Costa, Gallura, Nuraghen
Im neuen VW Passat durch den Nordosten Sardiniens an der Costa Smeralda entlang
Von Günther Koch/Life-Magazin
Ausgehöhlten Felsblöcke sind genauso typisch wie die Nuraghe-Turmbauten auf der Insel.
Olbia – Die Saison ist vorbei. Die Touristen sind weg. Sardinien kann durchatmen – und sich auf die Urlauber im nächsten Jahr vorbereiten.
Alles etwas gemächlicher
Schon bei der Ankunft in Olbia ist es zu spüren: Die Sarden, sonst doch ziemlich eigenwillig und temperamentvoll, vor allem wenn es um die Abgrenzung gegenüber den Italiener auf dem Festland geht, lassen es gemächlicher angehen. Die Temperatur ist angenehm-warm, die Brise, die vom Tyrrhenischen Meer über die Insel weht, frischer. Auf dem Flughafen von Olbia, der 57 000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt im Nordosten, landen weniger Charterflieger. Im Hafen laufen nicht mehr ganz so viele Fähren wie sonst im Hochsommer ein.
Von San Simplico bis Loiri
Auch rund um die Kirchen San Simplico und die des Apostels Paulus im oberen Teil der Altstadt ist es ruhiger. Nur wenige Besucher verlaufen sich auf dem knapp 250 Meter hohen Punta Casteddu, wo eine der typisch sardischen Nuraghe-Turmbauten aus der Frühzeit der Geschichte und die Festung Cabu Abbas stehen. Auf der vorgelagerten Insel Tavolaro fallen derweil die Klippen nach wie vor stark ab. Das römische Aquädukt Sa Rughitulla kann man um die Jahreszeit fast ganz allein erkunden. Genauso wie das Brunnenheiligtum Sa Testa an der Straße zum Orangen-Golf Golfo Aranci, die Villa Romana, das Castello Padrese und das Gigantengrab Su Monte de s’Ape auf dem Weg nach Loiri.
An der Smaragdküste
Wir sind im neuen VW Passat unterwegs. Die Wolfsburger stellen Limousine und Variante der achten Generation ihres oberen Mittelklasse-Modells im Nordosten der Mittelmeer-Insel vor. Wir bleiben diesmal ausschließlich in dieser Gegend, fahren zunächst in Richtung Fermata Cala Sabina zu einem der schönsten Strände der Gallura, einer schon früher nur sehr dünn besiedelten Granitregion. Weiter geht es an der Küste entlang nördlich über Cugnana Verde und Portisco nach Porto Cervo, wo wir uns direkt an einem Inselsporn ins Hotel Romazzino mit weitem Blick über eine der wohl teuersten Küsten des Mittelmeers an der Smaragdküste Costa Smeralda einquartieren.
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Über Arzachena nach Palau
Wir machen einen Abstecher ins Landesinnere. In Arzachena lohnen der Besuch der Nuraghen-Siedlung Malchittu und des gleichnamigen kleinen Tempels. In den Sommermonaten verkehrt der „Grüne Zug“ Trenino Verde auf der Schmalspurstrecke von Sassari nach Palau durch den Bahnhof des nur rund 13 500 Einwohner zählenden Städtchens.
Mit der Fähre hinüber nach La Maddalena
An Bilianu Saldu und Concosu vorbei gelangt man nach Palau, wie nicht nur ein Inselstaat im Pazifischen Ozean, sondern eben auch eine kleine Hafenstadt mit nicht einmal 5000 Einwohnern auf Sardinien heißt. Bei Hochbetrieb sollen die Fähren von hier bis zu 80 Mal am Tag hinüber nach La Maddalena verkehren. Diese und die anderen Insels des Archipels, erzählen Einheimische, sind einst Teil einer versunkenen Landbrücke zwischen Sardinien und Korsika gewesen. Am Capo d’Orso wacht eine von Palaus Bewohnern wegen ihrer Größe nur der „Bär“ genannte Felsformation über diesen Abschnitt der Küste. Auf dem Monte Altura noch vor den Toren der Stadt thront eine mächtige Festung.
Richtung Süden nach Bassacutena
Hinter Capannáccia und Ponte Liscia führt die Straße Richtung Süden nach Bassacutena, wo Touristen, die gern ihre Zeit und den Urlaub in ländlicher Umgebung verbringen, geeignete Unterkünfte finden. Schnell schließt sich in Arzachena der Kreis dann wieder. Für den von Porto Cervo aus rund 80 Kilometer langen Rundkurs sollte man etwa anderthalb Stunden an reiner Fahrzeit einkalkulieren – wenn die Saison vorbei ist und die Touristen weg sind. Sonst könnte es länger dauern.
Info Sardinien I
Sardinien – über 24 000 Quadratkilometer groß, rund 1,7 Millionen Einwohner, Haupstadt Cagliari – ist nach Sizilien zweitgrößte Insel im Mittelmeer. 200 Kilometer sind es bis zum Festland, gut zehn über die Meerenge Bocche di Bonifacio bis nach Korsika hinüber. Zusammen mit den vorgelagerten Inseln ergeben sich fast 1850 Kilometer Küstenlänge. Costa Smeralda, Costa Rei, Costa Verde, Costa Paradiso und Costa del Sud sind bekannte Küstenabschnitte. Im Zentralgebirge Gennargentu reichen die Berge bis über 1830 Meter hinauf. Das Klima ist mediterran, die Winter sind mild, Frühling und Herbst warm, die Sommer heiß. Im Flieger braucht man von Deutschland rund anderthalb bis maximal zwei Stunden. Zur Urlaubszeit gibt es viele Direktcharter, per Linie sonst mit Umsteigen in Mailand oder Rom.
Info Sardinien II
Wir waren bei Porto Cervo im Romazzino (fünf Sterne, 78 Zimmer/16 Suiten, sardischer Stil, www.starwoodhotels.com/sardinien) untergebracht. Regionale Spezialitäten sind etwa Pecorino-und Casa-Marzu-Schafskäse, Pane-Carasau-Hirtenbrot, Porcheddu-Spanferkel, mit Ravioli vergleichbare Culurgionis, Malloreddu-Gnocchi-Nudeln, Sebadas-Käsetaschen mit Honig und Bottarga-Rogen. Bekannte sardische Weine sind die roten Cannonau und Monica di Sardegna sowie der weiße Vernaccia di Oristano. Ichnusa heißt das aus Maisschrot gebraute Lagerbier. Mirto ist ein Likör aus Myrtefrüchten. Information: Italienische Zentrale für Tourismus Enit, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main, Telefon 069-237434, www.enit.de.
Service Auto
Die Anreise im Auto dauert: Von Basel sind es über Mailand und Parma nach Livorno und von dort weiter mit der Fähre nach Olbia rund 950, von München über Innsbruck, Verona, Bologna und Florenz fast 1035 Kilometer. Die landschaftlich schönere Strecke von Olbia an die Costa Smeralda führt etwa 45 Kilometer am Golfo Aranci, Golfo di Marinella und Golfo di Cugnana vorbei Richtung Porto Cervo. Für einen größeren Rundkurs über Arzachena Richtung Palau und über Capannaccia und Bassacutena wieder zurück sind rund anderthalb Stunden reine Fahrzeit einzuplanen. Von Olbia im Nordosten bis Cagliari im Süden sind es über Nuoro und Oristano fast 275 Kilometer. Die Reise fand im neuen VW Passat statt, der ab Mitte November in achter Generation als Limousine und als Kombi mit Namen Variant bei den Händlern steht.
KoCom/Fotos: Günther Koch
9. Oktober 2014