„Rächer“ unter Vollstrom
Jeep hat mit neuem Avenger nun ebenfalls sein erstes rein batterieelektrisches SUV-Modell im Programm
Von Günther Koch/Life-Magazin
Kompakt außen, innen vergleichsweise aber doch recht geräumig: Jeeps Elektro-Avenger. Foto: Koch
Geisenheim – „Die Reise“, sagt Luigi Saia, „fängt jetzt erst richtig an!“ Was der für den deutschen Markt verantwortliche Jeep-Mann damit meint, ist die 2020 begonnene komplette Elektrifizierung der Modellpalette in Europa bis 2030. Mit dem neuen, gerade am Start stehenden Avenger hat die auf Geländewagen spezialisierte US-Marke von Stellantis auf Burg Schwarzenstein im Rheingau jetzt ihr erstes vollelektrisches SUV vorgestellt, Einstiegspreis ab 37 000 Euro. Auf Konzernebene tritt Jeep damit im Umfeld von Elektro-Schwestermodellen wie DS3, Opel Mokka und Peugeot 2008 an.
Im B-SUV-Segment
Das Auto: Noch unterhalb vom Renegade und Compass stellt der Avenger, englisch für „Rächer“, bei uns Jeeps Einstiegsmodell dar. Der in Europas zweitstärkster Klasse, dem B-SUV-Segment, positionierte fünftürige Fünfsitzer läuft in Polen solide verarbeitet und für seine Klasse standesgemäß anmutend vom Band, ist 4,08 Meter lang, ohne Außenspiegel 1,79 Meter breit und 1,53 Meter hoch, verfügt über 2,56 Meter Radstand und einen Kofferraum, der immerhin noch 355 Liter fasst. Leer bringt der kleine Vollstromer 1595 Kilo auf die Waage. Er kommt mit frischem Design, Sieben-Schlitz-Grill, kurzen Überhängen, ausladenden Kotflügel, trapezförmigen Radläufen, relativ großen Rädern, X-Rückleuchten, die an einen Militär-Benzinkanister erinnern, sowie klarem, robustem, vor allem vom Wrangler inspirierten Interieur daher.
Blick auf die Front samt typischem Markengrill und Markenname darüber.
Aus dem Stellantis-Regal
Der Antrieb: Der 400-Volt-Elektromotor aus dem Stellantis-Regal leistet 156 PS, stellt ordentliche 260 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 ist laut Datenblatt in 9,0 Sekunden geschafft, die höchste Geschwindigkeit bei 150 Stundenkilometern erreicht. Beim Antrieb handelt es sich um einen über die Vorderräder. Das Getriebe setzt sich aus einem Planetenradsatz zusammen. Mit der Batterie kommt Jeep auf brutto/netto 54/51 Kilowattstunden Kapazität. Die Ladezeit findet die sich je nach Anschluss und Kilowatt bei 24 Minuten von 20 auf 80 Prozent über 5 Stunden 34 Minuten bis 26 Stunden 41 Minuten in der Übersicht. Die elektrische Reichweite gibt Jeep kombiniert nach WLTP mit 389 bis 404 Kilometern an, für die Stadt mit bis zu 550. Der Verbrauch soll 15,3 bis 15,9 Kilowattstunden pro 100 Kilometern betragen, die wir bei unserer ersten Ausfahrt nur knapp verpasst haben.
Der Elektromotor leistet 156 PS. Das Cockpit wirkt klar strukturiert.
Mit spezieller Assistenz
Das Fahren: Selec Terrain heißt das Zauberwort für die Antriebsassistenz. Der Avenger ist der erste Jeep mit Vorderradantrieb samt Serien-Allrad-Fahrprogrammen und Bergabfahrhilfe. 35,5/29,8 Grad Böschungswinkel, 22,2 Grad Rampenwinkel und 20 Zentimeter Bodenfreiheit sollen zur Leistungsfähigkeit im Gelände beitragen. Sechs Fahrmodi stehen zur Wahl. Es sind dies Normal fürs alltägliche Unterwegssein, Eco für mehr Reichweite, Sport für mehr Fahrspaß, Snow für maximale Traktion etwa auf Schnee, Mud für bessere Leistung im Schlamm und bei der Bodenhaftung sowie Sand, um auf sandigem Boden nicht stecken zu bleiben. Das Fahrwerk federt auf der Straße weitgehend doch ziemlich ausgewogen. Die elektrische Lenkung wirkt jedoch unterm Strich etwas künstlich, könnte direktere Rückmeldung geben. Die Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet, sorgen dagegen für standfeste Verzögerung.
Modellschriftzug an der Seite. Das Gepäckabteil fasst immerhin noch 355 Liter.
Hoch bis zum Summit
Die Ausstattung: Schon im Basispaket gehören etwa Voll-LED-Scheinwerfer, Unterfahrschutz, Klimaautomatik, 7-Zoll-Volldigital-Informationsdisplay, Infotainment, 10,25-Zoll-Touchscreen, Smartphone-Einbindung, Tempomat, Notbremsassistenz, Müdigkeits-, Fußgänger-, Fahrradfahrer-, Verkehrszeichenerkennung, Mode-3-Ladekabel und 16-Zoll-Stahlfelgen zum Grundumfang. Standard sonst sind etwa Parksensoren, verstellbarer Ladeboden und Sitzheizung (Longitude+), dann 10,25-Volldigital-Informationsdisplay, Navigation, Adaptivtempomat, elektrische Heckklappe und 17-Zoll-Leichtmetallräder (Altitude+) sowie LED-Heckleuchten, mehrfarbige LED-Ambientebeleuchtung, Autobahnassistenz, kabelloses Laden, Totwinkelwarner, Park-View-Rückfahrkamera mit Drohnenansicht und 18-Zöller (Summit+).
Heck-/Seitenansicht. Und so sieht der fünftürige Fünfsitzer von der Seite aus.
Weiter geht‘s
Alles in allem: Die mit Compass 4xe, Renegade 4xe, Wrangler 4xe, Compass-e und Renegade-e begonnene Reise geht also weiter. Bei dem Termin im Rheingau hat Jeep kurzfristig ebenfalls noch den Grand Cherokee in der 4xe-Plug-in-Hybrid-Version präsentiert, die wir separat noch ausführlich vorstellen. Als nächstes kündigt Jeep-Deutschland-Markendirektor Saia zudem namentlich bereits den großen 600-PS-Wagoneer S mit 600 Kilometer Reichweite und den nicht nur optisch, sondern auch von der Idee her durchaus an den Wrangler angelehnten, aber eben vollelektrischen Recon an. Schließlich könnte mit dem Wrangler Magneto sogar noch ein weiterer Elektro-Offroader zumindest schon einen Namen haben. Oder sollte es doch, wie ebenfalls spekuliert wird, ein Elektro-Pickup sein?
Datenblatt
Motor: Elektro. Leistung: 115/156 kW/PS. Maximales Drehmoment: 260 Newtonmeter. Beschleunigung: 9,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 150 Stundenkilometer. Antrieb: Vorderrad. Getriebe: Planetenradsatz. Elektrische Reichweite: 389-404 Kilometer kombiniert, bis zu 550 in der Stadt. Verbrauch: Laut Jeep nach WLTP 15,3-15,9 Kilowattstunden. Batteriekapazität brutto/netto: 54/51 Kilowattstunden. Onboard Charger: Dreiphasig mit 11 Kilowatt. Ladezeit Gleich-/Wechselstrom: Je nach Anschluss 24 Minuten von 20 auf 80 Prozent bei 100 Kilowatt über 5 Stunden 34 Minuten bei 11 Kilowatt bis 26 Stunden 41 Minuten bei 1,8 Kilowatt. Grundpreis: 37 000/31 092 bis 44 000/36 974 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
7. Juni 2023