Der Luxusstromer
Mercedes-Elektro-Flaggschiff EQS entsteht auf eigener Architektur / Zunächst 333- und 523-PS-Variante
Von Günther Koch/Life-Magazin
Der EQS läuft in Sindelfingen, wo auch die S-Klasse entsteht, vom Band. Fotos: Mercedes
Stuttgart – Es werden immer mehr: Schon zehn teilelektrifizierte Modelle listet Mercedes-Benz in seiner Modellpalette mittlerweile allein an Plug-in-Hybriden insgesamt auf. Und bei den Vollstromern ist nach den A- und C-Klasse-SUV EQA und EQC sowie dem V-Klasse-Van EQV nach der digitalen Weltpremiere in Stuttgart gerade der EQS hinzugekommen.
Erste vollelektrische Oberklasselimousine
Dabei handelt es sich um die erste vollelektrische Luxuslimousine unter dem Sublabel EQ, das auf Konzernebene beim Daimler auch als Produkt- und Technologiemarke bezeichnet wird. Als erstes Modell steht der EQS auf der modularen Architektur für Elektrofahrzeuge der Ober- und Luxusklasse, einer Plattform, bei der sich die Stuttgarter darum bemühen, Technologie, Design, Funktionalität und Vernetzung bestmöglich miteinander zu verbinden. Als erste Varianten bei der neuen Limousine sehen sie den heckangetriebenen EQS 450 und den stärkeren Allrad-EQS 580 4Matic vor.
Blick auf die Vorderseite mit dem Markenstern vorn groß im verkleideten Frontgrill.
„Aerodynamischstes Serienauto der Welt“
Deren wichtigste technischen Angaben sind: 5,21 Meter lang, 1,92 Meter breit, 1,51 Meter hoch. Kofferraum 610 bis 1770 Liter. Leergewicht fahrfertig 2480 und 2585 Kilo. Im Zusammenhang mit dem Wert 0,20, der den Luftwiderstand angibt, sprechen die Stuttgarter vom „aerodynamischsten Serienauto der Welt“. Ein Elektromotor hinten treibt den EQS 450 an. Beim EQS 580 kommt noch ein zweiter vorn hinzu, der dann auch für den bei Mercedes 4Matic genannten Allrad sorgt. Beide sind 245/333 und 385/523 kW/PS sowie, was das maximale Drehmoment betrifft, 586 und 855 Newtonmeter stark. Die Beschleunigung geben die Stuttgarter mit 6,2 und 4,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100 an. Die Höchstgeschwindigkeit ist jeweils auf 210 Stundenkilometer begrenzt. Die Hinterachslenkung für bessere Handlichkeit gehört zum Grundumfang.
Die Türgriffe sind versenkbar. Die breite Hyperscreen-Bildschirmeinheit prägt das Cockpit.
Batterie mit 107,8 Kilowattstunden Kapazität
Der kombinierte Verbrauch soll nach dem realistischeren WLTP-Messverfahren 16,0-19,1 und 16,9-20,0 Kilowattstunden betragen, was jedenfalls laut Mercedes bis zu 770 Kilometer Reichweite erlaubt. Der nutzbare Energiegehalt der Batterie findet sich bei einer Nennspannung von 396 Volt mit 107,8 Kilowattstunden im Datenblatt, der Onboardlader mit 11/22 Kilowatt (Serie/Option), die maximale Rekuperationsleistung, also die Rückgewinnung von Energie, mit 186 und 290 Kilowatt. Blieben noch die Ladezeiten mit je nach Anschluss 15 Minuten für 300 und 280 Kilometer über 31 Minuten an Schnellladestationen bis hin zu fünf beziehungsweise zehn Stunden an Wallboxen oder öffentlichen Ladestationen.
Blick auf die Modellkennung der Erstauflage. Heck-/Seitenansicht des Vollstromers.
Auslieferungen ab zweiter Jahreshälfte vorgesehen
Zur Weltpremiere spricht Daimler-/Mercedes-Chef Ola Källenius mit Blick auf den neuen EQS und das erste um den Elektroantrieb herum entwickelte Auto mit eigener Architektur vom „wahren Wendepunkt“ für das Unternehmen. Kein Wunder, die Oberklasse ist schließlich vor allem Mercedes-Klasse. Die Auslieferungen des Luxusstromers – in einem weiten Bogen gezeichnet, rahmenlose Türen, nahtlos in die Fronthaube übergehende Windschutzscheibe, gewölbte Hyperscreen-Bildschirmeinheit von A-Säule zu A-Säule, innen noch geräumiger, teilautomatisiertes Unterwegssein zumindest technisch auf Level-3-Niveau möglich – sollen im zweiten Halbjahr 2021 beginnen. Als Einstiegspreis sind unter 100 000 Euro im Gespräch. Zum Vergleich: Die günstigste S-Klasse beginnt ohne Maybach bei 96 985, die teuerste bei 122 451 Euro.
Die Rückleuchten haben eine besondere Lichtsignatur. Und so sieht der EQS von der Seite aus.
Bis hin zur zusätzlichen Sekundenschlafwarnung
Die serienmäßigen oder optionalen Besonderheiten reichen etwa von der zu einer Einheit zusammengefassten Front über durch Leuchtband verbundene Scheinwerfer, tiefschwarze Kühlerverkleidung, Digitallicht, spezielle Linienführung mit Fließheckdesgin, automatische Komforttüren, effektiverer Innenluftkontrolle samt Filter, Fahrpilot, Navigation mit elektrischer Routen- und Ladestoppintelligenz, „Over the air“-Updates komplett neuer Fahrzeugfunktionen und verschiedene Klangwelten bis hin zu neuen Fahrerassistenzsysteme wie der zusätzlichen Sekundenschlafwarnung.
Bis 2030 dann schon mehr als die Hälfte
Als Teil des Ambition-2039-Plans will Mercedes in weniger als 20 Jahren eine Kohlendioxid-neutrale Neuwagen-Flotte anbieten, bis 2030 über die Hälfte seiner Autos mit Elektroantrieb verkaufen, Plug-in-Hybride, vor allem aber eben auch vollelektrische Fahrzeuge. Nach dem EQA zuletzt und dem EQS jetzt steht als nächstes der kompakte EQB schon bereit.
KoCom/Fotos: Mercedes
15. April 2021