Nachhaltiger mobil
Fiat setzt erstmals Mildhybridtechnik ein / Start zunächst mit den beiden Kleinwagen 500 und Panda
Von Rainer Waldinger/Life-Magazin
Wenn schon, dann gleich im Doppelpack: (von links) Fiat Panda Hybrid, Fiat 500 Hybrid. Fotos: Waldinger/Fiat
Bologna – Spät, aber immerhin: Jetzt lässt auch Fiat Chrysler Automobiles seine beiden ersten aktuellen Serienmodelle zumindest teilelektrisch vorfahren. Dabei handelt es sich um die gerade in Bologna vorgestellten, noch im Februar erhältlichen Fiat 500 und Fiat Panda jeweils als Mildhybrid auf Basis eines Benziners, die in dieser Antriebsvariante zu Einstiegspreisen im Fall des 500 ab 13 990 und beim Panda ab 13 490 Euro in der Liste stehen. Fiat 500 und Fiat Panda sind in der Kleinstwagenklasse im Umfeld etwa von Renault Twingo, Seat Mii, Skoda Citigo und VW Up unterwegs.
Der Knuffige, der Robuste
Das Auto: Den Fiat 500, 3,57 Meter lang, Radstand 2,30 Meter, Kofferraum 185 bis 550 Liter, auch als Cabrio, kompaktes Format, flotte Fahrleistungen, spritziges Fahrverhalten, kaum Assistenzsysteme, gibt es einschließlich des Vorläufers Cinquecento seit 1957. Der Panda, 3,68 Meter lang, Radstand 2,30 Meter, Kofferraum 225 Liter, ordentlich Platz, übersichtliche Karosserie, auch mit Allrad möglich, sonst karge Ausstattung, ist seit fast 40 Jahren auf dem Markt. Von beiden verkauft Fiat in Europa rund 400 000 Einheiten pro Jahr. Der knuffige 500 vertritt dabei als Ikone in Sachen Design und Mode eher die emotionalere Richtung, der robustere Panda mit seinen fünf Türen mehr die im Alltag funktionell-praktischere. Beide sind kompakt, relativ leicht, wendig, sollen als Fahrzeuge mit dem effizienteren Alternativantrieb auch preislich so einem noch breiteren Publikum zugänglich werden.
Den Fiat 500 gibt es jetzt auch elektrifiziert. Unter der Haube ist ein 70-PS-Benziner am Werk.
In spezieller Einführungsauflage
Die Ausstattung: Fiat bietet 500 Hybrid und Panda Hybrid zum Start in einer speziellen Launch Edition an. Die Sondermodelle dieser Erstauflage sind am Heck an einem speziellen Schriftzug zu erkennen, an der Mittelkonsole an einem speziellen Logo. Zwei Tautropfen bilden als „Symbol für den Beginn einer neuen Ära“ den Buchstaben H (für Hybrid). Auch die exklusive Karosserielackierung mit Namen „Taugrün" stellt nach Fiat-Angaben eine „Hommage an die Themen Natur und Innovation“ dar. Die Sitzbezüge bestehen komplett aus recyceltem Kunststoff. Das Garn wird aus spezieller, ebenfalls wiederverwertbarer Polyester-Faser hergestellt. Die Digitalanzeigen im Cockpit sind neu.
Blick ins Cockpit, in dem die Digitalanzeigen neu sind, und auf den Modellschriftzug hinten.
Basis ist 70-PS-Dreizylinder-Benziner
Der Antrieb: Die Italiener setzen, in beiden Mildhybrid identisch, einen neuen Dreizylinder-Saugbenziner ein, der den bisherigen 1,2-Liter-Vierzylinder mit 69 PS ersetzt, die strengere Abgasnorm Euro-6d erfüllt, etwa 20 Prozent Sprit sparen und den Schadausstoß verringern soll, indem er mit einem Riemen-Starter-Generator im 12-Volt-Bordnetz sowie Lithium-Ionen-Batterie gekoppelt ist. Der Verbrenner leistet 70 PS, stellt 92 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, beschleunigt Hybrid-500 und Hybrid-Panda in 13,8 und 14,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, macht sie in der Spitze 167 und 155 Stundenkilometer schnell. Ein ganz gut abgestuftes Sechsgang-Schaltgetriebe überträgt die Kraft auf die Räder. Den Verbrauch gibt Fiat im Mix zumindest im Datenblatt mit jeweils 4,1 Litern an, was pro Kilometer 93 Gramm Kohlendioxid entspricht. Durch den geringeren Schadausstoß ergeben sich zudem Steuervorteile.
Beim robusteren Panda ist der Hybridantrieb aus Verbrenner und Riemen-Starter-Generator identisch.
Mehr Komfort, weniger Vibrationen
Das Fahren: Das Hybridsystem, bei dem die spritsparende Stopp/Start-Automatik komfortabler und vibrationsfreier arbeitet, gewinnt beim Bremsen und im Schubbetrieb Energie zurück, speichert sie in der Batterie. Der Generator unterstützt etwa beim Starten und beim Anfahren. Schon bei weniger als Tempo 30 ermöglicht er, den Motor abzuschalten und bei Bedarf automatisch sofort neu zu starten. Ein entsprechendes Symbol in der Statusanzeige fordert dann dazu auf, den Leerlauf einzulegen. Während dieses sogenannten Segelns übernimmt die Batterie die Versorgung aller elektrischen Verbraucher an Bord. Der besonders lang übersetzte sechste Gang hilft, im Über-Land-Verkehr den Verbrauch weiter zu senken. Weil die Antriebseinheit durch das kompaktere Getriebe niedriger im Motorraum platziert sein kann, liegt auch der Schwerpunkt tiefer – und die beiden Hybrid-Italiener sind so agiler unterwegs. Die elektrische Servolenkung mit City-Funktion könnte allerdings nach wie vor direktere Rückmeldung geben. Die Bremsen, Scheiben vorn und Trommeln hinten, sorgen für standfeste Verzögerung.
Auch hier ragt der Schalthebel griffgünstig aus der Mitte heraus. Die gefahrene Panda-Variante ist der Cross.
Es folgt der vollelektrische Schritt
Alles in allem: Wir haben beide Modelle getestet, deren Bordcomputer uns am Ende in puncto Verbrauch nach meist städtischen Fahrprofilen mit über sechs Litern doch etwas überrascht haben. Insgesamt wirkte der Panda mit der neuen Technik etwas spritziger. 2020 soll mit dem Start der Elektrifizierung für Fiat ein „neuer Meilenstein in der Historie“ der Marke sein, die es immerhin schon seit 1899 gibt. Den Auftakt bilden Hybrid-500 und Hybrid-Panda. Der vollelektrische Fiat 500 folgt. Und die Italiener kündigen gleich weitere Produkte und Dienstleistungen rund um nachhaltige Mobilität an. Wofür es nicht unbedingt immer zu spät sein muss.
Datenblatt
(Fiat 500 Hybrid/Fiat Panda Hybrid) Motor: Dreizylinder-Benziner. Hubraum: 1,0 Liter. Leistung: 51/70 kW/PS. Maximales Drehmoment: 92/3500 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 13,8/14,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 167/155 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Fiat Mixverbrauch 4,1 Liter pro 100 Kilometer, 93 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Preis: Je nach Ausstattung 13 990 bis 19 890 Euro, Cabrio ab 18 590 Euro (Fiat 500 Hybrid), 13 490 bis 15 990 Euro (Fiat Panda Hybrid).
KoCom/Fotos: Rainer Waldinger/Fiat
5. Februar 2020