Hot Hatch
Alpine wagt mit neuer A290 Spagat zwischen Sport, Elektro, Praktikabilität und mehr Alltagskomfort
Von Günther Koch/Life-Magazin
Einstieg in die Marke: Alpine liefert die A290 (links), das zweite Modell neben der A110, schon aus. Foto: Koch
Kolbermoor – Mit der A290 kündigt die Sportwagenmarke Alpine eine „neue Ära der elektrischen Sportlichkeit“ an. Dabei handelt es sich, national gerade in Kolbermoor im Chiemgau vorgestellt, um deren ersten Fünftürer und deren ersten Vollstromer. Der preisliche Einstieg beginnt bei 38 700 Euro. Mit der A290 treten die Franzosen gegen Wettbewerber aus der Premiumkompaktklasse wie den Mini Cooper SE an. Noch kurz zur Marke: Alpine ist 1955 von Jean Rédélé gegründet worden, gehört seit 1973 zu Renault. 1995 haben die Franzosen die Sportwagen-Produktion wegen geringer Nachfrage eingestellt, mit der Neuauflage der legendären zweisitzigen Heckmotor-A110 dann aber 2017 doch die Rückkehr gewagt.
Blick auf die Frontpartie unter anderem mit X-Scheinwerfern und Markenschriftzug.
Auf R5-Plattform
Das Auto: Es läuft in Frankreich vom Band, baut auf der Plattform des ebenfalls neuen Elektro-R5 der Konzernmutter auf, ist 3,99 Meter lang, 1,82 Meter breit, 1,52 Meter hoch, misst 2,53 Meter beim Radstand. Der Stauraum fasst immerhin noch 300/326 Liter. Die neue Alpine wirkt sauber verarbeitet, mutet zumindest in der (GTS-)Ausstattung, in der wir sie gefahren haben, recht wertig an. Platz ist vorn ordentlich vorhanden. Im Fond geht es etwas beengter zu. Unter anderem sportliches Design, markante Lichtsignatur, darunter X-Scheinwerfer, dazu Lufteinlass im Stoßfänger vorn, der Diffusor hinten sowie breite Kotflügel und Seitenschweller kennzeichnen die A290 außen optisch. Innen setzt das moderne Cockpit mit abgeflachtem Sportlenkrad, Sportsitzen und Sportpedalen entsprechende Akzente. Hinzu kommen 10,25-Zoll-Tacho-, 10,10-Zoll-Infotainmentdisplay und hohe Mittelkonsole. Zur Eingewöhnung in die Bedienung sollte man sich etwas Zeit nehmen, insbesondere wenn zum Beispiel vorprogrammierte Navigationsrouten über Handy aufzurufen sind.
Blick unter die Haube des vollelektrischen Kompaktpakets und ins moderne sportliche Cockpit.
Zwei Leistungsstufen
Der Antrieb: Zwei Leistungsstufen mit 177 und 218 PS stehen zur Wahl. 285 und 300 Newtonmeter Drehmoment sorgen für kräftigeren Durchzug. Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 geben die Franzosen mit 7,4 und 6,4 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit, elektronisch abgeregelt, mit 160 und 170 Stundenkilometern. Eine Ein-Gang-Untersetzungsautomatik überträgt die Kraft auf die vorderen Räder. Der Akku hat 52 Kilowattstunden Kapazität. Die Reichweiten sollen bei vollgeladener Batterie bis 380 und 364 Kilometer betragen bei kombiniertem Verbrauch von im Schnitt 15,8 und 16,5 Kilowattstunden Strom. Je nach Anschluss finden sich das Schnellladen von 15 bis 80 Prozent mit 30 Minuten und das Nachladen für 150 Kilometer mit 15 Minuten so im Datenblatt. Zudem ist eine Wärmepumpe ist an Bord.
Der Kofferraum fasst immerhin noch 300/326 Liter. Heck-/Seitenansicht des Fünftürers.
Energie kommt wieder zurück
Das Fahren: Es ist typisch elektrisch, das heißt relativ geräuscharm, ziemlich druckvoll und leistungsfähig, auch was das Rekuperieren, also das Rückgewinnen von Verzögerungs- und Bremsenergie, betrifft. Leer bringt die leichteste A290 bloß 1479 Kilo auf die Waage. Die mit vorn/hinten 57/43 Prozent fast ausgeglichene Verteilung mit weniger Gewicht auf der Vorderachse senkt den Schwerpunkt, der wiederum die natürliche Wankneigung begrenzt. Die Batterie erhöht die Steifigkeit des Fahrzeugs. Der kurze Radstand macht ein wendig-agileres Unterwegssein möglich, vermittelt Spaß vor allem auf kurvenreicheren Strecken. Gleichzeitig verbessert die breite Spur die Stabilität, erlaubt 19-Zoll-Leichtmetallräder mit größer dimensionierten 225er-Reifen. Die in dieser Klasse laut Hersteller „eher rare Mehrlenker-Hinterradaufhängung“ trägt zu optimiertem Handling und Geradeauslauf sowie höherer Kurvenstabilität bei schnellerem Tempo bei. Die Lenkung gibt direkte Rückmeldung. Die Bremsen packen wohl dosiert zu. Insgesamt hat das Sportfahrwerk einen dynamischen, aber keineswegs unausgewogenen Eindruck hinterlassen. Vier Fahrmodi - „Save“, „Normal“, „Sport“, „Perso“ - sind einstellbar.
Das A steht natürlich für die Marke Alpine. Und so sieht die A290 seitlich aus.
Vom GT bis zum GTS
Die Ausstattung: Es gibt diesbezüglich den GT (ab 38 700 Euro), den GT Premium (ab 41 700 Euro), den GT Performance (ab 41 900 Euro), den GTS (ab 44 700 Euro) und die Sonder- und Erstauflage (ab 46 200 Euro), die auf 1955 Exemplare limitiert ist und auf das Gründungsjahr der Marke hinweist. Beim GTS, den wir gefahren haben und der gewiss kein Schnäppchen ist, gehören standardmäßig etwa neben Voll-LED-Scheinwerfern, Klimaautomatik, Multimedia und 19-Zöllern auch schon Nappaleder, rot lackierte Bremssättel, beheizbares Lenkrad, kabelloses Smartphone-Laden, Telemetrie-Nutzung, Mode-3-Ladekabel, Verkehrszeichenerkennung, Einparkhilfe und Rückfahrkamera zum Grundumfang. Mit aktiver Fahrerassistenz, Totwinkel-, Querverkehrswarner, aktivem Lenkeingriff, Adaptivtempomat, Spurzentrierung, automatischer Notbremshilfe und anderen Extras haben sich die 44 000 Euro Grundpreis des Test-GTS am Ende auf 47 550 Euro erhöht.
Weiter mit der A390
Alles in allem: Schnittiges Design. Gute technische Ausstattung. Moderne Vernetzung. Individualisierbare Fahreinstellungen. So kommt die neue Alpine, sogar mit eigenem Sound, als eher urbaner Sportwagen daher. Mit ihr bringen die Franzosen gleich auch die nie ganz verschwundenen Hot Hatches wieder zurück, die laut einer den Briten zugeschobenen Definition „heißen Knallbüchsen“ beziehungsweise „kleine oder kompakte Autos mit viel Dampf und aufgebrezeltem Fahrwerk“, die sich in ihrer Zeit in Europa und Japan gut verkauft hätten. Mal sehen, wie es bei der sportlichen Renault-Tochter damit weitergeht. Auf den Kompaktsportler A290 sollen jedenfalls als nächstes ein größerer GT-C-Segment-Crossover wohl als A390 und die A110 neu folgen. Natürlich wieder mit französischem Flair. Bien sûr!
Technische Daten
Motor: Elektro. Leistung: 130/177, 160/218 kW/PS. Maximales Drehmoment: 285 Newtonmeter beim Elektro 180, 300 Newtonmeter beim Elektro 220. Beschleunigung: 7,4, 6,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: Elektronisch abgeregelt 160, 170 Stundenkilometer. Antrieb: Front. Getriebe: Ein-Gang-Untersetzungsautomatik. Batteriekapazität: 52 Kilowattstunden. Reichweite: 380, 364 Kilometer. Stromverbrauch: Kombiniert 15,8, 16,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Ladezeit: Schnellladen je nach Anschluss 30 Minuten von 15 auf 80 Prozent des Akkus, Nachladen 15 Minuten für 150 Kilometer. Preis: 38 700 bis 46 200 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
26. März 2025