Sonntag, 5. Mai 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Der Duft der Vanille

Mit vulkanischem Ursprung: Im französischen Übersee-Département La Réunion hat die Exotik noch ihren Platz

Von Kurt Sohnemann/Life-Magazin

Gott sei Dank! An dieser Kirche ist die Lava beim Vulkanausbruch 2007 nur vorbeigeflossen. Foto: Sohnemann

Saint-Denis - Mit seiner rustikalen Art am Lenkrad verdrängt Vincent die Ängste, die den einen oder anderen unter dem Dach des Geländefahrzeugs beschleichen, weil das Ziel der Fahrt auf den aktiven Vulkan Piton de la Fournaise führt. Sicherlich wäre der Kreole einer der Hauptdarsteller des Rennens römischer Kampfwagen im Monumentalklassiker Ben Hur geworden, wenn er nicht heute auf La Réunion Touristen mit Informationen versorgen und sie zudem zu den Sehenswürdigkeiten der französischen Insel im Indischen Ozean kutschieren würde.

Im Nebel versteckt

Während Vincents Zigarette sich bis auf wenige Zentimeter auf den Schmelz seiner gleichfarbigen Zähne zurückgebrannt hat, weist er auf den Krater des Vulkans, der in den Tagen dieses Besuchs die Lava brodeln lässt. Die wäre auch sichtbar, wenn sich nicht der kleinere der beiden Vulkane der Insel im Nebel verstecken würde. Nur schemenhaft sind die Umrisse des Kraters erkennbar, den man bis zum Rand betreten darf. „Niemand muss Angst haben“, klärt Vincent die Lage, „die Wissenschaftler haben ein gut funktionierendes Alarmsystem installiert.“

Am Fuß des Piton des Neiges

La Réunion gehört zweifellos zu den exotischsten Reisezielen dieser Erde, zählt seit der Kolonialzeit zu Frankreich und somit jetzt zur Europäischen Union. Diese Zugehörigkeit lässt sich an vielen Stellen ablesen, hat offensichtlich auch dafür gesorgt, dass alle sehenswerten Ziele der Insel bequem mit Fahrzeugen erreicht werden können. Mit Ausnahme eines Hochplateau, auf dem die fruchtbare Erde einige Bewohner siedeln lässt, die diesen Vorteil mit dem Preis beschwerlicher Wege bezahlen. Mafate heißt diese Caldera am Fuße des über 4000 Meter hohen Piton des Neiges, den die Kreolen auf La Réunion nur Schneeberg nennen. Ein Fußweg aus Mafate führt nach knapp zwei Stunden auf eine befestigte Straße, woraus sich Beschwerlichkeiten der Einwohner ableiten lassen. Aber es spricht für die Gelassenheit und Gottergebenheit der Bevölkerung, diesen Zustand als nur allzu gewöhnlich zu betrachten. Bis vor ein paar Jahren haben noch Träger Güter in den Ort befördert. Für Lastentiere sind die Wege zu steil.

Die Launen der Natur

Auf der anderen Seite der Schlucht befindet sich die malerische Ortschaft Salazie. Hier merkt man, dass es nicht an einem befestigten Zugang fehlt, obwohl hier schon einmal eine Straße in die Tiefe stürzen kann. Eine Laune der Natur, die sich nicht von Menschen beikommen lässt, wenn sich Erosionen, vulkanische Aktivitäten oder auch die exorbitanten Ansammlungen von Wassermassen ihre Wege bahnen. So hat sich die Natur auf der Insel einen Platz geschaffen, in dem sie sich ausgetobt und den Wanderern und Naturfreunden ein Gebiet geschaffen hat, das vor unbeschreiblicher Schönheit strotzt. Ob Regenwald, Naturstrand mit weißem Sand und Korallenriffen oder subtropische Flora, eine Woche staunende Erforschung der Insel reicht zumeist nicht aus. Für die Wanderer erschließen sich über 1000 Kilometer gut ausgebaute Wege, auf denen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gemeistert werden wollen.

Subtropisches Klima

La Réunion ist nicht nur wesentlich größer als Mallorca, sondern in aufregender Vielfalt auch der einzige Flecken europäischer Zuständigkeit, der durch sein subtropisches Klima Pflanzen wie die weit verbreitete Vanille, Jackfrucht, Zuckerrohr, Ananas, Muskatnuss und Chayote sprießen lässt. „Wir hatten den Euro bereits früher als ihr“, beteuert der ebenfalls mit der Betreuung von Gästen vertraute Nicolas. In La Réunion schlägt es tatsächlich zwei Stunden früher Mitternacht als in Deutschland. So müssen sich Besucher kaum zeitlich umstellen, auch wenn die Flüge über Paris lange elf Stunden beanspruchen. Air France und die inseleigene Air Austral fliegen mehrmals wöchentlich von den beiden Pariser Flughäfen des Mutterlandes auf die östlichste Abenteuerlandschaft, die Frankreich zu bieten hat. Übernachtungen sind vom günstigen Bed-&-Breakfast bis zum Fünf-Sterne-Hotel möglich. Da die Insel nicht auf Massentourismus ausgelegt ist, sollte man die Kapazitäten etwa von Hotels und Mietwagen in jedem Fall schon vor Abreise prüfen.

Info La Réunion I

Die „Insel der Zusammenkunft“ oder „Insel der Wiedervereinigung“, was Réunion übersetzt in etwa bedeutet, liegt knapp 700 Kilometer östlich von Madagaskar im Indischen Ozean, gehört mit dem 200 Kilometer entfernten Mauritius und Rodrigues zur Inselgruppe der Maskarenen. Als Übersee-Département ist das über 2500 Quadratkilometer große Eiland, das früher Île Bourbon und zu Napoleons Zeiten Île Bonaparte hieß, Teil von Frankreich, von wo ab Paris auch regelmäßige Flugverbindungen bestehen. Die Insel ist fast oval, misst 50 bis 70 Kilometer im Durchmesser, was ungefähr dem Saarland entspricht. Hauptort ist Saint-Denis im Norden. Das vom Piton des Neiges und Piton de la Fournaise vulkanisch sowie durch viele Canyons geprägte La Réunion zählt über 850 000 Einwohner. Wichtigste Sprache neben dem eigenen Kreol ist Französisch, aber auch Englisch hilft in den Zentren weiter. Währung ist der Euro. Die Zeitumstellung beträgt plus zwei Stunden. Klimatisch geht es tropisch-sommerfeucht zu. Von Dezember bis März ist Regenzeit.

Info La Réunion II

Hotels sind mit Sternen bewertet, wobei nach europäischen Maßstäben ein halber Stern abgezogen werden sollte. Empfehlen können wir in Sainte-Anne-Les-Hautes die Diana Déa Lodge (vier Sterne, 29 Zimmer/Suiten, mit Charme, 650 Meter hoch in den Vulkanbergen, Wildgehege in der Nähe, www.diana-dea-lodge.com), in La-Saline-Les-Bains das Akoya (fünf Sterne, 104 Zimmer/Suiten, nach asiatischer Perle benannt, natürliche, helle Materialien, am Meer, www.akoya-hotel.com) und in Saint-Philippe die Villa Delisle (vier Sterne, 41 Zimmer, stilvoll eingerichtet mit geschnitzten Holzmöbel, zwischen Bergen und Ozean, www.hotel-villadelisle.com). Der Tourismus entwickelt sich langsam, steht aber weiter im Schatten von Mauritius, das mehr Badestrände hat. Eine Ringstraße verbindet die größeren Orte an der Küste.  

Info La Réunion III

Sehenswert sind die kreolischen Häuser in Hell-Bourg, der hundertjährige Duft- und Gewürzgarten „Jardin des Parfums et des Epices“ in Saint-Philippe oder der Talkessel von Cilaos, bekannt für Stickereien und Linsenanbau. Kulinarisch sollte man sich knusprige Hähnchen an improvisierten Barbecue-Ständen, Makronen, Käse, vor allem Vanille etwa als Sauce zu Schwertfisch, Chouchou-Gemüse oder die oft servierte würzige Rougail-Sauce nicht entgehen lassen. Die saftige Sternfrucht schmeckt nach Pampelmusen und Pflaumen. Bei La Dodo handelt es sich um eine lokale Biersorte. Rohrzucker, eines der wenigen Produkte, das auf der Insel wächst, eignet sich zum Zubereiten von Rum zum Beispiel mit eingelegten Ananas, Litschi, Zimt oder sogar Orchideenblüten. Der in Cilaos angebaute Gebirgswein gilt als einer der sehr seltenen französischen Weine von der südlichen Erdhalbkugel. Information: Fremdenverkehrsamt der Insel La Réunion, Güterplatz 6, 60327 Frankfurt/Main, Telefon 069-973231710, www.insel-la-reunion.com.

KoCom/Fotos: Kurt Sohnemann

31. Mai 2018