Fast nur Sand
Unterwegs auf einer Wüstenreise am nördlichen Rand der Sahara / Mit Seat durch Marokko
Von Rainer Waldinger/Life-Magazin
Statt auf Pferde- geht es hier auf Kamelstärken über Sanddünen. Fotos: Waldinger
Er-Rachidia/Er-Rissani – Vierzylinder-Turbobenziner, zwei Liter Hubraum, 190 PS, 211 Stundenkilometer Spitze, Verbrauch zumindest laut Datenblatt im Schnitt 7,3 Liter: Mit Allrad und weniger Druck in den Reifen, um deren Auflagefläche zu erhöhen und damit das Fortbewegen auf sandigem Untergrund zu verbessern, taugt der neue Seat Tarraco sogar für die Wüste! In dem neuen großen SUV der spanischen Volkswagen-Tochter sind wir jetzt in Marokko südlich des Hohen Atlas am Oued Ziz von Er-Rachidia aus in der historisch bedeutsamen Oasenregion Drâa-Tafilalet unterwegs gewesen.
Mit orientalischem Flair: Kasbah-Hotel Xaluca in Arfoud. Seat-SUV Tarraco in der Wüste.
Erster Tag: Das Abenteuer beginnt
Los geht’s! Frankfurt-Barcelona. ACE-Charterflug 0010 steht in Barcelona für den Weiterflug bereit. Zwei Stunden. 1000 Kilometer. Landung in Er-Rachidia. Das Abenteuer beginnt! Es ist schon spät am Nachmittag. Wir fahren nach Arfoud. Das Tor zur Wüste im Osten von Marokko am Rand der Sahara zu Füßen des 935 Meter hohen Jbel Arfoud. 30 000 Einwohner. Von den Franzosen einst wegen der Nähe zu Algerien an strategisch wichtiger Stelle als Garnison errichtet. Die Straßen rechtwinklig angeordnet. Drehort für Filme wie „Marschier‘ oder stirb“, „Die Mumie“ oder den James-Bond-Streifen „Spectre“. Die Gegend Fundstätte bedeutender Fossilien. Die berühmten Sanddünen von Merzouga sind nicht weit. Wir quartieren uns in Arfoud im Kasbah-Hotel Xaluca ein.
Freundliche Begrüßung: Kamelführer mit Kamelen an der Strecke. Zimmer im Xaluca-Hotel.
Zweiter Tag: Auf Kamel- statt Pferdestärken
Am nächsten Morgen. Eine Stunde Fahrt Richtung algerischer Grenze. Keine befestigten Straßen. Offenes Gelände. Der Flugsand macht zu schaffen. Kinder bieten „Fossilien“ zum Kauf an. Schwieriges Terrain. Teilweise geht es an steilen Abhängen entlang. Gut, dass der Tarraco Allrad und verschiedene Einstellmöglichkeiten hat, was die Beschaffenheit des Untergrunds betrifft, er sogar bei extremeren Bedingungen noch Sicherheit beim Fahren vermittelten kann! Die nächste Etappe. Fast nur Sand. Vom Tarraco-Wüstencamp nach Er-Rissani. 20 000 Einwohner. Großes Stadttor. Geradlinige Straßen. Hellrot angestrichene Häuser. Täglicher Markt – mit großflächigem Parkplatz für Esel! Die Ruinen von Sidschilmasa, früher wichtige Karawanenstadt, sowie traditionelle Stampflehm-Siedlungen und Berber-Speicherburgen in der Nähe. Wir steigen von 190 Pferde- auf wogende Kamelstärken um. Blick von einer Düne in den Sonnenuntergang. Noch immer 20 Grad. Wer möchte hier jetzt noch weg? Es wird dunkel. Wir ziehen weiter. Abwärts. Zum Haimas-Village-Camp nahe Merzouga. Abendessen. Übernachtung im Zelt.
Genügsame Begleiter: Kamele sind für Wüsten wie geschaffen. Auch der Tarraco passt hierhin.
Dritter Tag: Orientierung nicht verlieren
7 Uhr. Früh aufstehen. Noch hat es die Sonne nicht über den Horizont geschafft. Ohne ortskundige Begleiter und Navigation ist das Alleinfahren in Gegenden wie diesen nicht zu empfehlen, weil durch die Weite der steppen- und wüstenhaften Plateaus in dieser Region die Gefahr besteht, durch plötzliche Winde oder schnell einsetzende Dunkelheit die Orientierung zu verlieren! Wichtig ist, dass die Fahrzeuge, mit denen man unterwegs ist, geländegängig sind. So analysiert das 4Drive genannte System im Tarraco ständig Bodenbeschaffenheit, Beladung, Geschwindigkeit, Lenkradposition und Fahrstil, um die bestmögliche Kraft auf die einzelnen Räder zu übertragen und damit für mehr Traktion zu sorgen. Lässt die Bodenhaftung vorn nach, gehen Antriebsmomente automatisch auch nach hinten weiter. Neben einer gleichmäßigen Verteilung kann der Kraftfluss binnen Millisekunden zudem komplett an die Hinterachse gelenkt werden. Wieder zurück in Arfoud. Frühstück im Hotel Xaluca. Weiter nach Er-Rachidia. Rückflug nach Barcelona. Zweieinhalb Stunden Aufenthalt. Rückflug nach Frankfurt. Zwölf Stunden sind es am Ende, die wir vom Haimas-Village-Camp bis nach Frankfurt brauchen.
Unterwegs getroffen: Kleines Esel-Quartett. Zeltstadt in der Nähe der algerischen Grenze.
Info Marokko I
Das zu den Maghreb-Staaten gehörende Königreich im Norden Afrikas ist fast 450 000 Quadratkilometer groß, zählte zuletzt etwa 35 Millionen Einwohner. Hauptstadt ist Rabat. Weitere wichtige größere Städte sind Casablanca, Fés, Marrakesch, Tanger und Agadir. Das Land gliedert sich in die Küsten am Mittelmeer und Atlantik, die Bergregionen wie Hoher Atlas, Mittler Atlas und Rifgebirge im Inneren sowie die steppen- und wüstenhaften Randbereiche der Sahara. Über Barcelona sollte man je nach Zwischenaufenthalt mit mindestens vier Stunden Flug ab Frankfurt/Main bis Er-Rachidia rechnen. Zur Einreise ist der Pass nötig. Amtssprache ist neben Arabisch halboffiziell ebenfalls Französisch, aber auch mit Englisch kommt man zumindest in den Zentren weiter. Landeswährung ist der Dirham, wobei ein Euro umgerechnet fast elf Dirham entspricht. Einen Zeitunterschied zu uns gibt es nicht. Klimatisch geht es an den Küsten mediterran, in den Bergen kühler und teilweise sogar winterlich, sonst, je näher man der Sahara kommt, halbwüstenhaft zu. Beste Reisezeiten sind April bis November für die Küsten und März bis Mai oder Oktober bis November für das Landesinnere, wo es im Sommer sehr heiß werden kann.
Auf sandigem Untergrund: Starke Lenkbewegungen lieber vermeiden! Die Mittagspause tut Mensch, Tier und Auto gut.
Info Marokko II
Wir waren in Arfoud im Kasbah-Hotel Xaluca (vier Sterne, 144 Bungalos/Zimmer/Suiten, traditionelle Einrichtung, www.xaluca.com) sowie nahe Merzouga im Haimas-Village-Camp (Vier-Sterne-Zelte, jeweils 30 Quadratmeter groß, luxuriös eingerichtet, Lounge-Möbel) untergebracht. Die würzige marokkanische Küche setzt sich vor allem aus arabisch-berberischen, afrikanischen und andalusischen Einflüssen zusammen. Landestypische Gerichte sind etwa die im Tajine-Topf zubereiteten mit in Oliven- oder Arganöl gegartem Fleisch, Gemüse oder Fisch. Oft kombiniert werden dabei zum Beispiel Rindfleisch mit Pflaumen oder Lamm mit Quitten. Bekannt ist zudem Couscous aus Hartweizengrieß, Gerste, Roggen oder Mais. Datteln, Mandeln, Honig, Zimt und Rosenwasser sind wichtige Bestandteile bei Desserts und süßem Gepäck. Ein besonderer Nachtisch ist Orangensalat mit Zimt oder Gebäck mit Mandelpaste, Datteln oder Rosinen. Getrunken wird meist Pfefferminztee. Information: Fremdenverkehrsamt Marokko, Graf-Adolf-Straße 59, 40210 Düsseldorf, Telefon 0211-370551, www.visitmorocco.com.
Die Sonne macht’s möglich: Schattenspiel in der Wüste, von der auch die Tarracos am Ende gezeichnet sind.
Service Auto
Insgesamt sind wir in Marokko 400 Kilometer unterwegs gewesen. Für die einzelnen Strecken haben wir bis zu anderthalb Stunden an reiner Fahrzeit gebraucht. In Marokko darf in Orten nur 30, außerhalb 60 und auf Autobahnen 120 gefahren werden. Alkohol am Steuer ist komplett verboten! Größere Flughäfen finden sich neben Rabat noch in Marrakesch und Casablanca. Das erstmals in dem Land eingerichtete Wüstencamp hat für Seat eine übergeordnete Bedeutung. Der nordafrikanische Markt ist eine der wichtigsten Regionen für die Globalisierungsstrategie der Marke. Die Reise in Marokko fand im neuen Seat Tarraco statt, der seit Februar zu Einstiegspreisen ab 29 980 Euro als Turbobenziner und Turbodiesel jeweils mit 150 und 190 PS mit und ohne Allrad bei den Händlern steht.
KoCom/Fotos: Rainer Waldinger
4. Februar 2019