Original Oberkrain
Im neuen Renault Alaskan durch Slowenien / Zu Füßen des göttlichen Dreikopfs Triglav
Von Günther Koch/Life-Magazin
Malerisch: Hinten die Berge, davor der See von Bled mit der Insel in der Mitte. Fotos: Koch
Ljubljana – Endlich! Die Unwetter sind weg. Tagelang haben sich kilometerhohe Wolkenberge über das Land gewälzt, sintflutartige Regenfälle haben Warnstufen ausgelöst, Flüsse über die Ufer treten lassen, Felder und Wiesen unter Wasser gesetzt. Noch immer scheint es von oben so, als breite sich unten rund um Ljubljana zumindest in Teilen ein Flickenteppich kleiner Seen aus. Aber jetzt, nachdem all die Tiefs der vergangenen Tage abgezogen sind, die sich erst über dem westlichen Mittelmeer gebildet und dann auf den Weg über Kroatien in Richtung Slowenien und anschließend noch weiter nach Österreich gemacht haben, atmet das Land auf. Endlich!
Slowenien ist ein waldreiches Land. Der Hauptstadt-Flughafen von Ljubljana liegt bei Brnik.
Alpen und Karawanken
Wir sind in Slowenien. Renault stellt seinen neuen Alaskan vor, einen Pickup, der mit seiner Robustheit wohl auch widrigsten Witterungsbedingungen trotzt. Es ist die vorletzte Woche im September. Herbstanfang. Die Sonne scheint. Auf den Gipfeln der Berge, die man vom bei Brnik gelegenen Flughafen der Hauptstadt sehen kann, liegt Schnee, vermutlich ebenfalls infolge der heftigen Niederschläge zuletzt. Es sind die Julischen Alpen und die Karawanken mit den vorgelagerten Kamniker Alpen, die die Region nordwestlich von Ljubljana prägen, in der sich mit dem 2864 Meter hohen Triglav im gleichnamigen Nationalpark zudem die höchste Erhebung des Landes befindet.
Häuserzeile in Ljubljana. Denkmal des slowenischen Nationaldichters France Prešeren im Zentrum.
Von Kranj bis Vrba
Die Autobahn A2 führt uns weg von Ljubljana durch die Oberkrainer Ebene an Orten vorbei wie Kranj am Zusammenfluss von Save und Kokra mit den Schlössern Kislkamen und Brdo. Wie Škofia Loka mit dem auf einem Hügel thronenden Bischofsschloss und der Kapuzinerbrücke über die Sora. Wie Tržič mit seiner denkmalgeschützten Altstadt. Wie dem früher erzreichen Kropa, Wiege des slowenischen Schmiedehandwerks. Wie Brezje, heute wichtigster Wallfahrtsort im Land mit einer von den Einheimischen nur Marija Pomagai genannten Basilika samt Marienbild, das – Maria, hilf! – Wunder bewirken soll. Wie Radovljica mit Schloss Thun. Wie Begunje, Heimat des 2015 verstorbenen Slavko Avsenik, der mit seinem Bruder Vilko und den Original Oberkrainern die Volksmusik der Region weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt gemacht hat. Oder wie Vrba, woher Nationaldichter France Prešeren stammt mit einer Linde in der Mitte des Dorfes, um die sich 16 Steine für die einst 16 Höfe gruppieren, von denen nur noch sieben geblieben sind.
Das Hauptgebäude der Universität von Ljubljana und die Landschaft schneebedeckten Bergen.
Über die Sava Dolinka
Bei Vrba weist die Beschilderung schon auf den Triglav-Nationalpark hin. Wer die Autobahn weiterfährt, gelangt später an Jesenice vorbei über die österreichische Grenze nach Kärnten. Wir biegen ab. Ein Dino-Park liegt am Weg, dessen Betreiber stolz darauf sind, dass sie den „größten T-Rex in Europa“ haben. Gleich dahinter gebärdet sich die in diesen Tagen nach den Unwettern für Paddler noch nicht so geeignete Sava Dolinka noch etwas wild, nachdem sie sich oben bei ihrer Quelle am über 1000 Meter hoch gelegenen Wurzenpasses über die Karawanken und später beim bekannten Wintersportort Kranjska Gora vermutlich noch deutlich heftiger ausgetobt hat.
Dino-Park an der Sava Dolinka.Herbstliche Stimmung am See von Bled mit Marienkirchen-Insel hinten.
Am See bei Bled vorbei
Die Straße wird enger, der Verkehr dichter. Touristenbusse quälen sich – es ist Donnerstag, ein ganz normaler Wochentag – im zunehmenden Stau voran. Grund ist der zu Füßen des Pokljuka-Hochplateaus gelegene See bei Bled, ein „Juwel Sloweniens“, wie es in einer Beschreibung des gut zwei Kilometer langen, fast anderthalb Kilometer breiten und bis zu 30 Meter tiefen Gewässers heißt. Traditionelle Pletna-Holzboote setzen zu der kleinen Insel mit der bekannten Marienkirche im See über. Steil ragt am Ufer ein Felsen mit der Burg von Bled auf. Die Führer des einstigen Vielvölkerstaats Jugoslawien, zu dem Slowenien bis zu seiner Unabhängigkeit nach zehn Kriegstagen 1991 gehört hat, sollen eine Villa am See regelmäßig als Sommerresidenz genutzt haben, darunter auch Josip Broz Tito.
Auf überdachten Gestellen wie diesen kann Heu sehr gut trocknen. Stillleben in Bohinjska Bistrica.
In Bohinjska Bistrica
Wir quartieren uns in Bohinjska Bistrica ein, starten vom südlichen Rand des Nationalparks zwei Touren. Die erste noch am Nachmittag nordöstlich wieder zurück Richtung Bled auf die andere Seite der Autobahn zum kleinen Stausee Završnica, der durch die Eindämmung des gleichnamigen Baches entstanden ist und vornehmlich Anglern dient, die ihre Routen nach Forellen und Äschen auswerfen. Die zweite verläuft tags darauf östlich an Nemški Rovt vorbei zur Jelovica und weiter bis zum über 1550 Metern hoch gelegenen Skigebiet Soriška Planina hinauf, wo uns ein älterer Slowene erzählt, dass die bewaldete Karst-Hochebene damals Partisanen während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen die Deutschen Zuflucht geboten hat und Schauplatz mehrerer schwerer Kämpfe gewesen ist. Gut, dass wir etwas früher an diesem Morgen losgefahren sind, denn wir haben Glück, sind ganz oben im Sonnenschein sogar über den Wolken unterwegs.
Gut die Hälfte der Slowenen ist katholisch. Kreativität auch beim (werblichen) Wohnen scheint gefragt.
Zum Savica-Wasserfall
Von Bohinjska Bistrica, dem an der Sava Bohinjka gelegenen Hauptort der Bohinj, dem einst wichtigstem Almgebiet Sloweniens, lohnt eine ganze Reihe von Ausflügen in die Umgebung. Zur Bistrica-Quelle etwa, nur fünf Kilometer vom Ort entfernt. Oder zum Savica-Wasserfall, der, so heißt es, mit seiner „Erhabenheit und Schönheit“ den „größten slowenischen Dichtern“ schon immer ein „Quell der Inspiration“ gewesen sein soll: Vom See Bohinjsko Jezero führt ein gekennzeichneter Weg dorthin. Wer will, kann den Fall ebenso über einen Stufenpfad ab dem etwa zehn Kilometer von Bohinjska Bistrica entfernten Gasthaus Dom Savica erreichen, wo sich auch ein Parkplatz befindet.
Ländliche Idylle in der Ebene von Oberkrain. Hölzerne Wegweisung beim Završnica-Stausee.
Mit drei Häuptern
Oder es geht gleich zum Triglav, dem nach heidnischem Verständnis göttlichen Dreikopf, hinauf, dessen Häupter über den Himmel, die Erde und die Unterwelt wachen. Egal ob Unwetter heraufziehen, Niederschläge die Gipfel der Berge, die die Region nordwestlich von Ljubljana umgeben, schon früh mit Schnee bedecken oder die Sonne das Land zwischen Adria und Alpen vergoldet. Endlich wieder!
Unser Slowenien-Gefährt(e): Renaults neuer Pickup Alaskan und die fürs Rudern geeignete Variante.
Info Slowenien I
Das an Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien angrenzende, nur knapp 20 280 Quadratkilometer kleine und etwas über zwei Millionen Einwohner zählende Land der Europäischen Union gilt heute zumindest als das wohlhabendste im früheren Jugoslawien. Nächstgrößere Stadt nach der Hauptstadt Ljubljana ist Maribor. Hochgebirgszüge wie die Julischen Alpen und die Karwanken begrenzen das waldreiche Slowenien im Nordwesten. Hügel-, Karst- und Flachlandschaften prägen das Bild. Am nicht ganz 50 Kilometer langen slowenischen Teil der Adria liegen Städte wie Piran, Koper oder Portorož. Urlauber schauen sich auf den Weg in den Süden gern die Höhlen von Postojna und das Gestüt in Lipica an, von dem die weißen Lipizzaner-Pferde ihren Namen haben. Landeswährung in Slowenien ist der Euro. Mit Deutsch kommt man fast überall weiter. Was das Klima betrifft, geht es je nach Region kontinental-gemäßigt, alpin oder mediterran zu.
Abends auf dem Završnica-Stausee. Im über 1550 Meter hoch gelegenen Skigebiet Soriška Planina.
Info Slowenien II
Wir waren in Bohinjska Bistrica im Bohinj Eco-Hotel (vier Sterne, 110 Zimmer/Suiten, erste Öko-Herberge im Land, www.bohinj-eco-hotel.sl) untergebracht. Aus der Region, in der wir gewesen sind, ist kulinarisch die Krainer Wurst Kranjska Klobasa bekannt. Frittierte Froschschenkel Žabji Kraki mit Zitrone und Remoulade sollen eine Besonderheit in Ljubljana sein. Sonst reichen die Spezialitäten etwa vom Pršut-Karstschinken, den der Wind Bora getrocknet hat, über Rindsuppe Goveja Juha, traditionellen Rübeneintopf Bujta Repa, Wildgulasch Divjačinski Golaž, Bratenbeilagen wie gekochten Štruklji-Teig, Njoki-Klöße, Žlikrofi-Teigtaschen, Polenta und Trniči-Käselaibchen bis hin zu dünnen Palačinke-Omlett mit Marmelade, Schokolade oder Nüssen, strudelähnlichem Prekmurska Gibanica oder den an eine Nussrolle erinnernden Potica-Kuchen. Slowenien ist Weinland. Maribor rühmt sich des mit über 400 Jahren angeblich ältesten und noch immer Trauben tragenden Weinstocks der Welt. Bekannte Weine sind der rote Teran aus Primorska, der hellrote Cviček aus Posavje und die weißen Renski-Rheinriesling und Traminec-Traminer aus Posavje. Information: Slowenisches Fremdenverkehrsamt, Maximilliansplatz 12a, 80333 München, Telefon 089-29161202, www.slovenia.info.
Hoch oben über den Wolken. Modernes Denkmal für die (volks-)musikalischen Avsenik-Brüder.
Service Auto
Von München nach Ljubljana sind es über Salzburg und durch Kärnten noch gut 400 Kilometer. Die beschriebene etwa 70 Kilometer lange Strecke von der Hauptstadt Ljubljana über die Autobahn 2 und am See von Bled vorbei nach Bohinjska Bistrica ist in weniger als einer Stunde zu schaffen. In Orten ist in Slowenien Tempo 50 erlaubt, auf Regionalstraßen 90, auf Schnellstraßen 110, auf Autobahnen (Vignettenpflicht!) 130. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Die Autobahn 1 führt von Maribor kurz hinter der Steiermark über Ljubljana weiter nach Koper mit seinem Seehafen an der Adria, die Autobahn 2 vom Karawankentunnel ebenfalls über die Hauptstadt und dann weiter Richtung Kroatien. Größter Flughafen ist der meist von Adria Airways bediente von Ljubljana, Maribor und Portorož verfügen über kleinere. Die Reise in Slowenien fand in dem noch für November angekündigten neuen Renault-Allradpickup Alaskan statt, der dann zu Einstiegspreisen ab 36 900 Euro als Turbodiesel mit 163 und 190 PS bei den Händlern steht.
KoCom/Fotos: Günther Koch
25. Oktober 2017