Mit Dreifachkraft
Toyota setzt im RAV4 neuen 306 PS starken Plug-in-Hybridantrieb mit elektrischem Allrad ein
Von Günther Koch/Life-Magazin
Kompaktes Mittelklasse-SUV-Modell mit Alternativantrieb: Toyota RAV4. Fotos: Koch
Köln – Mehr als zehn Millionen verkaufte RAV4, seit Toyota 1994 dieses Modell zum ersten Mal auf den Markt gebracht hat, sind durchaus eine Ansage. Deutschland-Sprecher Thomas Heidbrink nennt den im Umfeld deutscher Konkurrenten wie Ford Kuga, Opel Crossland X oder VW Tiguan positionierten Mittelklasse-SUV der Japaner deshalb jetzt in Köln bei der Fahrvorstellung des neuen, noch ab Mitte September zu Brutto/Netto-Einstiegspreisen ab 46 293/39 908 Euro in den Handel kommenden Plug-in-Hybrid auch „weltweit den Nummer-1-SUV“.
Batterie im Fahrzeugboden
Das Auto: Die jüngste Generation, es ist die insgesamt fünfte, fährt seit 2019 mit überarbeitetem Design, leicht gewachsenen Außenmaßen und kürzeren Überhängen vor. In dem betreffenden Jahr hat Toyota auch den Plug-in-Hybrid genau mit dem Antrieb angekündigt, mit dem im Rahmen einer entsprechenden Kooperation künftig ebenfalls der neue Across von Suzuki unterwegs sein wird. Der solide verarbeitete, für sein Segment relativ wertig anmutende Plug-in ist 4,60 Meter lang, 1,85 Meter breit, 1,68 Meter hoch. 2,69 Meter Radstand lassen ihn selbst im Fond noch recht geräumig wirken. Weil die Batterie im Fahrzeugboden untergebracht ist, bleibt es kofferraummäßig bei erweiterbaren 520 Litern. Im Cockpit geht es weitgehend übersichtlich zu. Bloß mit der Bedienung besonders von Infotainment und Navigation tut man sich bei Toyota und der Nobelmarke Lexus manchmal doch nach wie vor noch schwer.
Blick auf die Frontpartie mit dem Markenlogo vorn, das in den dunklen Kühlergrill ragt.
Schon umfangreicheres Basispaket
Die Ausstattung: Das Serienpaket ist etwa mit LED-Scheinwerfern, Kühlergrill mit dunklem Gitter, metallischer Einfassung der Frontschürze, dunklem Unterbodenschutz, Zweizonen-Klimaautomatik, Multimedia, Neunzoll-Touchscreen, Onlineservices, Smartphone-Integration, beheizbarem Lederlenkrad, Sitzheizung, Einparksensoren, Rückfahrkamera, Adaptivtempomat, Spurhalteassistenz, Verkehrszeichenerkennung, Anhängerstabilisierung sowie 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit 225er-Reifen schon ziemlich umfangreich bestückt. Wer will, individualisiert den Wagen mit Technik- oder Stylepaket. Mit beiden zusammen ist dieser RAV4 dann brutto/netto ab 58 380/50 328 Euro zu haben.
Verbrenner und ein Elektromotor sitzen vorn, der andere Elektromotor sitzt hinten. Blick ins Cockpit.
Benziner plus gleich zwei Elektromotoren
Der Antrieb: Diesel und reine Benziner gibt’s nicht mehr. Was für die front- oder allradangetriebene Normalversion bleibt, sind die 218- und 222-PS-Hybride. Bei dem an der Steckdose je nach Anschluss in viereinhalb bis siebeneinhalb Stunden aufladbaren, nach der strengeren Abgasnorm Euro-6d eingestuften Plug-in mit 6750 Euro Umweltbonus haben die Entwickler einen 185 PS starken 2,5-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner mit zwei Elektromotoren kombiniert, einem mit 182 PS vorn und einem mit 54 PS hinten. Gemeinsam bringen es alle drei auf 306 PS Systemleistung. Der Verbrenner stellt 227, der Elektromotor vorn 270, der hinten 121 Newtonmeter bereit. Ein stufenloses CVT-Getriebe überträgt die Dreifachkraft auf alle vier Räder. In 6,0 Sekunden ist aus dem Stand Tempo 100 geschafft. Die Spitze liegt bei 180 Stundenkilometern an. Der Verbrenner soll nach realistischerem WLTP-Messverfahren dank Elektrounterstützung im Mix nur 1,0 Liter verbrauchen, was im Alltagsbetrieb aber wohl kaum zu erreichen sein dürfte. Die Batterie hat 18,1 Kilowattstunden Kapazität. Die elektrische Reichweite soll bis zu 75, innerorts sogar bis zu 98 Kilometer betragen.
Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers. Das Gepäckabteil fasst erweiterbare 520 Liter.
Verschiedene Fahrprogramme stehen zur Wahl
Das Fahren: Bei uns hat der Bordcomputer in Sachen Spritkonsum am Ende nach normalen Orts-, moderaten Landstraßen- und kürzeren Autobahnfahrprofilen immer noch akzeptable 2,2 Liter angezeigt. Wir hätten rein elektrisch zudem noch vier Kilometer weiter unterwegs sein können. Das Fahrwerk dieses Plug-in, der leer 1910 Kilo auf die Waage bringt, 600 Kilo zuladen und Lasten bis 1,5 Tonnen ziehen kann, hat einen agilen, ziemlich harmonischen Gesamteindruck hinterlassen. Die Lenkung könnte direktere Rückmeldung geben. Die Bremsen packen standfest zu. Der auch durch die Lage der Batterie niedrigere Schwerpunkt trägt zu mehr Stabilität und so zu mehr Komfort beim Fahren bei. Verschiedene Fahrprogramme sind möglich: Der Elektro- ist der Grundmodus bis Tempo 135, wobei der Benziner da nicht eingreift. Wird jedoch mehr Leistung abgerufen, wechselt die Elektronik automatisch in den je nach Ladezustand selbsttätig aktivierten, mit Blick auf mehr Effizienz aber auch manuell wählbaren Hybridmodus – und das System kehrt, sobald möglich, wieder in den Elektromodus zurück. Im Lademodus lädt sich die Batterie während der Fahrt selbst wieder auf, um sich später etwa in der Stadt rein elektrisch fortbewegen zu können. Die Rückgewinnung von Energie ist über Schaltpaddel am Lenkrad einstellbar. Die Klimatisierung arbeitet über eine Wärmepumpe, spart dadurch Strom.
Die Antriebskennung ist hinten und an der Seite platziert. Und so sieht der RAV4 von der Seite aus.
Mit langjähriger Erfahrung
Alles in allem: Nach zwei Prius-Generationen mit Plug-in-Hybridtechnik hat Toyota nun den neuen Antriebsstrang für den RAV4 zur Serienreife gebracht, mit dem man sich, was die Offroad-Eigenschaften einschließlich Trailmodus betrifft, durchaus auch wenigstens mal in leichteres Terrain abseits des Asphalts wagen kann. Das Leistungsvermögen ist hoch. Die Batterie verfügt über eine größere Kapazität. Die weiter verbesserte Effizienz kann sich sehen lassen. Den Japanern merkt man unterm Strich die mehr als 20 Jahre Erfahrung an, die sie inzwischen auch in Sachen elektrifizierter Antriebe haben.
Datenblatt
Motor: Vierzylinder-Saugbenziner. Hubraum: 2,5 Liter. Leistung Verbrenner: 136/185 kW/PS. Leistung Elektromotoren: 134/182 kW/PS (vorn), 40/54 kW/PS (hinten). Systemleistung: 225/306 kW/PS. Maximales Drehmoment: 227 Newtonmeter (Verbrenner), 210/121 Newtonmeter (Elektromotoren vorn/hinten). Beschleunigung: 6,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 180 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Toyota Mixverbrauch Verbrenner 1,0 Liter pro 100 Kilometer, 22 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Batteriekapazität: 18,1 Kilowattstunden. Elektrische Reichweite: 75/98 Kilometer. Ladedauer: Je nach Anschluss viereinhalb bis siebeneinhalb Stunden. Grundpreis: 46 293/39 908 Euro (Brutto/Netto).
KoCom/Fotos: Günther Koch
15. September 2020