Neue Dimension
Der Weinanbau in der andalusischen Sierras de Málaga steigert kontinuierlich seine Qualität
Von Kurt Sohnemann/Life-Magazin
Andalusien genießt als Weinland Weltruf. Foto: Sohnemann
Velez Málaga - Der Duft von Rosmarin und die Farben des Mohn und Hibiskus begleiten uns beim Gang über den steinigen Weg zu den Weingärten, die in der Region Sierras de Málaga angelegt sind. Liebevoll sind die einzelnen Reben an Drähten aufgehängt und das satte Grün lässt erkennen, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird.
Region erstreckt sich bis nach Ronda
„Wir haben in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt und sind mittlerweile in vielen Weinkarten der Welt vertreten“, berichtet Maria Herrero nicht ohne Stolz. Ihre Familie hat Weinanbau mit der Hotellerie verbunden. Der Erfolg ist nicht zu übersehen. Exemplarisch für die 37 Winzer der Region wird an die Zeit angeknüpft, die von Auszeichnungen zeugt. Der Málaga-Wein ist einer der ältesten und erfolgreichsten der Welt, der seine erste Blütezeit bereits in der Antike hatte. 1223 wurde er am französischen Hof sogar zum „Kardinal unter den Weinen“ gewählt. Aber die Weine der Region, die sich von Velez Málaga bis nach Ronda erstreckt, konnten nicht immer an der Spitze der Auszeichnungs-Charts rangieren. Schädlinge wie Rebläuse haben ganze Jahrgänge verhindert.
An die Klasse früherer Jahrzehnte angeknüpft
So mussten mühsam wieder Weinberge bestellt werden, die an die internationale Klasse von einst anknüpfen konnten. Das hat geklappt, jedenfalls besagen es die Gaumen der Weinkenner, die in Scharen in die Region pilgern und von fach- und sachkundigen Begleitern durch die idyllischen Lagen geführt werden, in denen Steineichen markant für die Landschaft sind. Sie ernähren mit ihren Früchten die schwarzen Schweine, die sich auf den Iberico-Schinken von morgen durch die Landschaft bewegen und zumeist im Schatten der Bäume dösen, wenn sie nicht nach Eicheln suchen. Als Dessertweine haben es die Rebsorten Moscatel und Pedro Ximénez zu Ruhm in der ganzen Welt gebracht.
Aus der Spitzenposition nicht mehr wegzudenken
Aber das allein sollte den Winzern nicht reichen. Sie bauten die bewährten Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah (auch Shiraz), Tempranillo, Garnacha und Petit Verdot erfolgreich an, sind seitdem aus der internationalen Spitzenposition nicht mehr wegzudenken.
Die weißen Sorten gewinnen zunehmend an Bedeutung
Auf einer Höhe von bis zu 900 Metern werden seit einigen Jahrzehnten gefeierte Jahrgänge des Rotweins geerntet. Doch auch der Weißwein ist vor dreißig Jahren wieder mehr in den Mittelpunkt der spanischen Winzer gerückt. Im Weinbaugebiet um Velez Málaga hat er zwar noch nicht mehr als ein Drittel der Fläche für sich erobert, rückt aber qualitativ immer mehr in den Vordergrund. Von insgesamt 1.200 Hektar Fläche des Anbaugebietes ernten die Winzer jährlich etwa 22.000 Hektoliter Wein, der aufgrund der hohen Nachfrage zu einem großen Teil exportiert wird. Die Winzerei Ingles steuert zur Anbaufläche nicht weniger als 200 Hektar bei, wobei sie Geheimtipp für Weinkenner ist.
Abrundung kulinarischer Lebenslust
„Wir haben aus den mediterranen und atlantischen Einflüssen auf den Wein eine ganz besondere Note kreieren können“, strahlt der Kellermeister der Bodega La Melonera. Als Beispiel nennt er den Payoya Negra, der nicht nur optimal zum Pata Negra, dem einzigartigen Schinken aus der Region, passt. Auch der Preis ist nicht eben discountverdächtig. Derzeit zahlen Weinliebhaber 21 Euro für die Flasche des edlen Roten. Weinliebhaber können sich getrost den Führungen durch die Weinkeller der Bodegas in der Sierras de Málaga anschließen. Sie werden vor Ort angeboten und decken einen Teil der Geheimnisse der erfolgreichen südspanischen Winzer auf.
Info Andalusien I
Andalusien ist die südlichste Festlandsregion Spaniens, von Norden nach Süden etwa 250 Kilometer lang, von Westen nach Osten um die 535 Kilometer breit. Sie zählt rund 8,4 Millionen Einwohner. Hauptstadt ist Sevilla. Ihr Name leitet sich vom arabischen Al-Andalus für den gesamten einstigen maurischen Herrschaftsbereich auf der iberischen Halbinsel ab. Der zu Großbritannien gehörende Felsen von Gibraltar schließt sich zum Mittelmeer hin an. Bei Tarifa liegen Europa und Afrika nur 14 Kilometer voneinander entfernt. Neben Sevilla gehören noch die Provinzen Almería, Cádiz, Córdoba, Granada, Huelva, Jaén und Málaga zu der nicht zuletzt auch durch die Musik und den Flamenco bekannten Region. Wer mit dem Flieger direkt anreist, kommt meist in Málaga an. Sonst geht es über Umsteigen in Madrid oder Barcelona. Mit dem Auto zieht es sich: Nach Málaga sind es ab Frankfurt/Main gut 2310, ab München knapp 2260 Kilometer.
Info Andalusien II
Das Klima ist mediterran, selbst in höheren Lagen meist das ganze Jahr über mild. Der Tourismus insbesondere an der Sonnenküste Costa del Sol spielt wirtschaftlich zusammen mit Land-, Vieh-, Forstwirtschaft und Fischerei die wichtigste Rolle. Andalusiens Küche ist einfach, bodenständig und nicht selten maurisch beeinflusst. Getrunken wird meist Wein und Sherry. Als Hotels können wir die Small-Boutique-Häuser (www.smallboutiquehotels.es) empfehlen, weil sie landestypisch eingerichtet sind. Unter den Reiseveranstaltern auch für Südspanien gilt Olimar (www.olimar.com) als Spezialist. Information: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt/Main, Telefon 069-725033, www.spain.info/de.
KoCom/Fotos: Kurt Sohnemann/Günther Koch
4. August 2016