Das ist doch Hybrid
Ford elektrifiziert jetzt auch Nutzfahrzeuge / Start mit Transit, Transit Custom und Tourneo Custom
Von Günther Koch/Life-Magazin
Auch Fords Kombi-Pkw Tourneo Custom gibt es jetzt als Plug-in-Hybrid. Fotos: Koch
Ismaning – Als erster Hersteller setzt Ford – nach eigenen Angaben seit drei Jahren Marktführer bei Nutzfahrzeugen in Europa – in Fahrzeugen der Ein-Tonnen-Nutzlastklasse Plug-in-Hybride ein. Bei den entsprechenden Modellen handelt es sich um den – alle nachfolgenden Preise sind Nettopreise – ab 47 995 Euro teuren Kastenwagen Transit Custom und den bei 52 805 Euro beginnenden Kombi-Pkw Tourneo Custom, die Ford zusammen mit dem im Zwei-Tonnen-Segment unterwegs befindlichen Transporter Transit ab 28 450 Euro gerade in überarbeiteter Auflage in Ismaning bei München vorgestellt hat. Neben SUV spielt die „Go electric“-Elektrifizierung bei der Marke künftig eine wichtige Rolle
Blick auf die Front und aufs Heck mit der großen Tür. Der Verbrenner ist für mehr Reichweit da.
Transporter gleich mit überarbeitet
Der Transit ist mit Front-, Heck- oder Allradantrieb, als Kastenwagen, Kombi, Bus oder Fahrgestell zu haben, wird in drei Ausstattungen angeboten. 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit 105, 130, 170 und nun auch 185 PS stehen zur Wahl. Gut 4600 einzelne Komponenten bis hin zu den Antrieben und Assistenzsystemen sollen weiterentwickelt worden sein. Um rund 75 Kilo hat der Transit abgespeckt. Er kann in den Varianten mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht bis maximal 1400 Kilo jetzt noch mehr zuladen. Die größere Kraftstoffeffizienz gibt Ford mit bis zu sieben, die zusätzliche Verbrauchseinsparung dank Mildhybridtechnologie mit bis zu drei Prozent an. Bei den Mildhybriden ersetzt ein riemengesteuerter Startergenerator die herkömmliche Lichtmaschine. Das System nutzt im Schubbetrieb sowie beim Verzögern die Bewegungsenergie, um eine 48-Volt-Batterie zu laden. Beim Beschleunigen und bei normaler Fahrt arbeitet der Generator als Elektromotor. Der gespeicherte Strom dient dazu, den Verbrenner zu entlasten.
Im Cockpit geht es übersichtlich und schnörkellos zu. Das Nachladen von Strom fällt leicht.
Vollelektrische Version für 2021 angekündigt
Ein neues Modem verbessert die Vernetzung während der Fahrt, erlaubt, den Transporter zugleich effizienter zu bewegen. Der optionale Eco Guide arbeitet auf Basis der Navigationsdaten, hilft selbst dann dabei, rechtzeitig abzubremsen und zu schalten, wenn Kreuzungen, Tempolimits oder Steigungen noch gar nicht zu sehen sind. Insgesamt lässt sich der Transit leichter fahren und bedienen. Unterm Strich fallen die Kosten etwa für Spediteure, Logistikdienstleister und Gewerbetreibende geringer aus. Verschiedene Fahrprogramme wie „Normal“, „Eco“ und/oder „Winter“, „Matsch/Schlamm“ sowie „Anhänger“ sind möglich. Die modernen Elektronikhilfen reichen beispielsweise von der Totwinkelassistenz über Adaptivtempomat, Verkehrsschild-, Fußgängererkennung, Spurhalteassistenz, Front-/Rückfahrkamera und Aktivassistenz beim Ein- und Ausparken bis hin zur Querverkehrswarnung. Sechsgang-Handschaltung oder Sechsgang-Automatik übertragen die Kraft auf die Räder. Wer will, kann die Heckantriebler künftig sogar mit Zehngang-Automatik ordern. Den vollelektrischen Transit kündigt Ford für 2021 an.
Platz ist hinten ordentlich vorhanden. Blick auf den Modellschriftzug hinten an der großen Tür.
Kombiniert mit 1,0-Liter-Turbobenziner
Bis Ende 2020 will der Autobauer 14 elektrifizierte Modellneuheiten in Europa einführen, darunter die im System 126 PS und 355 Newtonmeter starken Plug-in-Hybride Transit Custom und Tourneo Custom, die wie der Mildhybrid-Transit jetzt schon bestellbar sind. Der mit einem Generator und einem mit der Vorderachse verbundenen Elektromotor kombinierte 1,0-Liter-Turbobenziner ohne mechanische Verbindung zu den Antriebsrädern – alle Aggregate sind in Reihe angeordnet – soll die Gesamtreichweite auf rund 500 Kilometer erhöhen. Die rein elektrische für das zumindest lokal schadstofffreie Fahren liegt laut Datenblatt bei theoretisch bis zu 56, wobei es im Normalbetrieb etwas weniger sein dürften. Per Schalthebel ist der Grad der Energierückgewinnung und damit auch der Bremsunterstützung einstellbar. Über gleich vier Elektro-Fahrprogramme – „Auto“, „Jetzt“, „Später“, „Aufladen“ – lässt sich wählen, wann und wie man die verfügbare Speicherladung nutzen will. Die Batterie selbst hat 13,6 Kilowattstunden Kapazität, ist laut Ford an einer 230-Volt-Haushaltssteckdose in gut vier Stunden vollständig aufladbar, was sich je nach Anschluss auf unter drei Stunden verkürzen kann.
Den großen Transit hat Ford überarbeitet. Transporter haben bei der Marke Tradition.
Ab Frühjahr spezielles Geofencing-Modul
Dank des unterflur platzierten Akkus kann der elektrifizierte Transit Custom 1100 Kilo zuladen. Sein Ladevolumen beträgt unverändert sechs Kubikmeter. Der Kastenwagen eignet sich für Unternehmen, die einen Transporter vor allem für Auslieferverkehr in innerstädtischen Umweltzonen mit stetig strenger werdenden Auflagen benötigen. Als achtsitzige Großraumlimousine kann der Tourneo Custom den elektrifizierten Antrieb mit relativ großzügigem Platzangebot und sogar Konferenzbestuhlung verbinden. Die höchste Geschwindigkeit bei beiden Plug-in-Hybriden ist auf 120 begrenzt. Der Spritverbrauch soll nach dem realistischeren WLTP-Messverfahren 3,1/3,6 Liter betragen, was pro Kilometer umgerechnet einem Kohlendioxidausstoß von 70/81 Gramm entsprechen würde. Unter dem Namen Geofencing will Ford ab dem nächsten Frühjahr noch ein spezielles Modul einführen, das den Elektroantrieb bei Einfahrt in eine Umweltzone automatisch aktiviert.
KoCom/Fotos: Günther Koch
11. Dezember 2019