Rollender Rächer
Jeep lässt mit kompaktem Avenger erstes vollelektrisches Modell vorfahren / Gleich sechs Fahrprogramme
Von Günther Koch und Rainer Waldinger/Life-Magazin
Der Avenger ist der neue Einstiegs-Jeep. Fotos: Waldinger
Frankfurt/Main – Da hat sich die auf Geländewagen spezialisierte US-amerikanische Stellantis-Konzernmarke viel vorgenommen: Jeep will auf seinem „Weg zur führenden elektrifizierten SUV-Marke“ bis 2025 in Europa gleich vier batterieelektrische Modelle einführen. Den Anfang macht der statisch national gerade in Frankfurt/Main vorgestellte Avenger, dessen für das zweite Quartal 2023 vorgesehene Erstauflage ab 39 900 Euro beginnt.
Front-/Seitenansicht. Der Sieben-Schlitz-Grill ist geblieben.
Unterhalb des Renegade
Das Auto: Der im B-SUV-Segment positionierte fünftürige Fünfsitzer – frisches Design, Sieben-Schlitz-Grill, kurze Überhänge vorn/hinten, ausladende Kotflügel, trapezförmige Radläufe, relativ große 18-Zoll-Räder, X-Rückleuchten, die an einen Militär-Benzinkanister erinnern, kompakte Maße, 4,08 Meter lang, 16 Zentimeter kürzer als der Renegade, klares, robustes, vor allem vom Wrangler inspiriertes Interieur, vergleichsweise geräumig selbst im Fond, 380-Liter-Kofferraum – ist das erste batterieelektrische, zumindest lokal schadstofffreie Modell der Marke. Es läuft in Polen vom Band, soll als Einstiegs-Jeep das Angebot unterhalb des Renegade 4xe ergänzen. Europa-Chefin Antonella Bruno legt die Messlatte schon jetzt ziemlich hoch, erwartet, „dass der Avenger bereits bis 2024 unser bestverkauftes Modell sein wird“.
Die Kotflügel sind ausladend, die Radläufe trapezförmig. Blick ins Cockpit.
Aus dem Stellantis-Regal mit 156 PS
Der Antrieb: Der 400-Volt-Elektromotor aus dem Stellantis-Regal leistet 115/156 kW/PS, stellt maximal ordentliche 260 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Für Technik-Interessierte: Die Übersetzung des Getriebes gibt Jeep mit 8,69 an. Die Batterie hat 54 Kilowattstunden Kapazität, weist eine hohe Energiedichte und ein gutes Verhältnis zwischen Nennleistung und nutzbarer Energie auf, soll für 400 Kilometer im kombinierten und 550 im Stadtzyklus reichen. Der Akku findet sich unter Vorder- und Rücksitzen sowie im Mitteltunnel. Über ein Mode-4-Kabel mit 100 Kilowatt Gleichstrom kann der Elektro-Jeep an einer öffentlichen Schnellladestation recht zeiteffizient aufgeladen werden. Für 30 Kilometer sollen schon drei Minuten genügen, für eine Erhöhung der Batteriekapazität von 20 auf 80 Prozent 24. Mit Mode-3-Kabel für elf Kilowatt Wechselstrom ist ein leerer Akku demnach an einer Wallbox oder öffentlichen Station in 5,5 Stunden wieder voll.
Die Rückleuchten sind im X-Stil gehalten. Blick auf die Heckpartie.
Normal, Eco, Sport, Schnee, Schlamm und Sand
Das Fahren: Der Avenger ist der erste Jeep mit Vorderradantrieb samt Serien-Allrad-Fahrprogrammen und Bergabfahrhilfe. Große 20/32 Grad Böschungswinkel, 20 Grad Rampenwinkel und 20 Zentimeter Bodenfreiheit tragen zur Leistungsfähigkeit im Gelände bei. Das System bietet sechs Fahrmodi: „Normal“ fürs alltägliche Unterwegssein, „Eco“ für mehr Reichweite, „Sport“ für mehr Fahrspaß, „Snow“ für maximale Traktion etwa auf Schnee, „Mud“ zur Verbesserungen der Leistung im Schlamm und der Bodenhaftung sowie „Sand“, um auf sandigem Boden nicht stecken zu bleiben.
Das Gepäckabteil fasst 380 Liter. Heck-/Seitenansicht des Avenger.
Mit Diensten und Funktionen für die Ferne
Die Ausstattung: Infotainment. 26 Zentimeter großes Display. Volldigitales Kombiinstrument. Smartphone-ähnlicher Grafik. Smartphone-Einbindung. TomTom-Navigation. Verbesserte natürliche Spracherkennung. Over-the-Air-Updates. Dienste und Funktionen, die der Besitzer aus der Ferne nutzen kann. Autonomes Stufe-2-Fahren mit automatischer Geschwindigkeits-, Abstands- und Spurhaltungssteuerung in Kombination mit adaptiver Fahrkontrolle samt Spurhaltehilfe. Müdigkeitswarnung. Automatische Notbremsung. Fußgänger-, Radfahrer-, Verkehrszeichenerkennung. Totwinkelassistenz. 360-Grad-Parksensoren mit aktiver Parkassistenz. 180-Grad-Rückfahrkamera mit Drohnensicht. Die Erstauflage verfügt unter anderem über Zweifarb- oder komplette Volcano-Lackierung, dazu LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, innen Klimaautomatik, mehrfarbige Ambientebeleuchtung, gelbe Akzente, beheizbare Premiumsitze, höhenverstellbaren Ladeboden und elektrische Heckklappe mit berührungsloser Bedienung.
Was mit dem Abtrünnigen beginnt
Alles in allem: Einen Abtrünnigen („Renegade“) hat Jeep bereits in seinem aktuellen Modellprogramm. Neben dem Orientierungskundigen („Compass“) zudem ein markantes SUV, bei dem es sich in diesem Fall jedoch um keine Jeans handelt („Wrangler“). Der Vierte im Bunde („Gladiator“) spricht für sich. Der Fünfte steht für einen Indianerstamm („Grand Cherokee“). Der Avenger setzt noch einen drauf, ist, aus dem Englischen übersetzt, der „Rächer“.
KoCom/Fotos: Rainer Waldinger
6. Dezember 2022