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Sogar Technologieträger

Seat stärkt Erdgaseinsatz und soll den alternativen Antrieb jetzt auch für den Konzern weitentwickeln

Von Günther Koch/Life-Magazin

Auch auf Erdgas eingestellt: Seat setzt sich für den Alternativantrieb ein. Foto: Koch

Keitum – Beim Thema Erdgas als Alternativantrieb scheint Seat für Volkswagen künftig eine bedeutendere Rolle zu spielen. „Wir entwickeln diese Technologie für den gesamten Konzern weiter“, verweist Bernhard Bauer, Deutschland-Chef der spanischen Volkswagen-Tochtermarke, jetzt bei der nationalen Fahrvorstellung der Seat-Erdgasmodelle in Keitum auf Sylt nicht ohne Stolz auf die Technologieträgerschaft in diesem Bereich.

Arona-Variante folgt

Die Spanier forcieren demnach den Einsatz von komprimiertem Erdgas, auch „Compressed Natural Gas“ (CNG) genannt, als umweltfreundlichere und kostengünstigere Antriebsalternative. Schon heute sind drei Serienmodelle der Marke mit kombiniertem Benzin- und Erdgasantrieb im Programm: Der ab 12 795 Euro teure 1,0-Liter-Erdgas-Mii mit 68 PS und Fünfgang-Schaltgetriebe soll sich im Mix beim Verbrauch mit 2,9 Kilo begnügen. Das stärkere 1,0-Liter-Ibiza-Pendant mit 90 PS, Fünfgang-Schaltgetriebe und 3,3 Kilo Verbrauch ist ab 13 270 Euro zu haben. Die beiden 1,4-Liter-Erdgas-Leon mit 110 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe oder Siebengang-Doppelkupplungsbox sowie einem Spritkonsum von 3,7/3,6 Kilo Erdgas finden sich ab 23 380 Euro (Limousine) und 24 560 Euro (Kombi) in der Liste. Die Aufpreise betragen je nach Modell 2040 bis 2550 Euro. Ende 2018 soll als nächstes auch das kleine SUV-Modell Arona als Erdgasvariante folgen.

Im handgeschalteten Leon

Für die vier Seat wie generell für alle Erdgasmodelle gilt: Deren Kofferräume sind durch die Zusatztanks in der Regel kleiner und der Verbrauch im Benzinbetrieb fällt gegenüber vergleichbaren Modellen in den Baureihen höher aus. Wir sind im handgeschalteten Leon-Kombi unterwegs gewesen. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende nach eher moderater Landstraßenfahrt über die gesamte Insel von der Mitte über den Norden und Süden und wieder zurück 4,6 (statt 3,7) Kilo Erdgas und 5,8 (statt 5,4) Liter Benzin angezeigt.

Bei Zulassungen zuletzt vorn

Was die Erdgas-Zulassungen in Deutschland für die ersten drei Monate 2018 betrifft und laut Bauer „nicht nur die Konzernübersicht“ wiedergibt, führt der Seat Leon mit knapp über 24 Prozent die Verkaufszahlen an – vor Skoda Octavia, VW Golf, VW Caddy, VW Up, Audi A4, Audi A3, Seat Ibiza, Audi A5 und Skoda Citigo. Für Johannes Fleck, bei Seat in Deutschland zuständig für Business Development, ist Erdgas jedenfalls „nicht nur eine Brückentechnologie, sondern nachhaltige Alternative“. Wie Fleck weist Birgit Wöber vom Münchner Unternehmen „gibgas“, spezialisiert auf das Informieren über „Fahren mit CNG aus Erdgas und Biomethan“, deshalb vor allem auf die Vorteile dieses Kraftstoffs hin, auch wenn sich noch immer Vorbehalte wie die Angst vorm Parken in Tiefgaragen hielten.

Mit saubererer Verbrennung

Danach stoßen mit Erdgas betriebene Motoren durch ihre sauberere Verbrennung bis zu 25 Prozent weniger Kohlendioxid und bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide aus. Die Tanks seien nach „höchsten Branchenstandards“ konstruiert, produziert und zertifiziert, alle Bauteile darauf ausgelegt, extremeren Bedingungen standzuhalten. So herrsche im Tank ein maximaler Druck von etwa 200 bar, zugelassen sei er mit bis zu 600 bar jedoch für die dreifache Auslastung. In puncto Leistung und Fahrdynamik stehen CNG-Modelle ihren zumindest rein benzinbetriebenen Pendants in der Tat in fast nichts nach. Ist das Erdgas aufgebraucht, schaltet das System automatisch selbst auf Benzinbetrieb um.

Zugleich höhere Reichweite

Die Reichweite für seine Modelle gibt Seat mit bis zu 1300 Kilometern an, etwa die Entfernung von Frankfurt/Main nach Barcelona, rechnet eine Tankfüllung beim Erdgas-Mii mit rund 13 Euro vor, hält Kosteneinsparungen im Vergleich zum Diesel von 30 und zum Benziner von 55 Prozent für möglich. Als Naturprodukt sei Erdgas auch als regenerativer Energieträger in Form von biologischen und organischen Abfällen oder als synthetisches Methan verfügbar, entstanden aus einem Verfahren, bei dem überschüssiger Ökostrom zur Gaserzeugung genutzt wird. Zusammen mit dem Konzern will Seat zudem bis 2025 erreichen, das deutsche Erdgas-Tankstellennetz auf rund 2000 Stationen auszubauen.

„Umrechnung gleich anzeigen“

„Viele reden zwar im Moment davon“, sagt Bernhard Bauer, „haben aber in Wirklichkeit noch nie ein Erdgasmodell gefahren!“ Im Gegensatz zum Deutschland-Chef, der nach eigenen Angaben auf Sylt bei einem Stopp in Westerland nun ebenfalls zum ersten Mal auch Erdgas selbst getankt hat – und dafür plädiert, an den entsprechenden Tankstellen die Kilo-Umrechnung in die dann vergleichbar günstigeren Liter-Preise gleich mit anzuzeigen.

KoCom/Fotos: Günther Koch

26. April 2018