fällt eben die Temperatur dann auch deutlich ab.
Mit kurzer Hose ist dann Schluss ...
Heinrich Reh: ... dafür muss dann die dicke Daunenjacke angezogen werden. Es kann natürlich auch immer regnen oder schneien.
Ein Sommerschlafsack dürfte da wahrscheinlich nicht ausreichen, oder?
Heinrich Reh: Definitiv nicht.
Was wird empfohlen?
Heinrich Reh: Ein Schlafsack mit einer Komforttemperatur von mindestens minus zehn Grad. Nachts wird es selbst in Zimmern empfindlich kalt. Oft so kalt, dass das Wasser einfriert.
Wie ist der Weg zum Everest-Basiscamp ausgebaut?
Heinrich Reh Recht gut. Viele rote Wanderwege in den Alpen sind schwerer als die Hauptwege zum Everest-Basislager. Ausgesetze Stellen mit extrem steilen Passagen gibt es hier keine. Alle Wege sind gut zu gehen.
Und die Hängebrücken, die man immer wieder sieht?
Heinrich Reh: Sind wirklich sehr hoch und schwanken auch ordentlich. Das könnte mit Höhenangst eine echte Herausforderung werden!
Wie teuer sind Trekking-Touren im Himalaya in der Everest-Region?
Heinrich Reh: Stellt sich die Frage, ob ich alles über einen Reiseveranstalter buche oder alles selbst plane, mir einen Führer nehme, ich mit oder ohne Träger unterwegs bin. Auch von Region zu Region sind die Preise unterschiedlich. Unsere 31-Tage-Tour hat zum Zeitpunkt der Reise schon 2001 insgesamt rund 3600 Euro gekostet.
Ist zahlenmäßig die touristische Grenze im Himalaya eigentlich inzwischen erreicht, die die Region und der Everest noch verkraften können?
Heinrich Reh: Schwer zu sagen. Die Gefahr besteht natürlich, dass es wie in vielen anderen Regionen der Welt einmal zu viele (Berg-)Touristen werden könnten mit allen negativen Begleitumständen, die sich dadurch ergeben. Andererseits leben die Menschen in diesem armen Land, die Nepalesen, vom Tourismus. Ich denke, auch hier kommt es in Zukunft vor allem darauf an, einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu finden. Eine Art goldenen Mittelweg.
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KoCom/Fotos: Heinrich Reh/Privatarchiv
27. Januar 2023