Im Warm-up
Jaguar sieht I-Pace allerdings erst für 2018 vor / Die Formel-E(lektro) hilft den Briten dabei
Von Günther Koch/Life-Magazin
Der I-Pace, hier noch die Studie des Kompakt-SUV, ist der erste vollelektrische Jaguar: Foto: Koch
München – Gleich zwei Aufwärmphasen auf einmal! „Nach zwölf Jahren sind wir im Rennsport zurück“, verweist Deutschland-Sprecherin Andrea Leitner-Garnell mit Blick auf den bevorstehenden nächsten Lauf am zweiten Juni-Wochenende in Berlin auf den Einstieg von Jaguar in die Formel-E im Oktober 2016. „Und“, so Leitner-Garnell, „die Zukunft von Jaguar ist elektrisch.“ Auch darauf bereitet sich die britische Luxusmarke aktuell vor, Stichwort I-Pace, der 2018 an den Start geht.
Erstes vollelektrisches Modell der Briten
München, Jaguar-Land-Rover-Markenboutique am Odeonsplatz. Nach draußen ist alles abgedunkelt. Drinnen sind die Scheinwerfer an. Gleich rechts neben dem Eingang fällt das Licht auf einen der 270-PS-I-Type-Rennwagen des Panasonic-Jaguar-Racing-Teams. Gegenüber am anderen Ende der Boutique im Rahmen seiner Erstvorstellung in Deutschland noch als Konzeptfahrzeug der Straßen-I-Pace, das erste vollelektrische Modell der Briten.
Rennserie als Plattform der Entwicklung
Die nutzen die Formel-E als Plattform zur Entwicklung der nächsten Generation elektrisch angetriebener Straßenfahrzeuge. Wolfgang Ziebart ist ein gefragter Mann an diesem Nachmittag. Er leitet bei Jaguar die Entwicklung des I-Pace, einem bei Magna in Graz gebauten fünfsitzigen Kompakt-SUV, 4,68 Meter lang und mit einem Radstand, der mit 2,99 Metern sogar noch etwas größer als beim F-Pace ist.
Sportlich eher flaches SUV mit tiefem Schwerpunkt
Der Kofferraum hinten fasst 530 Liter. Ins Gepäckabteil vorn passen nochmal 38 Liter hinein. Schon durch sein Design hebt sich das sportlich eher flache E-Jaguar-SUV mit – gut für die Agilität – tiefem Schwerpunkt ab. Die Passagiere sitzen weiter vorn. „Wir konnten quasi auf einem weißen Blatt Papier beginnen“, erzählt der Projektleiter, „und ein Auto ganz ohne Kompromisse entwickeln."
Gleich zwei Elektromotoren mit zusammen 400 PS
Das wird von gleich zwei Elektromotoren angetrieben, die es – der eine vorn, der andere hinten untergebracht – in der Studie des Allradlers auf eine Leistung von zusammen immerhin 400 PS bringen. Das maximale Drehmoment, das bei Fahrzeugen dieser Art fast vom Start weg schon komplett zur Verfügung steht, liegt bei überaus durchzugsstarken 700 Newtonmetern. In vier Sekunden soll der I-Pace Tempo 100 schaffen.
Mit offizieller Reichweite von über 500 Kilometern
Die Reichweite gibt Chefentwickler Ziebart mit über 500 Kilometern an, gemessen zumindest nach dem bisherigen Verfahren, dem „Neuen Europäischen Fahrzyklus“ (NEFZ). Die Energie stammt aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit 90 Kilowattstunden Speicherkapazität. Das Konzeptfahrzeug kann mit einem Gleichstrom-Schnellladegerät mit 50 Kilowatt in 90 Minuten zu 80 Prozent geladen werden.
Noch dazu mit Energie-Rückgewinnung
Formel-1-Experte und Jaguar-Driving-Academy-Chefinstruktor Christian Danner, der die Talkrunden auch mit den Vertretern des Rennteams, darunter den Fahrern Adam Caroll und Mitch Evans, moderiert, will wissen, ob der I-Pace bei aller Elektrotechnik von seiner Performance und der Fahrkontrolle her ein „echter Jaguar“ ist. Der Elektroantrieb sei für einen Sportwagen sogar noch besser geeignet als ein Verbrennungsmotor, betont Ziebart: „Das Auto ist schneller auf Tempo, kann noch dazu Energie zurückgewinnen – und mit zwei Motoren lässt sich außerdem das Fahrverhalten sehr gut beeinflussen."
„Tesla-Fighter“ ab knapp unter 30 000 Euro
Während andere Premiumhersteller „bislang lediglich Ankündigungen bis hin zu ganzen Elektroflotten“ getätigt hätten, „liefern wir jetzt“, sieht der Jaguar-Entwickler die eigene Marke schon als „Tesla-Fighter“. Die Serienversion des noblen I-Pace könnte dem Model S der Amerikaner in der Oberklasse tatsächlich das Leben schwer machen. Peter Modelhart kündigt sie jedenfalls ab unter 80 000 Euro an. „Unsere Kunden“, weiß der Jaguar-Land-Rover-Deutschland-Chef, „haben zwei, drei, vier Autos in der Garage und eines davon“, ist sich Modelhart sicher, „wird in Zukunft ein Elektrofahrzeug sein!“ Schon 2020 will man zudem die Hälfte aller Modelle auf Elektromobilität zumindest vorbereitet haben.
Klar, das E war schon vergeben
Warum der I-Pace eigentlich nicht E-Pace heißt? „Das E war bei uns schon vergeben", betont Ziebart. "Sie erinnern sich doch bestimmt an unseren E-Type?“ In der Tat: Wer tut das nicht?
KoCom/Fotos: Günther Koch
6. Juni 2017