Sonntag, 5. Mai 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA REISE Alla Marinara: Am Golf von Neapel. Foto: Michael-Müller-Verlag
GALERIA REISE In Lindgrens Heimat Südschweden. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE In der (Süd-)Pfalz an der Weinstraße entlang. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Die Bretagne ist Frankreichs nordwestlichste Region. Foto: Michael-Müller-Verlag
GALERIA REISE Freilichtmuseum Bad Sobernheim zeigt das Leben, Wohnen und Arbeiten früher. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE In den schottischen Highlands: Kelten, Kilt und Whisky. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Über geflügelte Löwen, trutzige Festungen und eine Märtyrerin in Istrien. Foto: Rainer Waldinger
GALERIA REISE Ein Italiener in der Provinz / Vom Comer See nach Deutschland ausgewandert. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Zwischen Burgwald und Wollenberg weist Wetter eine lange Geschichte auf. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Heimat Hunsrück: Auf den Spuren einer filmischen Familiensaga. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Bedeutende Frauen in 800 Jahren Marburger Stadtgeschichte. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Am Point Alpha in der Rhön: Eine deutsch-deutsche Geschichte. Foto: Günther Koch
GALERIA REISE Biegung für Biegung: Deutschland ist schön - an der Mosel entlang. Foto: Günther Koch

Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

In den Tiefen der Ebene

Eine pannonische Reise über den Neusiedler See und Tata / Mit Subaru von Wien nach Budapest

Von Günther Koch/Life-Magazin

Vom Budaer Burgberg geht der Blick hinunter auf die Türme des Parlamentsgebäudes in Budapest. Fotos: Koch

Wien/Budapest – Flach! Das Land ist flach, wenn es sich vom Wiener Wald in Niederösterreich nach Süden langsam ins Burgenland und in die Pannonische Tiefebene hinein öffnet. So flach, dass sich der Wind, wenn er weht, in dieser Region ungehindert seinen Weg bis in den kleinsten Winkel überall hin bahnen kann. Kein Wunder, dass hier im Drei-Länder-Eck Österreich/Slowakei/Ungarn so viele Windkrafträder stehen.

Zweimal Weiden: Weinpresse als Fassadengemälde sowie Dreifaltigkeitssäule und Pfarrkirche.

Landschaftlich viel schöner

An diesem Tag bewegen sich die riesigen Rotorblätter der einzelnen Anlagen jedoch kaum. Es ist Oktober, ein sonnig-goldener nach wie vor mit Temperaturen über 25 Grad und windstill. Wir sind mit Subaru vom Wiener Flughafen in Schwechat nach Budapest unterwegs. Der Weg über die Ostautobahn A4 ist sicher kürzer, der über Landstraße ab Fischamend über Mannersdorf durchs Leithagebirge und dann an Donnerskirchen, Purbach und Jois vorbei zunächst an den Neusiedler See aber landschaftlich viel schöner.

Den Neusiedler See umrahmt ein großer Schilfgürtel. Das Restaurant Fritz liegt direkt am Ufer.

Die Trauben sind gelesen

Weiden, die kleine Weinbaugemeinde am nordöstlichen Ufer, döst in der späten Vormittagssonne vor sich hin. In dem 2400-Seelen-Ort, durch den der von Frauenkirchen nach Haslau führende Jakobsweg Burgenland verläuft, geht es inzwischen wieder etwas beschaulicher zu. Die Trauben sind gelesen. „Jetzt können wir einen Gang zurückschalten“, sagt ein Weinbauer, mit dem wir an der Dreifaltigkeitssäule am Markt in Sichtweite der Pfarrkirche darüber kurz ins Gespräch kommen. Es könne ein sehr guter Jahrgang werden, hofft der Winzer. „Die Sonne hat in diesem Jahr auch bei uns doch sehr viel Kraft gehabt!“

Windkraftanlagen finden sich einige in der burgenländischen Ebene. Großer Bergahorn in Tata.

Keckes Schilf-Geschnatter

Still ruht der See. Kleine Boote dümpeln in überdachten hölzernen Anlegehäuschen im Schilf, in dem wie bei dem einfach Fritz genannten Restaurant noch verbliebene Enten und Gänse keck schnattern, während andere gefiederte Gäste wie die im Storchenort Rust am westlichen Ufer sich längst in Richtung ihrer wärmeren südlichen Winterquartiere in Afrika aufgemacht haben. Wie der Plattensee im nahen Ungarn gilt der überaus flache, teilweise sogar schon auf ungarischem Staatsgebiet befindliche Neusiedler See, 36 Kilometer lang, 14 Kilometer breit, maximal nur bis zu zwei Meter tief, als einer der wenigen Steppenseen in Europa, der zudem über keinen natürlichen Abfluss verfügt. Sein Schilfgürtel ist groß, das Klima an den Ufern in der Regel mild, aber mitunter eben doch auch ziemlich windig.

Burg und Schloss Esterházy liegen in Tata dicht beieinander. Ungarische Speisetafel im Platán.

Ungarische Toskana

In Nickelsdorf an der Grenze zu Ungarn verengt sich die Autobahn für Kontrollen am Übergang auf eine Spur. Ein Kollege berichtet später, er sei angehalten und befragt worden, woher er komme, wohin er wolle, wie lange er in Ungarn bleibe. Wir haben Glück. Der Beamte in seiner gelben Sicherheitsweste winkt uns durch. Diesmal ziehen wir die Autobahn vor, fahren an Hegyeshalom, Mosonmagyaróvár und Győr vorbei nach Tata in der Seenplatte einer Gegend nicht weit vom Gerecse- und Vértes-Gebirge, die sich wohl auch wegen der inzwischen hügeliger gewordenen Landschaft „ungarische Toskana“ nennt.

Der Name Esterházy taucht in der Region öfter auf. Subaru Sportcoupé BRZ in Budapest.

Bei der Familie Esterházy

Tata selbst zählt mehr als 25 000 Einwohner, ist bekannt vor allem für seine Burg. Nach den Türkenkriegen Anfang des 18. Jahrhunderts hat die Familie Esterházy den ganzen Ort als Zentrum ihrer umfangreichen Besitztümer in Ungarn und dem heutigen Burgenland herrschaftlich ausbauen lassen. Ein Park umgibt den zweitgrößten der vielen Seen in der Region, den Cseke-See, auf den man im Schatten eines riesigen Bergahorn-Baums vor dem – nomen est omen! – Restaurant Platán gut schauen kann.

Das Parlamentsgebäude prägt die Silhouette an der Donau. Mosaikdach der Matthiaskirche.

In Esztergom vorbei

Die Schlussetappe führt, diesmal wieder mehr über Landstraße Richtung Esztergom, durch verschiedene Weinlagen bis an die Donau, ehe wir der Straße durch die Höhenzüge des Visgrader Gebirges nach Budapest folgen, in der gerade höchste Sicherheitsstufe gilt. Türkenpräsident Recep Tayyip Erdogan ist für zwei Tagen auf Staatsbesuch bei Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zu Gast. In der Innenstadt herrscht am späten Nachmittag im Feierabendverkehr jedenfalls Dauerstau. Wer mit dem Auto in die geschützte Zone des historischen Budaer Burgviertels hoch über der Donau auf den Burgberg Várhegy will, muss eine Schranke passieren und eine Karte ziehen. Wir quartieren uns im Hilton gleich neben der Matthiaskirche und hinter der mächtigen Fischerbastei mit der Reiterstatue von Magyaren-Fürst Stephan I. davor ein, von wo aus man die ungarische Hauptstadt mit der vom Parlamentsgebäude dominierten typischen Silhouette weitläufig übersehen kann.

Bei der Fischerbastei handelt es sich um eine wehrhafte Festung. Reiterstatue von Stephan I.

Über die Donau-Brücken

Budapest, entstanden durch die Zusammenlegung der vorher selbstständigen Städte Buda/Ófen westlich und Pest östlich der im Stadtbereich etwa 300 Meter breiten und von zwölf Brücken überspannten Donau, soll zu den von Touristen 20 meistbesuchten Städten in Europa gehören. Was nicht verwundert, wenn man den touristischen Hochbetrieb allein im Burgviertel der Metropole mit zuletzt schon mehr als 1,7 Millionen Einwohnern erlebt. Natürlich wird im Panorama-Café der Bastei neben Hamburger und Ceasar-Salat auch Gulaschsuppe angeboten, als Menü mit Strudel für 2520 Forint, was umgerechnet etwa 9 Euro entspricht. Aber: „Liebe Kunden! Wir akzeptieren keine Kreditkarten und Euros“, steht in Englisch auf einer Tafel gleich am Eingang neben der Offerte, das Wort „nicht“ in „We do not“ in roten Buchstaben groß geschrieben und zusätzlich sogar noch unterstrichen.

Hinweisplakat auf ungarische Geschichte im 3D-Format. Figurengruppe in einer Basteimauer.

Einst römische Provinz

Der Weg zum Flughafen früh am nächsten Morgen ist kein Problem. Die Ungarn fahren zur Arbeit rein, wir in umgekehrter Richtung raus. Flach ist das Land zunächst, über das wir anschließend zurück nach Frankfurt fliegen. Über die einstige römische Provinz Pannonien, zu der Mitte des ersten Jahrhunderts auch die westliche Hälfte des heutigen Ungarn und das Burgenland gehörten. Als sich in der Ebene noch keine Windkrafträder drehten.

„Gesucht! Budapest – mehr als eine Stadt“. Musizierende Studentinnen auf dem Burgberg.

Info Wien/Budapest I

Wien, Hauptstadt von Österreich, Budapest, Hauptstadt von Ungarn: Geschichtlich sind beide Länder vor allem in Zeiten der kaiserlich-königlichen Donaumonarchie Österreich-Ungarn von 1867 bis 1918 eng verbunden gewesen. Im österreichischen Burgenland, das früher zum Königreich Ungarn gehörte, grenzen beide Länder unmittelbar aneinander an. Wer nach Ungarn, wie Österreich immerhin Mitglied der Europäischen Union, will, sollte bedenken, dass man mit Deutsch nicht immer weiterkommt, mit Englisch insbesondere in den Zentren dagegen schon, und dass der Forint nach wie vor offizielle Währung ist. Das Klima im Burgenland ist unterschiedlich, kann wie am Neusiedler See mild, gemäßigt, wegen seiner weitgehend freien Lage in der Pannonischen Tiefebene windig und durchaus auch einmal kälter sein. In Ungarn herrscht relativ trockenes Kontinentalklima vor.

Ungarn, bekannt für Tokajer, ist auch Weinland. Türsteher in Tracht in einem Souvenirladen.

Info Wien/Budapest II

Wir waren in Budapest diesmal im Hilton (fünf Sterne, 346 Zimmer/Suiten, geschmackvoll-elegant, Burgviertel, www.hiltonhotels.de) untergebracht. Zur Einkehr unterwegs können wir im Burgenland in Weiden das Fritz (Restaurant, Bar, Lounge, Freiterrasse, pannonische Küche, direkt am Neusiedler See, www.dasfritz.at), im ungarischen Tata das Platán (Restaurant, Café, Gästehaus, ungarische Küche, eigene Gebäck- und Eiscreme-Zubereitung, direkt am Cseke-See, www.platanrestaurant.hu) empfehlen. Österreichs und Ungarns Küche sind sich ziemlich ähnlich. Ein typisch burgenländisches Gericht ist der Sterz mit Weizenmehl, flüssigem Schweineschmalz und entweder Kartoffeln oder Bohnen. Eine Art Nationalgericht in Ungarn ist Pörkölt mit Schweine- oder Rindfleisch. Das Burgenland ist weinmäßig vor allem Blaufränkisch-, Welschriesling- und Zweigeltland. Aus Ungarn ist der Tokajer bekannt. Information: Burgenland-Tourismus, Johann-Permayer-Straße 13, A-7000 Eisenstadt, Telefon 0043-(0)-2682633840, www.burgenland.info. Ungarisches Tourismusamt, Wilhelmstraße 61, D-10117 Berlin, Telefon 030-2431460, www.hellohungary.com).

Budapest hat viele Ansichten zu bieten. Die Hinweistafeln neben der Matthiaskirche helfen.

Service Auto

Von Passau sind es mit dem Wagen über Wels und Sankt Pölten noch 280 Kilometer bis Wien, nach Budapest rund 530. Die beschriebene Route vom Flughafen Wien an den Neusiedler See ist 60 Kilometer lang, die über den Grenzübergang Nickelsdorf weiter ins ungarische Tata 132 und die an Esztergom vorbei nach Budapest 94. In Österreich mit seiner Mautpflicht auf Autobahnen ist im Ort 50, außerhalb und auf Schnellstraßen 100, auf Autobahnen Tempo 130 erlaubt. Die Promillegrenze beträgt 0,5. In Ungarn, wo man außerorts 90 und auf Schnellstraßen 110 Stundenkilometer schnell fahren darf, herrscht am Steuer absolutes Alkoholverbot. Die Reise von Wien nach Budapest fand in vier Subaru-Modellen statt, der Schräghecklimousine Impreza, dem Kompakt-SUV XV, dem Sportstourer Levorq und dem Sportcoupé BRZ, die aktuell ab 21 980 Euro (Impreza), 22 980 Euro (XV), 29 990 Euro (Levorq) und 33 480 Euro (BRZ) bei den Händlern stehen.

KoCom/Fotos: Günther Koch

15. Oktober 2018