Nicht nur effizient
Honda will bei seinem ersten reinen Elektromodell in Europa auch fahrdynamisch punkten
Von Günther Koch/Life-Magazin
Honda-e, hier noch als Prototyp. Die Serienversion soll 2020 starten. Fotos: Koch
Köln – Die Strategie ist klar: Bis 2025 will Honda alle in Europa angebotenen Neufahrzeuge elektrifizieren! Als erstes rein batterieelektrisches Modell für den europäischen Markt haben die Japaner dazu statisch gerade in Köln den Prototyp Honda-e vorgestellt, dessen Produktion als Serienversion noch im Lauf dieses Jahres starten soll, während die ersten Auslieferungen für Frühjahr 2020 vorgesehen sind.
Klavierlack rahmt die LED-Scheinwerfer ein. Der Ladeanschluss sitzt auf der Fronthaube ganz vorn.
Ein Technologieträger
Der Elektro-Honda, laut Deutschland-Sprecher Daniel Blaschke ein Technologieträger, baut als erstes Fahrzeug des Unternehmens auf der neuen Plattform der Marke auf, auf der später noch andere Autos mit Elektroantrieb folgen. Der kleine fünftürige Viersitzer mit dem für Fahrzeuge dieser Art typischen verzögerungsfreien Anzug und dem weitgehend geräuscharmen Lauf hat es neben dem bereits auf dem Markt befindlichen Nissan Leaf und dem Schwestermodell in der französisch-japanischen Allianz, dem Renault Zoe, ab 2020 vor allem auch mit den dann neuen Wettbewerbern Opel Corsa-e und dem ID3 der neuen Elektromarke von VW zu tun.
Das Markenlogo darf später nicht so hell leuchten. Blick ins Cockpit mit der breiten Instrumententafel.
Kameras statt Rückspiegel
Das Design ist vom ersten Civic aus dem Jahr 1972, zwei Jahre vor dem VW Golf, inspiriert. Außen fällt die einfache, klare Linienführung ohne größere Ecken und Kanten auf. Die Türgriffe sind versenkt. In die Fronthaube über den von Klavierlack eingerahmten LED-Scheinwerfern ist ganz vorn der von beiden Seiten leicht zugängliche, durch die Kontrastfarbe wie beim Dach auch mit designerischer Funktion versehene Ladeanschluss integriert mit LED, die unter transparenter Abdeckung den Ladestatus anzeigen. Der Schwerpunkt liegt tief. Hochauflösende Kameras an den Türen ersetzen die Rückspiegel, sollen das Blickfeld vergrößern und die Sicht verbessern. Innen, wo es ebenfalls eher puristisch zugeht, selbst ein Schalthebel fehlt, den es nicht braucht, und gedämpfte Farben eine etwas entspanntere Lounge-Atmosphäre schaffen sollen, sind im Cockpit auf zwei großen Displays der breiten Instrumententafel wichtige Informationen wie Batteriestatus oder aktuelle Energieströme ablesbar. Der Kofferraum ist klein.
Hochauflösende Kameras ersetzen die Rückspiegel außen. Das Gepäckabteil des Kleinwagens ist klein.
Ausgeglichene Gewichtsverteilung
Wichtig bei der Entwicklung sei gewesen, bei aller Sicherheit und Effizienz die Fahrdynamik nicht zu vergessen, deutet Technikspezialist Kotaro Yamamoto an. Dabei spielt die Anordnung der Lithium-Ionen-Batterie zentral zwischen den Achsen im Unterboden eine wesentliche Rolle. „Sie trägt damit“, betont Yamamoto, „zum niedrigen Schwerpunkt und zu ausgeglichener Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse bei“. Was wiederum in Verbindung mit den kompakten Abmessungen und den kurzen Überhängen positive Auswirkungen auf die Agilität und das Handling hat.
Der Name Honda-e soll auch für die Serienversion bleiben. Der Schwerpunkt des Stromers liegt tief.
Über 100 PS, über 200 Kilometer Reichweite
Der über 100 PS und über 300 Newtonmeter starke Elektromotor treibt die Räder hinten an. Die Lenkung bleibe dabei, erklärt Yamamoto, selbst bei heftigerer Beschleunigung frei von Antriebseinflüssen. Die Einzelradaufhängung sorgt für mehr Komfort beim Fahren. Dass Teile davon aus geschmiedetem Aluminium bestehen, trage zu weniger Gewicht, so zu besseren Fahreigenschaften und zu höherer Antriebseffizienz bei. Bei der Batterie handelt es sich um einen Lithium-Ionen-Akku mit 35,5 Kilowattstunden Kapazität. Sie lasse sich über verschiedene Anschlüsse laden. Über 200 Kilometer Reichweite und die Möglichkeit, den Speicher in nur 30 Minuten wieder auf 80 Prozent zu bringen, rechnet der Experte vor, gewährleisteten die Alltagstauglichkeit und machten den vor allem für die Stadt und das städtische Umfeld geeigneten Honda-e mit dem sehr kleinen Wendekreis von unter neun Metern zu einem Fahrzeug fürs tägliche Pendeln. Den Verbrauch geben die Japaner übrigens im Mix mit maximal 20 Kilowattstunden an.
Offiziell noch kein Preis
„Der Honda-e ist sicher nicht darauf ausgelegt, das perfekte Fahrzeug für den Einkauf bei Ikea zu sein“, sagt Yamamoto und betont bei der statischen Präsentation in Köln, noch keinen Preis nennen zu können. Doch sei es „eher utopisch zu denken, dass er unter 30 000 Euro liegen wird“. Voraussetzung für den Kauf ist eine Online-Reservierung.
KoCom/Fotos: Günther Koch
7. Juni 2019