Im Zeichen des Stiers
Mit Suzuki durch Andalusien / Von Málaga über Ronda durchs Hinterland nach Marbella zur Küste zurück
Von Günther Koch/Life-Magazin
Lidia heißt der prächtige Stier, an den auf Rondas Plaza de Toros diese Statue erinnert. Foto: Koch
Málaga/Ronda/Marbella – Was denn sonst! Sonne an der Sonnenküste Costa del Sol. Kein einziges Wölkchen, das den azurblauen Himmel über Andalusien trübt, nur flüchtige Kondensstreifen von Flugzeugen, die in diesem Moment über den Süden von Spanien fliegen. Und die Neuauflage des von Suzuki gerade in Marbella vorgestellten Kleinwagens Swift Sport, dessen gelbe Farbe – Champions Yellow – mit der des Gestirns zu wetteifern scheint, das diesem Küstenabschnitt seinen Namen gegeben hat.
Lieber ins Hinterland
Andalusien diesmal also wieder. Strände mit bekannten Touristenzielen – und allzu oft leider auch mit betonierten Bettenhochburgen. Doch das ist nur die eine Seite der Provinz Málaga, in der wir zunächst lieber ins weniger bevölkerte Hinterland fahren, wo wilde Felsschluchten und malerisch-weiße Dörfer locken, für die diese Region ebenfalls so bekannt ist. Der Name scheint irgendwie Programm: In mehr als 3000 Stunden pro Jahr soll die Sonne an der Sonnenküste scheinen. Das Klima ist ganzjährig mild, kennt keine großen Temperaturschwankungen. Die mächtigen Bergketten Sierra Mijas, Sierra Alpujata und Sierra Blanca grenzen jedenfalls die Küste nach Norden ab, wirken wie ein Schutzschild gegen kalte Winde aus dieser Himmelsrichtung.
„Unvergleichliche Erscheinung“
Wir verlassen die Autobahn, passieren Stauseen und Bergwälder mit Pinien, Esskastanien und seltenen Tannen. Kleine Häuser in Dörfern wie Mijas oder Casares, die mit ihrer weißen Farbe die Sonnenstrahlen reflektieren, scheinen regelrecht am Felsen zu kleben. Und dann, nicht minder spektakulär, Ronda! Eine „unvergleichliche Erscheinung der auf zwei Felsmassen hingehäuften Stadt“, hat der Dichter Rainer Maria Rilke (1875-1926) sie einmal beschrieben. Imposant liegt der Ort auf einem Plateau. Gleich drei Brücken verbinden die Alt- und die Neustadt. Die wohl bekannteste ist die 1791 erbaute Puente Nuevo, die sich fast 200 Meter hoch über den Guadalevin spannt. Malerische Gassen durchziehen das alte Ronda. Es gibt noch fast authentische Bodegas. Denkmäler weisen auf die maurische Vergangenheit hin. Die Stierkampfarena an der Plaza de Toros ist schon 1785 eingeweiht worden, gilt überhaupt als älteste Spaniens, misst 66 Meter im Durchmesser, bietet Platz für bis zu 6000 Zuschauer.
Der alte Mann und der Stier
„Der einzige Ort, wo man Leben und Tod sehen konnte, das heißt gewaltsamen Tod, da die Kriege vorbei waren, war die Arena!“ So hat der alte Mann, Ernest Hemingway (1899-1961), einmal über den heute selbst in Spanien teilweise umstrittenen Stierkampf gedacht, von dem es heißt, er sei sogar in Ronda erfunden worden. Dem Thema, von dem der amerikanische Schriftsteller offenbar fasziniert war, hat er mit „Fiesta“ (1926) und „Tod am Nachmittag“ (1931) zwei Bücher gewidmet. Für das zweite hat Hemingway in Ronda recherchiert, soll da sogar mit den damals berühmten Toreros Cayetana und Antonio Ordónez befreundet und in jener Zeit öfter in der Arena als hinter der Schreibmaschine anzutreffen gewesen sein ... Auf der Plaza erinnert zumindest ein Denkmal an ihn, überschrieben mit „Ronda und Ernest Hemingway“.
An El Burgo vorbei
Die längere Route, um von Málaga am Meer ins über 700 Meter hoch gelegene und mehr als 34 000 Einwohner zählende Ronda im Hinterland zu kommen, ist die fast zweistündige mit 160 Kilometern erst am Meer entlang und dann vor El Paraiso nördlich über El Madroñal in die Berge. Die günstigere ist die gleich westlich an Campanillas, Càrtama, Pizzara, Alozaina, Yunquera und El Burgo vorbei, gut 100 Kilometer, gut anderthalb Stunden. Noch einmal etwas mehr als Hälfte dürften es von Ronda dann über die Serpentinen an Parauta, Igualeja, Benahavís und Los Arqueros wieder hinunter an die Küste sein. Nach Marbella!
Schöne und Reiche
Rückblick. Der Zweite Weltkrieg ist gerade ein Jahr zu Ende. Der Vater des deutschen Adeligen Prinz Alfonso von Hohenlohe (1924-2003) beauftragt den Sohn, am Rand des früheren 800-Seelen-Dorfes ein Stück Land zu kaufen, möglichst am Strand. Marbella ist damals noch einer von vielen Orten an der spanischen Mittelmeerküste, die im Windschatten des Weltgeschehens ein mehr oder weniger beschauliches Dasein führen. Der Adelsspross erwirbt eine Finca namens „Santa Margarita“, Kaufpreis angeblich 185 000 Peseten, was umgerechnet zuletzt einem Quadratmeterpreis von 0,3 Cent entsprochen hätte. Eine Familienvilla mit 16 Zimmern entsteht, die jedoch schon bald zu klein ist, wenn die Metternichs, Rothschilds und Bismarcks kommen. Das alte Bauernhaus wird umgebaut. Der Marbella Club entsteht, ein Treffpunkt der vermeintlich Schönen und Reichen. Marbella soll das, so ist zu lesen, „damals wie heute“ sein.
Vom Fürsten bis zum Playboy
Fürst Rainier von Monaco hat demnach mit Ehefrau Grace Kelly einige Tage während seiner Hochzeitsreise hier verbracht. Jetset-Größen wie Reeder Aristoteles Onassis, Sängerin Maria Callas, Schauspieler wie Marlon Brando, Ingrid Bergman, Frank Sinatra, Kim Novak , Rock Hudson, Brigitte Bardot oder Playboy Gunter Sachs sind zum Feiern nach Marbella gekommen, wo neben Luxusherbergen zugleich zahlreiche Prachtvillen entstanden sind. Vom Mar-Mar-Palast des früheren saudischen Herrschers etwa erzählt man sich unter den mittlerweile fast 142 000 Einwohnern, dass der Prunkbau wegen seiner stilistischen Nähe zum Amtssitz des US-Präsidenten den Namen „Weißes Haus“ trägt. Westlich vom Stadtkern breitet sich der Yachthafen Puerto Banús aus.
An der Hafenpromenade
Wirklich Prominente flanieren da, neben Möchtegern-VIP und ganz normalen Urlaubern, in der Tat bisweilen allabendlich noch immer über die Hafenpromenade, wo sich Boutiquen, Discotheken, Bars, Nachtlokale, Restaurants und Souvenirläden dicht aneinanderreihen. Und wo mit Blick aufs Meer rechter Hand die Sonne untergeht. Wo denn sonst?
Info Andalusien I
Die autonome Region im Süden Spaniens, die auf die maurische Bezeichnung Al-Andalus zurückgeht, ist mit rund 87 000 Quadratkilometern die zweitgrößte im Land, zählt fast 8,4 Millionen Einwohner, grenzt an das britische Überseegebiet Gibraltar. Hauptstadt ist Sevilla. Weitere wichtige Städte sind etwa Málaga, Córdoba, Granada, Jerez de la Frontera, Almeria, Huelva, Marbella und Cádiz. Der Flug nach Málaga dauert etwa drei Stunden. Das Klima ist mediterran mit warmen, im Landesinneren teilweise sogar heißen Sommern und milden Wintern. Wir waren in Marbella im Don Carlos Leisure Resort & Spa (fünf Sterne, 243 Zimmer/Suiten plus Oasis Hotel by Don Carlos mit 35 Zimmern plus 24 Villas, Hochhaushotel, luftig-moderne, freundlich-helle Einrichtung, direkt am Meer, www.doncarlosresort.com) untergebracht. Für einen Zwischenstopp in Ronda können wir das Restaurant Abades (andalusische Küche, an der Plaza de Toros gleich neben der Stierkampfarena, toller Blick über das Felsmassiv hinunter ins Tal, www.abadesronda.com) empfehlen.
Info Andalusien II
Was Andalusiens Küche betrifft, gibt es meist Fisch an der Küste und Deftigeres wie Schwein, Lamm oder Kaninchen im Hinterland. Gazpacho ist die kalte Gemüsesuppe mit Salmorejo als spezieller Variante. Cocido-Kichererbsen mit Paprika und Blutwurst sind ein typischer Eintopf. Beim Schinken ist vor allem der luftgetrocknete Jamón Ibérico von freilaufenden Schweinen aus den Eichenwäldern der Sierra Morena bekannt. Aus Jabugo bei Huelva stammt der Pata Negra. Boquerones Adobados sind marinierte Anchovis. Moraga de Sardinas ist ein Sardinengericht, Chipirones-Tintenfisch eine Spezialität aus Cádiz, Nieren in Sherrysauce und gefüllte Artischocken aus Sevilla, Meeresfrüchte- und Knoblauchsuppe aus Almeria sowie Reis Arroz a la Marinera mit Meeresfrüchten oder Gamba-Garnelen aus Málaga. Es gibt schmackhaften Ziegen- und Schafskäse. Aus Andalusien stammen meist leichte Weiß- und süße Likörweine. Anbaugebiet der Palominoi-Traube ist das Sherry-Dreieck zwischen Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa Maria und Sanluar de Barrameda. Information: Spanischen Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt/Main, Telefon 069-725033, www.spain.info/de.
Service Auto
Wer die lange Strecke mit dem eigenen Fahrzeug wagen will: Ab Basel sind es durch Frankreich an der spanischen Küste entlang durch Katalonien, Valencia und Murcia noch fast 2000 Kilometer, für die man schon einen Tag einplanen sollte. In Orten darf in Spanien 50, außerhalb 90, auf Schnellstraßen 120 und auf Autobahnen Tempo 120 gefahren werden. Auf Autobahnen wird zudem Maut verlangt. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Mit dem Fernreisebus sollte man von Deutschland aus nach Andalusien über 30 Stunden einplanen. Ähnliches gilt für die Bahn. Neben Málaga, wo etwa zwei Drittel des Passagieraufkommens in der Region abgewickelt wird, verfügen noch Sevilla, Jerez de la Frontera, Almería, Granada/Jaén und Córdoba über größere Flughäfen. Die Reise in Andalusien fand im neuen Suzuki Swift Sport statt, der als 140-PS-Turbobenziner zu Einstiegspreisen ab 400 Euro bei den Händlern steht.
KoCom/Fotos: Günther Koch/Lena Willgalis
30. Mai 2018