Freitag, 19. April 2024

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Blinklicht

"999"

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"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

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Sogar Fellini lässt grüßen

Fiats neuer 500 ist ein Vollstromer / Sherpa hilft bei Reichweite / Auch praktischere 3+1-Variante möglich

Von Günther Koch/Life-Magazin 

Beim neuen Elektro-500 (vorn) hat Fiat das ikonische Design erhalten. Fotos: Koch

Frankfurt/Main – Süß, diese Kulleraugen! Die in Wirklichkeit die vorderen Halbrundleuchten des kleinen Fiat 500 sind. Und doch soll es vorkommen, dass die, die ihre Knutschkugel besonders ins Herz geschlossen haben, die Scheinwerfer mitunter sogar noch wimpernartig verzieren. Anne Wollek findet die aber auch so schon schön genug, würde das natürlich gern gleich aufs ganze Auto beziehen, den neuen elektrischen Fiat 500, vor dem Fiats Deutschland-Sprecherin bei der Fahrvorstellung in der Frankfurter Klassikstadt gerade steht. Mit ihm, ohne Prämie zu Einstiegspreisen ab 23 560 Euro zu haben und noch im November bei den Händlern, positioniert sich der italienische Spätstarter in Sachen Elektro im Umfeld vergleichbarer Kleinstwagen aus dem Volkswagen-Konzern wie Seat Mii Electric, Skoda Citigo iV und VW E-Up, während andere Stromer wie Honda-e, Nissan Leaf, Opel Corsa-e, Peugeot-208-e, Renault Zoe schon etwas kompakter sind.

Als Kleinstlimousine und -cabrio

Das Auto: Gleich drei der italienischen Knuffis reihen sich nebeneinander. Rechts ein Cinquecento, italienisch für 500, aus den Anfangsjahren der 1957 in Topolino-Nachfolge erstmals unter dem Namen Fiat Nuova 500 eingeführten und 2007 wieder neu belebten Baureihe. In der Mitte der aktuelle Mildhybrid. Links der neue Vollstromer, der erste bei Fiat überhaupt. Das ikonische 500er-Design ist geblieben, die Plattform aber neu. Es gibt den Elektro-500 als Kleinstlimousine und -cabrio, jetzt 3,63 Meter lang, 1,68 Meter breit, 1,52 Meter hoch, Radstand 2,32 Meter, Kofferraum 185 bis 550 Liter, länger, breiter, mehr Platz, modernes, übersichtliches Cockpit, zusätzliche Ablagen – und für 2000 Euro Aufpreis türmäßig jetzt sogar als praktischere 3+1-Karosserievariante. Ob sich der neue, was Elektrifizierung betrifft, erfahrenere französische Partner PSA an dem Projekt schon irgendwie beteiligt hat? „Nein“, sagt Wollek, „alles Fiat, alles italienisch.“

Ein Kühlergrill vorn ist zwar nicht mehr nötig, trotzdem hat Fiat ihn ganz unten noch angedeutet.

Zwei Leistungsstufen, zwei Batterievarianten

Der Antrieb: Zwei Leistungsstufen stehen zur Wahl. Die eine nur fürs Einstiegsmodell mit 95, die andere mit 118 PS. 220 Newtonmeter sorgen für ordentlich Durchzugskraft. In 9,5/9,0 Sekunden sind Tempo 100 erreicht. Die jeweils höchsten Geschwindigkeiten liegen bei 135/150 Stundenkilometern. Eine Ein-Gang-Untersetzungsautomatik überträgt die Kraft auf die Vorderräder. Die Batterie ist mit 23,7 oder 42 Kilowattstunden Kapazität lieferbar. Die kombinierte Reichweite gibt Fiat zumindest im Datenblatt für den kleineren Akku mit bis zu 180 Kilometern an, für den größeren mit 298 bis 321, innerorts mit 430 bis 460. Der Stromverbrauch der stärkeren Version soll im Mix 13,3 Kilowattstunden betragen, das Laden je nach Anschluss von fünf Minuten für 50 Kilometer über 35 Minuten für 80 Prozent bis 15 Stunden und 15 Minuten dauern.

Einen Verbrenner sucht man unter der Haube hier vergeblich. Das Cockpit ist modern gestaltet.

Im Range-Programm gewinnt System mehr Energie zurück

Das Fahren: Wir sind in der geschlossenen Icon-Ausführung mit 118 PS unterwegs gewesen. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende nach einer über 40 Kilometer langen, gut einstündigen Tour weitgehend im Normalmodus mit wechselnden Stadt-, Orts-, Landstraßen- und kürzeren Autobahnfahrprofilen in und um Frankfurt noch 87 Prozent Batterieladezustand, 217 Kilometer Restreichweite und 12,9 Kilowattstunden Verbrauch angezeigt. Beim Tritt aufs Elektropedal stellt sich ein sehr angenehmes, kompakt-spritziges, dazu kommodes Fahrgefühl ein. Im Range genannten One-Pedal-Fahrprogramm bremst das System, sobald man vom Pedal geht, stärker ab und gewinnt so mehr Energie zurück, die gleich wieder in den Akku eingespeist wird. Sherpa, eigentlich eine tibetische Bezeichnung für ein Volk im Himalaya, nennen die Italiener den Modus, den man dann nutzen sollte, wenn man maximal Strom sparen und im Grunde nur noch ankommen will; der Wagen fährt dann nicht schneller als 80, Klimaanlage und Sitzheizung werden deaktiviert. Nicht uninteressant: Autonomes Fahren bis Level zwei ist, Serie in der höchsten Ausstattungsstufe, dank intelligenter Abstandsregelung und fahrbahnzentrierter Ausrichtung einschließlich Längs- und Quersteuerung möglich. Die elektrische Servolenkung gibt ordentliche Rückmeldung von der Straße. Die Bremsen, Scheiben vorn und Trommeln hinten, packen standfest zu.

Das kleine Gepäckabteil fasst immerhin noch 185 bis 550 Liter. Modellkennung hinten.

Action, Passion, Icon und „La Prima“

Die Ausstattung: Gleich vier Lines finden sich in der Liste. Im Basispaket Action sind LED-Tagfahrlicht, Klimaanlage, Audiosystem, Lichtsensor, Aufmerksamkeits-, Spurhalte-, autonome Notbremsassistenz, Fußgänger-, Radfahrererkennung, Keyless Go, Ladekabel, Schnellladefunktion und 15-Zoll-Leichtmetallräder mit 185er-Reifen enthalten. Bei Passion gehören Siebenzoll-Infotainment, Digitalradio, Vernetzungsservices, Smartphone-Einbindung und Tempomat zum Grundumfang. Bei Icon sind es Klimaautomatik, 10,25-Infotainment, Navigation, Keyless Entry, elektrische Fensterheber vorn, geteilt umlegbare Rücksitzlehne, Softtouch-Lenkrad, Verkehrszeichenerkennung und 16-Zoll-Leichmetallräder mit 195er-Reifen. Als „La Prima“ verlässt der neue Fiat 500 mit Voll-LED-Scheinwerfern, Eco-Ledersitzen, zweifarbigem Eco-Lederlenkrad, kabellosem Smartphone-Ladepad, 360-Grad-Umfeldbeobachtung, Rückfahrkamera, Totwinkelassistenz, Panorama-Glasdach (für die Limousine) und 17-Zöllern mit 205er-Reifen das Werk.

Der Ladeanschluss sitzt auf der Beifahrerseite hinten. Wer will, kann sogar eine 3+1-Variante ordern. 

"Natürlich italienisch"

Alles in allem: Klein. Knuffig. Flott. Geräumiger. Ein Italiener, diesmal mit Temperament dank modernem Elektroantrieb. Mit einer ganzen Reihe an Elektronikhilfen und Möglichkeiten der Vernetzung. Mit Sitzbezügen aus Recycling-Materialien. Und sogar mit Musik, die unterhalb von Tempo 20 erklingt, um Fußgänger auf den sonst weitgehend lautlosen Stromer aufmerksam zu machen. Eine kurze Sequenz aus Federico Fellinis Filmkomödie „Amarcord“ von 1973 in Anspielung auf „A m’arcord“, Dialekt für „Io mi ricordo“ („Ich erinnere mich“). „Natürlich“, sagt Fiat-Sprecherin Wollek, „italienisch!“ 

Datenblatt

Motor: Permanentmagnet-Elektromotor. Leistung: 70/95, 87/118 kW/PS. Maximales Drehmoment: 220 Newtonmeter. Beschleunigung: 9,5, 9,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 135, 150 Stundenkilometer. Batterie: Lithium-Ionen. Kapazität, 23,7, 42 Kilowattstunden. Reichweite kombiniert: Je nach Version bis zu 180, bis zu 321 Kilometer. Reichweite innerorts: Je nach Version 430 bis 460 Kilometer. Stromverbrauch der stärkeren Version: 13,3 Kilowattstunden pro Kilometer. Ladedauer: Je nach Anschluss fünf Minuten für 50 Kilometer über 35 Minuten für 80 Prozent bis 15 Stunden und 15 Minuten. Grundpreis: 23 560 bis 37 900, Cabrio ab 30 560 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

20. November 2020