Sagen und Legenden
Auf den Spuren der Walser: Über das Wandern in Liechtenstein auf geschichtsträchtigen Pfaden
Blick über die Liechtensteiner Walsergemeinde Triesenberg ins Rheintal. Fotos: Koch
Triesenberg – Für ein so kleines Land – nur 160 Quadratkilometer groß, gerade einmal 36 500 Einwohner – ist es eigentlich eine erstaunliche Zahl: Wandern in Liechtenstein soll nach Angaben des Tourismusbüros des Landes auf immerhin mehr als 400 Kilometern möglich sein, und zwar auf entsprechend ausgebauten und beschilderten Wegen.
Vom Ried bis zu zu den Bergen
Sie führen durch das Ruggeller Ried, die Elltaler Wiesen, am Ufer des Rheins entlang oder ins Umfeld von Bergen wie Fürstensteig, Falknis oder Drei Schwestern. Die Strecken bis 2600 Höhenmeter sollen vor allem Gipfelstürmern besondere Naturerlebnisse bieten. Eine der bekanntesten Rundwanderungen verläuft über den Fürstin-Gina-Weg, der seinen Ausgangspunkt oben in den Bergen in Malbun hat.
Auf historischen und literarischen Pfaden
Wer will, kann darüber hinaus in Liechtenstein nicht nur auf historischen, sondern sogar auf literarischen (Goethe-)Pfaden wandeln. Es gibt einen Lese-, einen Planeten-, einen Märchenweg mit Lisa und Max aus Malbun – und einen Sagenweg, den Walser Sagenweg.
Abwechslungsreicher Themenweg
Wie der Name schon sagt: Sagen und Legenden begleiten bei den Wanderungen durch eine faszinierende Kulturlandschaft mit herrlichen Ausblicken aufs Rheintal und umliegende Berge. Der abwechslungsreiche Themenweg erzählt auf Stations- und Informationstafeln die Geschichte der Walsergemeinde Triesenberg. Bei den Walsern selbst handelt es sich laut Internetlexikon Wikipedia um eine alemannische Volksgruppe im Alpenraum, die im Mittelalter aus dem heutigen Schweizer Kanton Wallis heraus weitere Gebiete in den Alpen besiedelt hat, darunter neben Bayern, Österreich, Schweiz und Norditalien eben auch Liechtenstein.
Museum in Triesenberg
Selbst für Familien können die Wanderungen auf dem im Frühjahr 2007 offiziell eröffneten Walser Sagenweg, auf dem sich Spielplätze und Grillstellen finden, überaus lehrreich sein. Ausgangspunkt ist der Dorfplatz von Triesenberg, wo es auch ein Walsermuseum gibt.
Von Masescha über Studa wieder nach Masescha
Der Weg nach Masescha ist gut sechs Kilometer lang. Für die anspruchsvolle, ungefähr dreistündige Wanderung braucht es gutes Schuhwerk. Der zweite Teil weiter nach Studa eignet sich sogar für Kinderwagen. Die leichte Wanderung entlang nochmals rund drei Kilometer langen Strecke kann gut in eineinhalb Stunden bewältigt werden. Von der Busstation Rizlina gelangt man mit dem Bus dann wieder bequem ins Dorfzentrum zurück. Unterwegs geht es um Sagen und Legenden wie die über den Riesen von Guflina, die die Vereinigung der Walser auch auf ihrer Homepage www.walser-alps.eu erzählt:
Zum Beispiel der Riese von Guflina
Demach wohnte einst hoch über dem Triesenberg auf Guflina ein starker Bauer. „Es war ein Mann von Riesengestalt. Seine Stärke erprobte er an Tannen, die er leicht entwurzelte und mit der Handfläche spielend entastete.“ In der Nähe habe in einer Höhle ein scheusslicher Drache gehaust mit Flügeln und Hörnern am Kopf und mit Augen, die wie zwei brennende Fackeln gefunkelt hätten. Der Lindwurm habe nachts oft die Herden überfallen und sei zum Schrecken der Bauern geworden. „Da entschloss sich der Riese, den Kampf mit dem Untier zu wagen und lauerte ihm vor der Höhle auf“, heißt es weiter: „Der Drache stürzte sich wutschnaubend auf ihn, und schon fühlte er einen schweren Schlag auf seinen Schultern. Das Ungeheuer versuchte, ihm die mit mächtigen Krallen versehenen Pratzen ins Fleisch zu hacken. Doch der Riese würgte den starken Gegner so, dass dieser tot zu Boden sank.“
Anschließend Jubel in den Alpentälern
Die Bergleute seien herbei geeilt, Jubel in den Alpentäler und die Bauern hätten die Herden wieder sicher auf die Weiden treiben können. „Der Riese von Guflina hatte sie von schwerer Not erlöst.“
Neue Impulse für uraltes Volksgut
Mit dem Walser-Sagenweg wollen die Walser den Sagen und Legenden als „uraltem überliefertem Volksgut“ neue Impulse geben. Die Vorfahren hätten durch harte Rodungstätigkeit landwirtschaftliche Nutzflächen gewonnen und damit die Kulturlandschaft geformt. Die über das ganze Gebiet verstreuten Ställe und Magerheu-Hütten seien Zeugen der früheren Wirtschaftsart. Das im Sommer geernetet Heu sei jeweils ab Herbst nach der Rückkehr aus dem Maiensäss in den Ställen verfüttert worden. „Der Bauer zog wie ein Nomade von Stall zu Stall.“ Bei der Wanderung könne man sich in Gedanken in diese Zeit zurückversetzen. Information: Liechtenstein-Tourismus, Städtle 37, FL-9490 Vaduz, Telefon +423-239-6300, oder unter www.tourismus.li im Internet.
Service Auto
Von Deutschland aus reist man mit dem Auto am besten über die Bodensee-Region und Bregenz oder übers Allgäu aus an. Liechtenstein fängt unterhalb von Vorarlberg an. Das Fürstentum ist allerdings viel zu klein, um einfach durchzurasen. In geschlossenen Ortschaften ist Tempo 50 erlaubt, außerorts auf Schnellstraßen 80, auf der Autobahn 100. Die Promillegrenze wird mit 0,8 angegeben.
Life-Magazin/Günther Koch/KoCom/Fotos: Koch
11. April 2015