Samstag, 21. Dezember 2024

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Blinklicht

"999"

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"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Voller Temperament

Ford lässt vollelektrischem Mustang Mach-E freien Lauf / Zwei Batterien, 269 bis 351 PS / Noch stärkerer GT folgt

Von Günther Koch/Life-Magazin

Der Mach-E ist ein SUV-Ableger des Ford Mustang auf neuer Elektroplattform. Fotos: Koch 

Berlin – Lange genug hat’s gedauert. Die erste Präsentation ist immerhin schon 2019 gewesen. „Jetzt sind die Autos da“, sagt Matthias Tonn. Die ersten Mustang Mach-E seien im belgischen Antwerpen angekommen, würden demnächst bei den Händlern stehen, betont Fords Chef-Programmingenieur für das Vollstromer-Modell in Europa bei der Fahrvorstellung am neuen Berliner Flughafen BER. Mit dem ab 46 900 Euro teuren Mach-E tritt der Autobauer gegen Premium- und Volumenmarken-Konkurrenten wie Audi e-tron, Jaguar I-Pace, Mercedes EQC, Tesla Model Y und VW ID4 an.

Mit Heck- oder Allradantrieb

Das Auto: Beim Mach-E handelt es sich um einen rein batterieelektrischen SUV-Crossover, kraftvoller gezeichnete Front, flache Dachlinie, schmale Fenster, markantes Heck mit Mustang-typisch vertikal ausgeführten dreiteiligen Rückleuchten, 4,71 Meter lang, 1,88 Meter breit, 1,62 Meter hoch, Radstand 2,98 Meter, Kofferraum 402 bis 1420 Liter plus 100 Liter zusätzlich Stauraum vorn in der schon aus dem Puma bekannten praktischen Box mit Wasserablauf etwa für nasse Sportkleidung, schlammige Wanderstiefel oder sandige Strandreste. Ford bietet die Erstauflage mit Allrad, die Normalauflage mit Hinterradantrieb und Allrad an. Der noch stärkere GT, ebenfalls mit Allrad, ist für Ende 2021 vorgesehen. „Die Plattform“, erläutert Tonn, „ist komplett neu für rein elektrische Automobile entwickelt“. Die Verarbeitung wirkt sauber, die Anmutung recht wertig. Innen geht es relativ geräumig zu. Der hochformatige Touchscreen prägt das übersichtlich-moderne, weitgehend digitale Cockpit, in dem man sich nach kurzer Eingewöhnung rasch zurecht finden kann, auch weil wenigstens für wichtige Funktionen noch einige Knöpfe übrig geblieben sind.  

Blick auf die Frontpartie mit dem Markenemblem vorn, dem galoppierenden Mustang.      

400 bis 610 Kilometer Reichweite

Der Antrieb: Das Elektro-Pony ist in den Leistungsstufen 269, 294 oder 351 (GT: 487) PS sowie mit 68- oder 88-Kilowattstunden-Batterie für Reichweiten je nach Version laut dem realistischeren WLTP-Messverfahren von 400 über 440 und 540 bis 610 (GT: 490) Kilometern zu haben. Die (Dual-)Elektromotoren der leer 1969 bis 2182 (GT: 2273) Kilo schweren Mach-E verfügen über 430 und 580 (GT: 860) Newtonmeter Drehmoment, beschleunigen in 5,8 bis 7,0 (GT: 3,7) Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, sind in der Spitze bei 180 (GT: 200) Stundenkilometern elektronisch abgeregelt. Ein Getriebe mit Automatik überträgt die Kraft auf die Räder hinten oder auf alle vier. Den Verbrauch gibt Ford zumindest im Datenblatt im Mix (noch ohne GT) mit 16,5 bis 19,5 Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer an, das Laden je nach Anschluss von 38 (GT: 45) Minuten für 10 bis 80 Prozent der Kapazität über 7,2 und 29 bis 47,2 Stunden, die Laderate nach zehn Minuten mit 85 bis 119 (GT: 97) Kilometern. Wir sind in der 351-PS-Allradversion mit der größeren Batterie unterwegs gewesen. In Sachen Verbrauch hat der Bordcomputer bei uns am Ende nach normalen Orts-, Landstraßen- und spritzigeren Autobahnfahrprofilen 21,3 (statt 18,7) Kilowattstunden angezeigt.        

Unter der Haube vorn finden sich 100 Liter Stauraum. Das Cockpit ist modern und übersichtlich.

Drei verschiedene Modi stehen zur Wahl

Das Fahren: Der Mach-E reagiert beim Tritt aufs Fahrpedal spontan. Das Drehmoment kann quasi - typisch für Elektroautos - vom Start weg fast verzögerungsfrei seine Durchzugskraft entfalten. Beim Allrad treibt ein zusätzlicher Elektromotor vorn die Räder dort an. Die vornehmlich von Beschleunigung, Schlupf und Geschwindigkeit abhängige Momentenverteilung regelt sich unabhängig voneinander zwischen Vorder- und Hinterachse. Das Ein-Pedal-Fahren verhilft zu mehr Reichweite: Einfach Fuß vom Fahrpedal nehmen und die Verzögerungsenergie gelangt als Strom in den Akku zurück. Drei Fahrmodi stehen zur Wahl: „Zahm“ merkt man daran, dass die elektrische Servolenkung eher leichtgängig, der Charakter insgesamt zurückhaltender und es innen möglichst leise ist. „Aktiv“ lässt das Ruhige, Unaufgeregte genauso zu wie den agileren Antritt. „Temperamentvoll“ schließlich, von Tonn sogar in „Entfesselt“ uminterpretiert, strafft die Lenkung, das Fahrpedal spricht direkter an, beim Verzögern stellt sich so etwas wie das Gefühl sportlicheren Zurückschaltens ein, innen breitet sich ein künstlich erzeugter Motorsound aus, die Beleuchtung wechselt ins Orange und dynamische Linien bilden alle Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte auf dem Fahrerdisplay ab. 

Blick auf den Modellschriftzug an der Seite. Das Gepäckabteil fasst 402 bis 1420 Liter.

Schon Basismodell umfangreicher bestückt

Die Ausstattung: Schon im Basismodell gehören etwa LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, Zweizonen-Klimaautomatik, 10,2-Zoll-Fahrerinformationsdislay, Multimedia, 15,5-Zoll-Touchscreen, Navigation, Digitalradio, Soundsystem, Premiumpolster in Lederoptik, Kunstlederlenkrad, Adaptivtempomat, Müdigkeitswarner, Fahrspur-, Ausweich-, Stauassistenz mit Stop-&-Go-Funktion, Rückfahrkamera, Parkpilot, zwei Ladekabel und 18-Zoll-Leichtmetallräder mit 225er-Reifen zum Grundumfang. Die ab 54 000 Euro teuren Varianten mit Allrad verlassen unter anderem mit Radkastenverkleidung in glänzendem Schwarz, rot lackierten Bremssätteln, Karbon-, Innendekor mit roten Ziernähten, Pedalen mit Aluminiumauflage und 19-Zöllern die Produktion in Mexiko. Praktisch ist die Funktion zur Berechnung des aktuellen Aktionsradius. Mit Generation vier des Kommunikations- und Entertainmentsystems lassen sich bis zu 80 Fahrzeugfunktionen individuell anpassen. Kabellose „Over the air“-Updates halten die Software auf neuestem Stand.

Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers. Und so sieht der Elektro-Crossover von der Seite aus.

Künftig Allianz mit Volkswagen

Alles in allem: Wo Mustang drauf steht, muss laut Ford-Mann Tonn auch Mustang drin sein. Wobei ein Elektro-SUV mit höherer Silhouette, mehr Bodenfreiheit und maximal 200 Stundenkilometern Spitze jedenfalls als Mustang schon von der Grundkonzeption her doch etwas anderes sein dürfte als ein legendäres Muscle Car mit blubberndem Achtzylinder. Sinnvoll scheint die Entscheidung, sich mit dem Mach-E zwischen Wettbewerbsmodellen von Premium- und Volumenanbietern zu positionieren. An die mit Sensoren statt durch herkömmliche Griffe sich öffnenden Türen muss man sich gewöhnen. Leichtgewichte sind Elektroautos in der Regel nicht. Der tiefe Schwerpunkt durch die in diesem Fall auch noch platzsparend in der Bodengruppe zwischen den Achsen platzierte Batterie macht da zumindest fahrdynamisch einiges wett. Ford will ab 2030 nur noch rein elektrisch fahren, den Standort Köln vorher schon mit einer Milliarden-Investition zum Zentrum für Elektrofahrzeuge in Europa ausbauen. Und mal sehen, welche konkreten Ergebnisse oder Folgen die auf dem modularem Elektrobaukasten aufbauende strategische Allianz mit Volkswagen bringt. Vielleicht auch für den Mustang Mach-E.      

Datenblatt

(schon mit GT-Version) Motor: Elektromotor/Dual-Elektromotor. Leistung: 198/269 bis 358/487 kW/PS. Maximales Drehmoment: 430 bis 860 Newtonmeter. Beschleunigung: 3,7 bis 7,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Elektronisch abgeregelte Höchstgeschwindigkeit: 180, 200 Stundenkilometer. Batteriekapazität: 68, 88 Kilowattstunden. Reichweite: 400 bis 610 Kilometer. Kombinierter Verbrauch: Laut Ford im Mix (ohne GT) 16,5 bis 19,5 Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer. Ladedauer: Je nach Anschluss 38 und 45 Minuten für 10 bis 80 Prozent der Kapazität bis 47,2 Stunden. Laderate: 10 Minuten für 85 bis 119 Kilometer. Grundpreis (ohne GT): 46 900 bis 62 900 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

3. März 2021