Freitag, 19. April 2024

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Blinklicht

"999"

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"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

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„Das ist kein Auto“

Opel will mit zweisitzigem Rocks-e die Lücke zwischen Elektro-Motorroller und Elektro-Pkw schließen

Von Günther Koch/Life-Magazin

Den neuen Opel Rocks-e darf man mit Führerscheinklasse AM ab Jahren 15 fahren. Fotos: Koch  

Frankfurt/Main – Mit dem Rocks-e hat Opel einen (fast) neuartigen Zweisitzer auf die Räder gestellt. Er ist eigentlich, nur unter anderem Namen, schon von Citroën bekannt. Die wie die Rüsselsheimer ebenfalls zum Stellantis-Konzern gehörende Schwestermarke durfte mit dem Ami schon Anfang 2021 an den Start. Das weitgehend identische Modell wird aber bei uns nicht verkauft, so dass Opel selber mit dem ab 7990 Euro teuren, gerade in Frankfurt/Main vorgestellten rein batterieelektrischen Rocks-e Kunden vom jugendlichen Fahranfänger bis hin zum Stadtrandpendler in den Blick nehmen kann. Erste Auslieferungen sind zunächst noch 2021 vorgesehen gewesen. Es könnte aber auch Frühjahr 2022 werden.

Ein Leichtkraftfahrzeug

„Das ist kein Auto“, sagt Produktmann Keanu Eftekhari gleich, „sondern ein Leichtkraftfahrzeug, das man mit Führerscheinklasse AM ab 15 Jahren fahren kann.“ Es sortiert sich preislich zwischen E-Scooter, E-Bike, E-Motorroller und Microcar- oder Kleinwagen-Anbietern im Corsa-Segment ein. Die Rüsselsheimer gehen davon aus, dass sie den Rocks-e vor allem online verkaufen. Die Finanzierungsrate für den City-Stromer soll auf „monatlichem Niveau eines Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr“ liegen. Eftekhari verweist auf das „progressive, klare und mutige Design für moderne städtische Elektromobilität“, nennt die wichtigsten Abmessungs- und Gewichtszahlen dazu: 2,41 Meter lang, 1,39 Meter breit, 1,52 Meter hoch, Radstand 1,73 Meter, Wendekreis bloß 7,20 Meter und samt Batterie leer nur 471 Kilo schwer.

Blick auf die Frontpartie mit den Kulleraugen-Scheinwerfern und dem Markenlogo vorn.

Komplett geprägt von Purismus

Auch der in Marokko produziert Rocks-e nimmt das neue Gesicht der Marke samt LED-Scheinwerfern und Blinkern auf. Front und Heck, beide zweifarbig, sowie Fahrer- und Beifahrerseite sind identisch gestaltet. Die Beifahrertür schwingt nach vorn, die Fahrertür nach hinten auf; sie lassen sich nur mit Opel-gelben Schlaufen schließen. Innen geht es mit viel Plastik schnörkellos-puristisch zu. Keine Klimaanlage, nur eine laute Lüftung. Das Cockpit bleibt aufs Wesentliche beschränkt. Infotainment gibt es nicht. Dafür ist ein kleines Schwarz-Weiß-Display mit Informationen etwa über Tempo und Ladezustand der Batterie da. Das Handy in optionaler Halterung kann man mit dem USB-Port verbinden. Und ein Bluetooth-Lautsprecher komplettiert dann die laut Kollege „rollende Party-Box“. Die versetzt nebeneinander angebrachten Sitze sind sparsam gepolstert, erhöhen die Beinfreiheit beim Beifahrer, dessen Fußraum mit 63 Liter Stauvolumen versehen ist, ermöglichen zudem einen größeren Verstellbereich beim Fahrer. Ein Fach hinter den Sitzen hält weiteren Platz zum Beispiel für eine Sporttasche bereit. Die Kopffreiheit ist sehr gut. Für lichte und soweit recht angenehme Atmosphäre sorgt neben den größeren Fenstern das Panorama-Glasdach, das schon im Basismodell Standard im Rocks-e ist.

Der Zugang erfolgt auf Knopfdruck. Im Inneren herrscht ausschließlich Minimalismus vor.

In der Spitze bis 45 Stundenkilometer

Beim Antrieb handelt es sich um einen vollelektrischen mit 5,5-Kilowattstunden-Batterie. Die Nenndauerleistung des Elektromotors gibt Opel-Mann Eftekhari mit 6/8, die maximale mit 9/12 kW/PS an. Die Reichweite findet sich mit bis zu 75 Kilometern so zumindest im Datenblatt. Tempo 45 genügen für den Stadtverkehr. Etwa zehn Sekunden dauert es, bis man auf diese Geschwindigkeit beschleunigt hat. Die drei Fahrprogramme heißen Drive (für Vorwärts), Neutral und Reverse (für Rückwärts). Eine Zahnstangenlenkung ist verbaut. Das Chassis verfügt über Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen vorn sowie Verbundlenkerachse samt Trommelbremsen hinten. Der Rocks-e hat ein regeneratives Bremssystem an Bord. Die Ladegeschwindigkeit bei Wechselstrom beträgt 1,8 Kilowattstunden. „Die Batterie“, betont Eftekhari, „lädt in rund dreieinhalb Stunden zu 100 Prozent über die Haushaltssteckdose auf.“ Ein drei Meter langes Ladekabel ist fest in der Beifahrertür untergebracht. Wer will, kann optional einen Adapter zum Stromladen an öffentlichen Ladesäulen ordern.   

Die Fahrtasten sind links unten neben dem Fahrersitz platziert. Heck-/Seitenansicht.  

In drei Ausstattungen verfügbar

Die Rüsselsheimer wollen mit ihrer „neuen Mobilität“ die „Lücke zwischen Motorroller und Pkw“ schließen. Der Rocks-e könnte so tatsächlich für manche zum ersten Opel werden. Drei Ausstattungen sind vorgesehen. Opel hat sie Rocks-e, Rocks-e Klub und Rocks-e Tekno genannt. Es gibt keinen überflüssigen Zierrat, der ins Geld geht. Seitenschweller und weitere Karosserieverkleidungen sollen den robusteren Auftritt des ungewöhnlichen Zweisitzers unterstreichen. Die beiden höheren, jeweils ab 8790 Euro teuren Ausstattungen bringen unter anderem mehr Farbe ins elektrische Fahrerleben.

Blick auf die Heckpartie. Auf der hinteren Säule prangt groß und deutlich das Elektro-e.

Ans Fahren bitte erst gewöhnen!

Ans Unterwegssein auch mit einem solchen Fahrzeug, dass fahrwerksmäßig ziemlich steif so etwas wie Hardrock im wahrsten Sinn des Wortes an den Tag legt, sollte man sich erst gewöhnen! Die Fenster lassen sich wie damals bei der Citroën-„Ente“ 2CV nur hochklappen und wieder runterziehen. Die Fahrtasten sind ungewohnt links neben dem Fahrersitz platziert. Die Geräuschkulisse im Wagen ist wegen der nur mäßigen Dämmung nicht gerade gering. Soll der Innenspiegel verstellt werden, muss man sich ziemlich weit nach vorn beugen. Die zu kleinen Außenspiegel können den toten Winkel nur sehr eingeschränkt erfassen, was bei uns zu einigen kritischen Situationen etwa beim Fahrstreifenwechsel oder beim plötzlichen Ausweichen geführt hat. Die Einstrahlung der Sonne durchs große Glasdach ohne jede Abdeckung kann sehr stark blenden, andererseits bietet dieses Dach eine bessere Sicht beim Halt unter (Hoch-)Ampeln.

Modellschriftzug und Markenlogo hinten. Und so sieht der Zweisitzer von der Seite aus.

Vor Mitleid oder eher vor Freude?

„Sie werden viele Zuschauer haben, wenn Sie jetzt durch die Stadt fahren“, hat Produktmann Eftekhari vorhergesagt – und Recht damit gehabt. Wobei am Ende nie ganz klar schien, ob das Schmunzeln der tatsächlich vielen Passanten, die uns nachgeschaut haben, Ausdruck von Mitleid gewesen ist oder doch eher von Freude für mehr Nachhaltigkeit in Form eines vorn wie hinten ohne Überhänge gleich aussehenden Kulleraugen-Elektro-Würfels, mit dem man tatsächlich fahren kann.

Datenblatt

Motor: Elektro. Nenndauerleistung: 6/8kW/PS. Maximalleistung: 9/12 kW/PS. Beschleunigung: Rund zehn Sekunden von 0 auf Tempo 45. Höchstgeschwindigkeit: 45 Stundenkilometer. Batteriekapazität: 5,5 Kilowattstunden. Reichweite: Bis zu 75 Kilometer nach WLTP. Ladegeschwindigkeit (bei Wechselstrom): 1,8 Kilowattstunden. Dauer des Akku-Vollladens: An der Haushaltssteckdose rund dreieinhalb Stunden. Grundpreis: Je nach Ausstattung 7990 und 8790 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

9. November 2021