Unterm Finger Gottes
Felstürme, Trockentäler und eine inseleigene Sahara / Mit Hyundai auf Gran Canaria
Von Günther Koch/Life-Magazin
Windmühle in einem fruchtbaren und reizvollen Tal, einem Barranco, bei Mogán. Fotos: Koch
Las Palmas – Sommer statt Winter, Sonne statt Schnee, Wärme statt Kälte, Temperaturen um die 20 Grad statt um den Gefrierpunkt: Kein Wunder, wenn die im Atlantik auf der Höhe von Nordafrika und der Sahara gelegenen Kanarischen Inseln nicht zuletzt für Mittel- und Nordeuropäer so anziehend sind! Vor allem in Monaten, in denen bei uns Schmuddelwetter oder wie zuletzt im Nordstau der Alpen Lawinengefahr herrscht.
Gran Canaria ist eine fast kreisrunde Insel. Mächtige Felsen ragen immer wieder im Inneren auf.
Eine von sieben
Ankunft in Las Palmas. Es ist Mitte Januar. Hyundai stellt auf Gran Canaria sein neues Kompaktsportmodell i30 Fastback N vor. Allein gut zwei der von Frankfurt/Main aus insgesamt über vier Stunden sind wir übers Meer geflogen. Lanzarote ist meist das erste Eiland des Archipels, das man sieht. Es folgt Fuerteventura, ehe es westlich zum Flughafen von Las Palmas geht. Auf der Nachbarinsel Teneriffa ragt der mit rund 3720 Metern höchste Berg Spaniens empor, zu dem die Kanaren gehören, der Pico del Teide. Dahinter schließen sich die kleineren Inseln La Palma, Gomera und El Hiero an.
Kirche mit Glocke in einem der Bergdörfer. Das Schafsgehöft liegt in einer eher einsamen Gegend.
Ständiger Begleiter
Eigentlich ist es in Las Palmas häufiger stark bewölkt, was mit einem Klima-Phänomen zu tun haben soll, das die Einheimischen „Panza de burro“, also „Eselsbauch“, nennen – und was wohl auch mit der Grund dafür sein dürfte, dass Urlauber lieber gleich weiter in den Süden Richtung Maspalomas wollen. An diesem Tag aber ist der Himmel fast wolkenlos. Nur die Passatwinde scheinen in diesen Breiten ständige Begleiter zu sein. Windräder drehen sich im Küstenstreifen südlich der etwa 378 000 Einwohner zählenden Hauptstadt Gran Canarias. Palmwedel wirken dann so, als klammerten sie sich, wenn es heftiger weht, mit aller Kraft fest an den Stamm, nur um nicht abgerissen zu werden. Und teilweise schon zerfetzte Abdeckplanen riesiger Gewächsanlagen drohen gleich wegzufliegen.
Hyundai i30 Fastback N auf der Rennstrecke. El Tablero im Süden scheint ein Sonnenland zu sein.
Kolumbus und Roque Nublo
Im aktuellen TUIfly-Bordmagazin haben wir auf dem Hinflug gerade erst gelesen, was man sich auf der Insel ansehen sollte: Das Wohnhaus von Christoph Kolumbus in Las Palmas, die Casa Colón mit quatschenden Papageien im Innenhof. Die im Bergdorf Artenara noch erhaltenen und voll ausgestatteten Höhlen Casas Cuevas, in denen Ureinwohner gelebt haben. Dann die kleine Kirche Nuestra Señora de la Candelaria spektakulär über den Klippen am Ortsrand von Moya. Die Kaskaden im Bergdorf Firgas, durch das der Paseo de Gran Canaria fließt und wo die Trinkwasserquelle der Insel liegt. Die Finca de Montecristo, ein botanischer Garten, in dem Kunst auf Natur trifft. Den Felszahn „Roque Nublo“, zu dem man über einen Rundwanderweg auf 1800 Metern gelangt. Oder, natürlich, die Dünen von Maspalomas, ein weiteres Wahrzeichen der Insel und seit 1987 Naturschutzgebiet, von TUI-Flugbegleiterin Alexandra Lauer auch als „inseleigene Sahara“ beschreiben.
Küstenstreifen beim „Circuito de Maspalomas“. Die Flora auf den Kanaren ist eine besondere.
Bizarre Bergwelt
Vielleicht 50 Kilometer sind es vom nördlichen Las Palmas an der Küste entlang ins südliche Maspalomas. Schon vorher, auf halbem Weg hinter Los Espinales, biegen wir ins Inselinnere ab, fahren an Agüimes, Temisas und La Sorrueda vorbei auf kurvenreicher Strecke in einem weiten Bogen durch eine bisweilen bizarre Bergwelt, ehe wir schließlich wieder auf die Autopista del Sur gelangen. Später, im Hotel Lopesan Baobab, in das wir uns einquartieren, erzählen Gäste, dass sie es an einem der Tage zuvor sogar bis auf den mit 1580 Metern höchsten Pass der Insel geschafft hätten, dem nach einem dunklen Steinkreuz benannten Cruz de Tejeda, zugleich das geografische Zentrum Gran Canarias: „Es ging irgendwie gespenstisch zu. Nebelschwaden waberten durch den Ort. Alles wirkte wie ausgestorben. Wir haben nur noch einen Mann und eine Frau gesehen, wie wir offenbar Touristen, die in Regenkleidung mit Kapuze über dem Kopf, mit Rucksack und Wanderschuhen wohl auf einem der königlichen Camino Reales unterwegs gewesen sind, den alten Pfaden, auf denen schon die Ureinwohner die Inseln durchquert haben sollen.“
Am Ortseingang von Castillo del Romeral und Palmen im Gegenlicht an der Strandpromenade.
Erloschener Vulkan
An der Hotelrezeption empfiehlt man uns, nächstes Mal doch zur Mandelblüte im Februar wiederzukommen, die selbst oben in den Bergen in sonst eher kargen Regionen an den Hängen von Kratern gefeiert werde. Zudem lohnten viele archäologische Funde von Grabstätten über Felszeichnungen bis hin zu regelrechten Malereien in der Umgebung. Wie die Trockentäler sind Felstürme keine Seltenheit in diesem Teil Gran Canarias. Sie tragen Namen wie „Dedo de Dios“ („Finger Gottes“), „El Fraíle“ („Der Mönch“) oder „Roque Rana“ („Froschfelsen“). Nicht weit vom markanten 80-Meter-Basaltmonolith „Roque Nublo“ erhebt sich der mit fast 1950 Metern höchste Berg Pico de las Nieves, ein manchmal sogar schneebedeckter Vulkan, der jedoch erloschen ist.
Viele Orte an der Küste sind natürlich mit dem Meer verbunden. Die Spritpreise sind günstig.
In Mogán im Südwesten
Am nächsten Tag. Der Hyundai-i30-Fastback-N-Test führt uns nach der Rennstrecke Circuito de Maspalomas direkt am Meer noch zu einem Abstecher auf eine private Serpentinenstraße in die Berge bei Mogán im Südwesten der Insel hinauf. Die Gemeinde selbst hat etwa 20 000 Einwohner. Bei dem von Kanälen durchzogenen Hafen Puerto de Mogán ist vom „Venedig des Südens“ die Rede. Hauptort ist aber das gleichnamige 700-Seelen-Dorf im Barranco de Mogán, einem sehr fruchtbaren und landschaftlich reizvollen Tal. Wo Häuser von üppigen Gärten umgeben sind. Wo auf kleinen Feldern Zitronen, Mangos, Papayas, Auberginen und Bananen reifen. Und wo in Gewächshäusern Schnitt- und Zierblumen für den Export blühen. Entlang der Küstenstraße sind in vielen kleinen Tälern Orte mit Touristenhotels entstanden. Oder, je näher man Stränden wie in Playa del Inglés, San Augustín oder eben auch Maspalomas kommt, riesige Bettenburgen. Die negative Seite der touristischen Medaille. Nicht nur im Sommer statt im Winter.
Wo häufiger viel Wind weht, lohnen sich Windparks. Ob Urlauber sich hier wirklich wohlfühlen?
Info Gran Canaria I
Die 1560 Quadratkilometer große, fast kreisrunde Insel 210 Kilometer westlich vor Marokko ist flächenmäßig nach Teneriffa und Fuerteventura die drittgrößte der insgesamt sieben zu Spanien gehörenden Kanaren, einwohnermäßig mit 850 000 die zweitgrößte. Sie misst im Durchmesser 50 Kilometer, verfügt über 236 Kilometer Küste. Haupt- und Hafenstadt ist Las Palmas. Die Anreise mit dem Flieger aus Deutschland dauert gut vier bis viereinhalb Stunden. Der Zeitunterschied zu uns beträgt minus eine Stunde. Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle. Bis zu drei Millionen Urlauber pro Jahr sollen zuletzt gekommen sein. Das Klima ist mild, im Norden eher feucht, im Süden, verstärkt durch den Einfluss entsprechender Winde aus der Sahara, mehr trocken.
Neben Wein kommt auch Likör von der Insel. Die Zeiten für dieses Transportmittel sind leider vorbei.
Info Gran Canaria II
Wir waren in Maspalomas im Lopesan Baobab Resort (fünf Sterne, 677 Zimmer/Suiten/Wohneinheiten, afrikanischer Stil, luxuriös, zehn Gehminuten zum Strand, www.lopesan.com) untergebracht. Kulinarische Spezialitäten auf der Insel, die wie die übrigen des Archipels vulkanischen Ursprungs ist, sind etwa herzhafte Potaje-Canario-Gemüsesuppe, Carajacas-Leber, Papas-Arrugadas-Schrumpelkartoffeln, deftigere Potaje-de-Berros-, Potaje-de-Cardos-, Rancho-Canario- oder Ropa-Vieja-Eintöpfe, der mit Maismehl gebundene Gofio-Fischsud oder süßer Bienmesabe-Nachtisch aus Honig, Mandelsplittern, Eigelb und Zitrone. Der heimische Del-Monte-Wein reift im Ostteil der Insel. Information: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Reuterweg 51-53, 60323 Frankfurt/Main, Telefon 069-735033, www.tourspain.es, www.grancanaria.com.
Detailaufnahme vom Stamm einer Palme. Geht es um Folklore, ziehen sich Canarios wohl so an.
Service Auto
Wer mit dem Wagen auf Gran Canaria unterwegs sein will: In Orten ist 50, auf Landstraßen 70 oder 90, auf Autobahnen Tempo 120 erlaubt. Alkohol am Steuer ist komplett verboten. Das Straßennetz der Insel ist gut ausgebaut. Wichtigste Autobahnen sind die Autopista del Sur entlang der Ost- und Südküste sowie die Autovía del Norte im Norden. Die Straßen im Inselinneren sind oft kurvig und steil. Kreuzfahrtschiffe legen in Las Palmas an. Es gibt Fährverbindungen zu den anderen Inseln sowie nach Madeira. Der internationale Flughafen liegt 18 Kilometer südlich der Hauptstadt. Die Reise auf Gran Canaria fand im neuen Hyundai i30 Fastback N statt, der zu Einstiegspreisen ab 31 100 Euro als Turbobenziner mit 250 und 275 PS bei den Händlern steht.
KoCom/Fotos: Günther Koch
22. Januar 2019