Über Übersee
Mit Volvo auf winterlicher deutsch-österreichischer Grenzfahrt nach Berchtesgaden und Faistenau
Von Günther Koch/Life-Magazin
Von Faistenau bis zum Fuschlsee mit Sis(s)i-Schloss ist es nicht weit. Foto: Koch
Berchtesgaden – Nein, nicht Afrika, Amerika, Asien oder Ozeanien! Wer Zeit hat und von München statt über die stets staugefährdete Salzburger Autobahn A8 lieber landschaftlich schöner südöstlich nach Übersee will, kommt durch eine Gegend, in der die Orte Paffing, Edling, Eiselfing, Obing oder Halfing heißen. Übersee selbst ist in diesem Fall kein Gebiet jenseits der Meere, sondern ein beschaulicher 5000-Seelen-Ort im Landkreis Traunstein.
Am Chiemsee vorbei
Es ist Anfang Februar. Volvo führt, diesmal mit dem neuen Kompakt-SUV XC40, wieder seinen Wintertest auf traditioneller Route mal auf deutschem, mal auf österreichischem Boden durch. Vom Flughafen München geht es am ersten Tag der winterlichen Grenzfahrt über Dorfen in Oberbayern am Chiemsee vorbei weiter nach Berchtesgaden. Am zweiten Tag verläuft die Strecke über Faistenau wieder zurück nach München.
Mit Beach Live im Strandhaus
Wir haben Glück! Es ist zwar kalt, aber die Sonne scheint. Im selbst im Winter geöffneten Strandhaus des Seewirts in Übersee mit Beach-Live-Atmosphäre direkt am Südufer des Chiemsees ist kaum was los an diesem Tag. Und die Frage der Bedienung im Restaurant, was es denn sein darf, erübrigt sich fast: Klar, als Hauptgang nach der Vorspeise Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren und zumindest als lauwarm angekündigten Kartoffelsalat, danach Kaiserschmarrn. Alles eigentlich wie beim letzten Mal!
Reizvoller durch Chiemgauer Alpen
Auch dass wir vom Achental, in dem Übersee liegt, auf der A8 nicht östlich an Traunstein vorbei auf kürzerem Weg nach Berchtesgaden fahren, sondern südlich die längere, aber viel reizvollere Alternative erst durch die Chiemgauer Alpen und danach durch Tirol wählen. Ab Kirchdorf noch vor Sankt Johann nehmen wir den Weg über Waidring und Lofer wieder über die Grenze ins Berchtesgadener Land im äußersten Südosten Bayerns, linker Hand zuletzt das Lattengebirge, rechter Hand Ramsau, die Berchtesgadener Alpen, das über 2710 Meter hohe Watzmann-Massiv und der Königsee.
Quartier auf dem Obersalzberg
Wir quartieren uns im Kempinski Hotel Berchtesgaden ein. Dessen Adresse Hintereck 1 ist eher unverfänglich. Der Hinweis darauf, dass es auf dem Obersalzberg liegt, lässt dagegen schon eher aufhorchen. Denn 1933, nach Adolf Hitlers Machtergreifung, erklärt das Regime den Obersalzberg zum „Führersperrgebiet“. Zentrum ist der wie andere Gebäude später gesprengte Berghof, das Landhaus Hitlers. Es finden sich nur noch wenige bauliche Zeugen der nationalsozialistisch geprägten Architektur im Umfeld des einstigen zweiten Regierungssitzes des Deutschen Reiches, darunter der überdimensionierte Bahnhof des nur rund 7800 Einwohner zählenden Ortes. Ältere Berchtesgadener erzählen, dass Hitlers Vertrauter Martin Bormann den Besitzern damals die Grundstücke vor allem auf dem Obersalzberg abgepresst haben soll.
Dokumentation in der Nähe
Im Hotel selber, vorher von der Intercontinental-Gruppe betrieben, wird auf Nachfrage zu Themen wie diesen vor allem auf das nahe Dokumentationszentrum verwiesen. Fest steht: Die Lage Berchtesgadens und die umgebende Natur haben den Ort schon früher zu einem „Touristenziel mit rapide wachsenden Gästezahlen“ werden lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Aufschwung fort, anfangs, so heißt es, „eben auch wegen des Obersalzbergs und der damit verbundenen Rolle des Ortes in der Zeit des Nationalsozialismus“. Dabei sei der 1000 Meter hoch auf dem gleichnamigen Berg gelegene Ortsteil „keineswegs nur Wallfahrtsstätte für Ewiggestrige" gewesen, gehöre „bis heute zum regelmäßigen Besuchsprogramm amerikanischer Salzburg-Touristen“.
Hochburg endgültig umgepflügt
An der Auffahrt weist ein Schild mit entsprechenden Pfeilen am "Hotel Garni ‚Zum Türken‘ Pension“ auf „Bunkeranlagen, Teilbereich Reichssicherheitsdienst, Teilbereich Berghofbunker“ hin. In seinem Buch „Hitlers Berg“ (Verlag Beierl, 261 Seiten, 29,80 Euro) spürt Autor Florian Beierl der „Geschichte des Obersalzbergs und seiner geheimen Bunkeranlagen“ nach. Fast zwei Jahre lang ist demnach im Zweiten Weltkrieg am Obersalzberg fanatisch an einem riesigen Bunkersystem gearbeitet worden, das Adolf Hitler und seinem persönlichen Stab beim Bomben- und Giftgasgefahr ein Weiterregieren unter Tage ermöglichen sollte. Mehr als fünf Kilometer Stollengänge und Schächte sind dem Berg danach mühsam abgerungen worden. Ab Mitte 1944, so Beierl, sei das geheime „Führerhauptquartier Obersalzberg“ funktionstüchtig gewesen. „Nur wenige Monate später, an einem strahlenden Frühlingsmorgen im April 1945, wurde der Obersalzberg schließlich zum Trümmerfeld: 360 britische Bomben luden ihre Sprengbomben über dem Areal in einem dramatischen Großangriff ab und pflügten die Hochburg der Nazis“, so der Autor, „endgültig um.“
„Passt’s also auf!“
Nach der Geschichtsstunde Winterfahrtraining am nächsten Tag. Über Koppenleiten, dann Hallein schon wieder hinter der Grenze, Seidenau, Seefeldmühle, am Wiestalstausee entlang und an Ebenau vorbei erreichen wir in Österreich Faistenau mit seinen gut 3000 Einwohnern. Das Wetter passt, noch immer. Kalt, Sonne, die Pisten fürs Driften, Ausweichen, Bremsen und Anfahren am Berg sind präpariert. „Vor allem auf die Sicherheit kommt’s an, passt’s also auf“, hat Walter Lechner, mit Bruder Robert Chef von Lechner Racing, vorher noch gesagt – nach einer Sprunggelenksverletzung mit Gehilfe in der Hand. Wir kommen Gott sei Dank ohne aus – zurück nicht über Übersee, sondern diesmal an Übersee vorbei.
Info Berchtesgaden
Die Markgemeinde liegt in einem Talkessel in den Berchtesgadener Alpen nahe Bad Reichenhall und Salzburg. Früher war der Salzabbau wichtig, heute der Tourismus. Vom Böllerschießen der Weihnachtsschützen bis zur Regionaltracht reichen die kulturellen Traditionen. Viele Sagen spielen im Ort und den Bergen. Sehenswert sind Chorherrenstift, Königsschloss (mit Rehmuseum), Königsvilla, Hirschenhaus mit Lüftlmalerei, verschiedene Kirchen und Parks. Das Salzbergwerk kann besichtigt werden. Ein Dokumentationszentrum informiert auf dem Obersalzberg über die Zeit im Dritten Reich. Ausflüge lohnen in den Nationalpark zu Watzmann und Königssee. Die Sommer sind angenehm, nicht zu warm, die Winter in höheren Lagen alpin. Wir waren im Kempinski (fünf Sterne, 138 Zimmer/Suiten, alpenländisch-modern eingerichtet, Blick auf die Bergwelt, www.kempinski.com) untergebracht. Information: Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, Maximilianstraße 9, 83471 Berchtesgaden, Telefon 08652-656500, www.berchtesgaden.de.
Info Faistenau
Der Ort im Salzburger Land gilt mit über 780 Metern als höchstgelegener im Flachgau, ist touristisch ausgerichtet. Das Skigebiet Gaißau-Hintersee reicht bis auf fast 1570 Meter. Sport ist bis hin zum Canyoing möglich. Ausflüge empfehlen sich über Tiefbrunnau zu Hütten auf der Sausteigalm und dem Zwölferhorn mit Blick auf St. Gilgen, Wolfgang-, Mond- und Krotensee. Zum Fuschlsee mit Sis(s)i-Schloss ist es ebenfalls nicht weit. Das Felsenbad ist eines von drei Flussbädern in Österreich. Bekannt ist der Drehort des Heimatfilms „Die Sennerin von St. Kathrein“ für seinen alle drei Jahre stattfindenden – Salzburg ist nah! – „Faistenauer Jedermann“ unter der 1000-jährigen Linde, nächste Spielzeit Sommer 2019. Zur Einkehr empfehlen können wir das Loipenstüberl (regionale Küche, direkt an der Langlaufloipe, mit Eisstockbahn, www.salzkammergut.at). Information: Tourismusverband Fuschlseeregion, Büro Faistenau, Am Lindenplatz 1, A-5324 Faistenau, Telefon 0043-(0)-6226-838441, www.fuschlsee.salzkammergut.at).
Service Auto
Wer die beschriebenen Routen nachfahren will: Vom Flughafen München sind es über Land über Dorfen bis Übersee am Chiemsee 115 Kilometer oder etwa zwei Stunden. Für die 110 Kilometer lange Weiterfahrt durch die Chiemgauer Alpen und Tirol wieder über die Grenze bis Berchtesgaden sollten Sie etwa anderthalb Stunden einplanen. Die 40 Kilometer von Berchtesgaden bis Faistenau müssten in 40 Minuten zu schaffen sein. Für die Rückfahrt zum Flughafen München an Salzburg und am Chiemsee vorbei diesmal über die A8 ist mit rund zweieinhalb Stunden zu rechnen. In Österreich sind Vignetten Pflicht auf Autobahnen. In Orten darf 50, außerhalb 100, auf Autobahnen Tempo 130 gefahren werden. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Die Reise fand im neuen Volvo-Kompakt-SUV XC40 statt, der zu Einstiegspreisen zunächst ab 44 800 Euro als Turbobenziner mit 247 und als Turbodiesel mit 190 PS in den Handel gekommen ist. Mehr
KoCom/Fotos: Günther Koch
26. März 2018