Sonntag, 22. Dezember 2024

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Hybrid, Hybrid, Hybrid

VW rollt beim neuen Golf gleich mit drei elektrifizierten Modellen die nächsten Varianten aus

Von Günther Koch/Life-Magazin

Der Golf GTE liegt mit 245 PS auf GTI-Niveau, hat sogar noch etwas mehr Drehmoment. Fotos: Koch  

Wolfsburg – Zwei Plug-in-Hybride, dazu ein weiterer Mildhybrid: VW hat nach dem normalen Fünftürer und dem GTI in Wolfsburg gerade die nächsten Varianten des neuen Golf vorgestellt, setzt die Elektrifizierung der Produktpalette fort.

Vorteile des Alternativantriebs

Hybride lassen sich auf kürzeren Strecken rein elektrisch und so lokal schadstofffrei fahren. Bis zu 80 Kilometer sollen laut Kai Philipp derzeit bereits möglich sein. Schon 50 reichten, „um 80 bis 90 Prozent der Fahrten von Volkswagen-Kunden abzudecken“, rechnet der Aggregateentwickler vor. Hinzu kämen billigeres Stromnachladen, staatliche Förderung, steuerliche Begünstigung sowie das „rein elektrisch immer CO₂-neutrale und im Stopp-&-Go-Verkehr besonders energieeffiziente Fahren – auch dank Rekuperation“. Nicht vergessen werden darf freilich: Hybridmodelle helfen Autoherstellern auch, die strengeren Grenzwerte einzuhalten und so sonst drohende Strafzahlungen zu vermeiden.

Von der Kompaktklasse bis zu den SUV

Golf, Passat, Arteon/Arteon Shooting Brake, Tiguan, Touareg: Von der Kompakt- über Mittel- und obere Mittelklasse bis zu den SUV listet Philipp eine Reihe von elektrifizierten VW-Modellen auf. Darunter allein beim Golf fünf neue Versionen auf 48-Volt-Basis wie die nun drei eTSI-Mildhybride, die beiden Hochvolt-Plug-in-Hybride GTE und eHybrid, dazu der rein batterieelektrische E-Up und die VW, die wie der ID3 auf dem neuen modularen Elektrobaukasten des Konzerns aufbauen.

Beim Golf eHybrid handelt es sich um einen Plug-in-Hybrid mit im System 205 PS Leistung.

Trotz geringerer Leistung immer noch agil          

Zum neuen Golf eHybrid: Vierzylinder-Turbobenziner plus Elektromotor. 1,4 Liter Hubraum. 110/150, 100/136 kW/PS. 250, 330 Newtonmeter Drehmoment. Systemleistung 150/205 kW/PS. Systemdrehmoment 350 Newtonmeter. In 7,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Spitze 220 Stundenkilometer. Sprit-, Stromverbrauch laut VW im Mix 1,4-1,2 Liter, 11,6-11,1 Kilowattstunden. Kohlendioxidausstoß 31-28 Gramm pro Kilometer. Abgasnorm Euro-6d. Frontantrieb. Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Die Doppelherzkraft aus Verbrennungs- und Elektromotor samt Akku ist die aus dem GTE. Bei der Auslegung stand neben Komfortoptimierungen maximale elektrische Reichweite im Lastenheft, in diesem Fall eben für einen Plug-in-Hybrid bis zu wirklich stattlichen 80 Kilometern. Unser Eindruck: Der spezielle Alternativantrieb ist wie beim GTE-Plug-in-Hybrid vor allem dann vorteilhaft, wenn der Wagen tatsächlich öfter nachgeladen wird, was ebenfalls wie beim GTE je nach Anschluss schon mal drei Stunden und 40 Minuten bis fünf Stunden dauern kann. Unterm Strich ist der eHybrid trotz der geringeren Leistung immer noch ziemlich agil unterwegs. Grundpreis: 39 781 Euro.

Der Golf GTE mit 245-PS-Doppelherzkraft aus Verbrenner und Elektromotor fährt druckvoller vor.

Nachhaltiger und mit beeindruckendem Vorwärtsdrang

Zum neuen Golf GTE: Vierzylinder-Turbobenziner plus Elektromotor. 1,4 Liter Hubraum. 110/150, 100/136 kW/PS. 250, 330 Newtonmeter Drehmoment. Systemleistung 180/245 kW/PS. Systemdrehmoment 400 Newtonmeter. In 6,7 Sekunden auf Tempo 100. Spitze 225 Stundenkilometer. Sprit-, Stromverbrauch laut VW im Mix 1,7 Liter, 12,4 Kilowattstunden. Kohlendioxidausstoß 38 Gramm pro Kilometer. Abgasnorm Euro-6d. Frontantrieb. Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Den GTE hat es auch vorher schon gegeben. 245 PS Systemleistung sind aktuell GTI-Niveau. Die Durchzugskraft ist mit 400 Newtonmeter sogar noch höher. Die von 8,7 auf 13 Kilowattstunden erhöhte Batteriekapazität soll elektrisch jetzt für 62 (statt vorher 47) Kilometer reichen. Die Elektronik wechselt geschmeidig zwischen E- und Hybridmodus, mahnt auf Basis der Navigationsdaten bei nahenden Geschwindigkeitslimits, vom Gas zu gehen, passt das Rückgewinnen von Energie beim Abbremsen und Ausrollen an. Unser Eindruck: Der GTE zeigt Vernunft, nutzt den elektrischen Antrieb konsequenter, lässt sich aber auch sportlicher bewegen, selbst wenn er 185 Kilo Mehrgewicht auf die Waage bringt, allein 135 für den Akku. Vor allem der bemerkenswerte Vorwärtsdrang à la GTD-Spitzendiesel beeindruckt. Grundpreis 41 667 Euro.

Als Mildhybrid kommt der aufgeladene eTSI-Dreizylinder immer noch ziemlich spritzig daher.

Mit 48-Volt-Technologie und Startergenerator

Zum neuen Golf eTSI: Dreizylinder-Turbobenziner. 1,0 Liter Hubraum. Leistung 81/110 kW/PS. Maximales Drehmoment 200 Newtonmeter. Zur Beschleunigung lag zuletzt noch keine Angabe vor. 202 Stundenkilometer schnell. Laut VW Verbrauch 4,3 Liter pro 100 Kilometer. Kohlendioxidausstoß 98 Gramm pro Kilometer. Abgasnorm Euro-6d. Frontantrieb. Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Er ist der neue Einstiegs-Mildhybrid, kombiniert mit 48-Volt-Technologie und Riemen-Startergenerator, der die Funktion von Anlasser und Lichtmaschine übernimmt, den Motor unterstützt und mit dem Verbrauch zugleich die Schadausstöße senkt. Die beiden größeren 1,5-Liter-Vierzylinder sind 130 und 150 PS stark. Die 48-Volt-Mildhybridtechnologie, die pro 100 Kilometer immerhin bis zu 0,4 Liter sparen soll, speist das 12-Volt-Bordnetz, startet den Verbrenner, unterstützt beim Anfahren, schafft es sogar, das Turboloch zu überbrücken. Der Startergenerator hilft beim „Segeln“, schaltet während des freien Rollens den Motor für kurze Zeit spritsparend ab und, sobald Leistung benötigt wird, automatisch auch wieder ein. Unser Eindruck: Wie bei den beiden Plug-in harmoniert auch hier die Doppelkupplungsbox gut mit dem etwas weniger aufwendigen Hybridsystem. Der Dreizylinder macht bisweilen zwar durchaus knurrig auf sich aufmerksam, geht dennoch alles in allem spritzig zu Werke. Grundpreis: 26 972 Euro.

Gesamtreichweiten bis 870 Kilometer

Wir haben alle drei Modelle getestet, dafür jeweils dieselbe, rund 30 Kilometer lange Strecke ausschließlich mit normalen Orts- und Landstraßenfahrprofilen gewählt. Der Bordcomputer des eHybrid-Plug-in hat verbrauchsmäßig bei uns am Ende 2,9 und 13,8 (statt 1,4 und 11,6) und beim GTE-Plug-in 4,3 und 15,2 (statt 1,7 und 12,4) Liter und Kilowattstunden angezeigt. Beim eTSI-Mildhybrid sind es 5,1 (statt 4,3) Liter gewesen. Die Gesamtreichweite im Hybridmodus gibt VW noch nach dem vorherigen NEFZ-Messverfahren beim eHybrid mit bis zu 870, beim GTE mit bis zu 745 Kilometern an.

Dann am umfangreichsten

Bis zum Jahresende will VW insgesamt acht verschiedene Golf und Golf Variant mit Hybridantrieb auf dem Markt haben. Damit, so Entwickler Philipp, werde die Baureihe dann auch die am umfangreichsten hybridisierte der Marke sein. Die mitunter geäußerte Kritik an der Bedienung des inzwischen volldigitalen Cockpits der neuen Generation des kompakten Modells kontert Produktmarketing-Mann Hendrik Muth bei der Veranstaltung in Wolfsburg mit dem Hinweis, dass man „keinen Pilotenschein“ brauche, „um diesen Golf zu fahren“. Fakt sei, dass sich der Trend zum Digitalenauch in Zukunft fortsetzen werde. Laut Muth gibt es im achten Golf inzwischen rund 1500 Funktionen. Zum Vergleich: Im ersten Golf 1974 seien es 30 gewesen. „Darunter zwei für den Komfort, eine fürs Radio und eine für den Zigarettenanzünder.“

KoCom/Fotos: Günther Koch

27. August 2020