Sonntag, 22. Dezember 2024

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Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Auch ohne Überschall

Ford-Sportwagen-Ikone Mustang schafft als Mach-1 mit 460 PS bis zu 267 Stundenkilometer Spitze

Von Günther Koch/Life-Magazin

Ford bietet die Neuauflage des Mustang Mach-1 bei uns als Fastback an. Fotos: Koch

Schneverdingen – Ein kleiner Ort in der Lüneburger Heide in der Nähe von Schneverdingen beim Camp Reinsehlen. Ein älterer Mann fotografiert uns, als wir langsam durchs Dorf fahren. Wir sind im knallgelben Ford Mustang Mach-1 mit dickem, schwarzem Streifen vorn auf der Motorhaube unterwegs, der jüngsten Produktneuheit des Autobauers, der sich (nicht nur) im Rahmen seiner nationalen Roadshow „Electric meets Performance“ gerade aktuell im Spagat zwischen Elektro- und Hochleistungsfahrzeugen noch mit Verbrennungsantrieb versucht.

Nicht zu verwechseln mit Mach-E

Wenn es zuletzt produktmäßig um Ford gegangen ist, kam die Rede meist sehr schnell erst einmal auf den Mustang Mach-E, den ab 46 900 Euro teuren, mit 9000 Euro Umweltbonus geförderten, seit Mai ausgelieferten vollelektrischen Crossover-SUV-Fünfsitzer wahlweise mit 269, 294 oder 351 PS, 430 oder 580 Newtonmetern Drehmoment, mit netto 68- oder 88-Kilowattstunden-Batteriekapazität, bis zu 610 Kilometern Reichweite, Heckantrieb oder Allrad; das Spitzenmodell des Vollstromers, der Mach-E GT mit 487 PS, wird bislang noch aller Voraussicht nach ab Ende 2021 zu haben sein. Den Mach-1-Mustang, den es in den 1960er- und 1970er-Jahren schon einmal gegeben hat, bietet Ford neu nur als Fastback an, angetrieben von einem 460 PS starken, überaus drehfreudigen 5,0-Liter-Achtzylinder mit unverwechselbar brabbelndem Blubbersound auch dank der Sportabgasanlage mit aktiver Klappensteuerung.

Schon die Frontpartie mit dem Markenlogo im Kühlergrill weist markante Designmerkmale auf.

Entweder Handschaltung oder Automatik

Ralph Caba stellt den Mach-1 vor, der in der Spitze bis zu 267/250 Stundenkilometer schafft. „Keine andere von Ford in Europa angebotene Mustang-Serienversion lässt sich so schnell auf Rennstrecken fahren wie der Mach-1“, verweist der Ford-Deutschland-Sprecher auf das neue, direkt vom nordamerikanischen Mustang Shelby GT350 stammende Ansaugsystem und die zwei Getriebeoptionen, nämlich entweder Zehngang-Automatik oder, wofür wir uns bei unserer ersten Ausfahrt entschieden haben, Sechsgang-Handschaltung, die ein Novum für das Pony Car in Europa ist. Deren Zwei-Scheiben-Kupplung ermöglicht schnelle, ziemlich präzise Gangwechsel bei höheren Drehzahlen; darüber hinaus unterstreicht der kürzere Schaltweg den dynamischen Charakter. Beim Herunterschalten gleicht die elektronische Steuerung über gezielte Zwischengasstöße automatisch den Drehzahlunterschied aus. Beim Hochschalten kann der Fuß im Grunde am Gas bleiben; die Zugkraft wird nur minimal unterbrochen. Die überall serienmäßige mechanische Differenzialsperre hinten hilft, die Traktion beim Herausbeschleunigen aus Kurven und bei Geradeausfahrt zu verbessern.

Zum Achtzylinder gehört der typische Brabbelsound. Blick ins recht übersichtliche Cockpit.

Auch mit höherem aerodynamischen Abtrieb

Das Fahrwerk ist so ausgelegt, dass man im Alltag wie auf Rennstrecke durchaus auf seine Kosten kommt. Die speziellen Stoßdämpfer sind mit Blick auf Federn, Querstabilisatoren und Aufhängungselementen entsprechend angepasst, sorgen etwa bei höheren Fliehkräften in Kurven für klare Rückmeldungen und ganz gut kontrollierbares Eigenlenkverhalten. Ähnlich verhält es sich bei der elektromechanischen Servolenkung, die präziser ausfällt. Den aerodynamischen Abtrieb beziffert Caba sogar um 22 Prozent höher als beim Mustang GT: „Das geht vornehmlich auf das Konto seines aerodynamisch wirksamen Diffusors aus dem Mustang Shelby GT500 und des darauf abgestimmten Unterbodens.“ Er führt mit besonderen Finnen auch den Bremsen wichtige Kühlluft zu. Der eigens entwickelte Frontspoiler sorgt für Anpressdruck an der Vorderachse, während der einflügelige Heckspoiler die aerodynamische Balance des Sportwagens sichern soll. Fünf Fahrmodi sind wählbar. Über sie lassen sich Ansprechverhalten, Schaltzeitpunkte (der Automatik), Lenkaufwand und die Kalibrierung des elektronischen Schleuderschutzes den jeweiligen Fahrbedingungen anpassen. Hinzu kommen Launch Control und das System, erläutert der Ford-Sprecher, bei dem die Vorderradbremse das Auto auf der Stelle hält, während der Fahrer die Hinterräder durchdrehen lässt, um die Reifen aufzuwärmen.

Heck-/Seitenansicht des zweitürigen Viersitzers. Das Gepäckabteil fasst erweiterbare 408 Liter.

Adaptivfahrwerk mit Dämpfungssystem schon Serie

Gehören bei den Mustang GT etwa schon LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, Zweizonen-Klimaautomatik, digitale Zwölfzoll-Instrumententafel, Audiosystem, Achtzoll-Touchscreen, Digitalradio, Vernetzung, Sportsitze, Lederlenkrad, Pedale mit Aluminium-Auflage, Adaptivtempomat, Fahrspur-, Fahrspurhalteassistenz, Rückfahrkamera, Parkpilot und 19-Zoll-Leichtmetallräder mit vorn/hinten 25/275er-Reifen zum Grundumfang, listet Ford für den Mach-1 über Adaptivfahrwerk mit Dämpfungssystem sowie Kühlergrill und Heckspoiler im Mach-1-Look hinaus noch markante Designelemente auf der Motorhaube und den Karosserieflanken, dazu Navigation, den weißen Schaltknauf im Billardkugel-Stil (für die Version mit Handschaltung) und Soundsystem auf. Jeder einzelne Mustang Mach-1, solide verarbeitet, für die Sportwagenklasse qualitativ standesgemäß anmutend, 4,80 Meter lang, 1,91/2,08 Meter breit, 1,40 Meter hoch, Radstand 2,72 Meter, Kofferraum erweiterbare 408 Liter, bekommt zudem eine Plakette mit individueller Produktionsnummer. Der Preis beginnt bei 60 800, die Automatikversion bei 63 800 Euro. Die normalen Mustang-Fastback-GT-Achtzylinder, alles zweitürige Viersitzer mit 449 PS, fangen bei 49 300, das Faltverdeck-Cabrio bei 53 800 Euro an.

Modellkennung an der Seite. Und so sieht das amerikanische Pony Car von der Seite aus.

Schon im vollen Lauf

Dass der ältere Mann im Heidedorf uns fotografiert hat, lässt uns nicht los. Wir fahren zurück, treffen ihn noch an und fragen nach dem Grund. Seine Frau liebe einfach Ferrari, sagt er, insbesondere die gelbe Farbe ... Immerhin: Wie die im Umfeld anderer amerikanischer Muscle Cars wie Chevrolet Camaro oder Dodge Viper positionierten Mustangs haben auch die Italiener ein Pferd im Wappen, das tänzelnde, sich aufbäumende Cavallino Rampante. Die Mustangs im Kühlergrill der gleichnamigen Ford-Sportwagen sind dagegen stürmisch schon im vollen Lauf. Auch ohne Überschall. Lesen Sie ebenfalls: Elektro & Performance - Ford weiter unter Strom Mehr Voller Temperament – der neue Ford Mustang Mach-E Mehr

Datenblatt

Motor: Achtzylinder-Turbobenziner. Hubraum: 5,0 Liter. Leistung: 338/460 kW/PS. Maximales Drehmoment: 529/4900 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 4,8/4,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 267/250 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Ford Mixverbrauch nach WLTP 12,4/11,7 Liter pro 100 Kilometer, 284/270 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Abgasnorm: Euro-6d. Grundpreis: 60 800/63 800 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

10. Juni 2021