In den Atlantik hinein
Reisewelt Bretagne / Halbinsel ist nordwestlichste Region in Frankreich / Nantes, Rennes, Brest, Saint-Malo
Von Günther Koch/Life-Magazin
Im Hafen von Point-Aven im Dèpartement Finistère. Foto: Michael-Müller-Verlag
Rennes – Auch wenn sie vielleicht etwas abgelegen scheint: Die Bretagne gilt als eine der beliebtesten Feriendestinationen in Frankreich. Marcus Schmid hat sich mit ihr befasst und einen Reiseführer über sie geschrieben, der in Neuauflage zuletzt im Erlangener Michael-Müller-Verlag erschienenen ist.
Umtost vom Wind
Einführung: Wenn Schmid eine Artischocke auf dem Teller hat, „dann vermischt sich der zartbittere Geschmack auf meinem Gaumen mit Bildern von Artischocken-Feldern bei Saint-Pol-de-Léon“, erzählt er. Wenn er mit dem richtigen Werkzeug in der Hand gegen eine sperrige Auster kämpft, „so blitzt ein Bild aus Cancale auf“, wo Austernzüchter auf dem Markt mit ihren von der Arbeit zerschnittenen Händen sekundenschnell eine Muschel nach der anderen öffneten. Und wenn sich bei Sturm die Bäume vor seinem Fenster biegen, „kommt mir die windumtoste Pointe du Raz in den Sinn, wo ich kaum Luft kriegte“, und der Orkan „plötzlich harmlos“ geworden sei. Wenn alles so ist, dann führt der Autor mit Beschreibungen wie diesen in die Bretagne ein.
Küste lang und zerklüftet
Reiseziel & Reisezeit: Nordwestlichste Region Frankreichs. Rund 3,5 Millionen Einwohner. Hauptstadt Rennes. Hügeliges Land. Eine Halbinsel, die in den Atlantik ragt. Die Küste lang und zerklüftet. Zahlreiche Badeorte wie das schicke Dinar. Dann das von Mauern umgebene, auf Felsen im Ärmelkanal erbaute Saint-Malo. Oder die rosa Granitküste Côte de Granit Rose, bekannt für ihren ungewöhnlichem, rötlichen Sand und Felsen in gleiche Farbe. Auch prähistorische Menhire, eine Art von Megalithen, sind berühmt. Irgendwie scheint es, als sei trotz der Touristen die Hektik fern. Finis terrae. Das Ende der Welt. Oder eben „Finistère“, wie das westlichste der neben Côtes-d’Armor; Ille-et-Vilaine und Morbihan vier bretonischen Dèpartements heißt. Laut Bretagne-Urlaubern sind Mai, Juni, September und Oktober die besten Reisezeiten.
Im Einfluss des Golfstroms
Anreise & Klima: Die Region ist trotz ihrer Lage auto-, flug-, zug-, fernbus- und schiffsmäßig ganz gut angebunden. Die Schnellstraßen sind zuletzt noch mautfrei gewesen. Es gibt eine Hochgeschwindigkeitsbahnlinie und gleich mehrere Flughäfen, über die man in die Bretagne anreisen kann. Mit Auto oder Wohnmobil sind es ab Straßburg nach Rennes 835, nach Nantes 865 und nach Brest direkt an der Küste noch 1072 Kilometer. Auch die nächsten Flughäfen sind dortt. Direktflüge gab es zuletzt von fünf deutschen Airports. Von Deutschland aus dürfte der Weg meist über Paris oder Lyon führen. Das Klima ist bedingt durch den Einfluss des Golfstroms ozeanisch mit relativ milden Temperaturen. Frost und Schnee gibt es nur selten. Die Sommer sind mäßig warm.
Austern, Hummer, Muscheln
Übernachtung, Essen & Trinken: Angemietete Ferienwohnungen und Campingplätze sind laut Schmid beliebteste Urlaubsquartiere in der Bretagne. Es folgen Hotels der mittleren Kategorie. Was die in dem Führer genannten Preise betrifft, reichen die im Führer für ein Doppelzimmer ohne Frühstück in der Hochsaison von unter 60 Euro für eine billige Unterkunft über 60 bis 110 für die untere Mittelklasse und 110 bis 200 für die obere Mittelklasse bis über 200 Euro für ein Luxushotel. Kulinarische bretonische Spezialitäten sind neben Austern noch Hummer, Moules-Miesmuscheln, Jakobsmuscheln Coquille Saint-Jacques, Algen, Crêpes und Galettes als herzhaftere Form sowie verschiedene Gebäcksorten von süßem Far-Breton-Eierkuchen bis hin zu Palets Breton. In Sachen Getränke steht natürlich Wein oben an. Es gibt außerdem den leicht-spritzigen Apfelwein Cidre, den Kir Breton mit einem Schuss Johannisbeerlikör sowie den Chouchen als leuchtend goldbrauner Honig-Apfelwein.
„Am besten bei Sauwetter“
Sehenswert: Autor Schmid empfiehlt: Das Ende der Welt am Pionte du Raz. Heilige unter sich in Carnoët. Kein Platz fürs E-Book in Bécherel. Die anstößige Venus in Quinipily. Stramm in Reih‘ und Glied in Carnac. Die Höllenfahrt einer Sünderin in Guimiliau. Den Turm auf dem Kopf in Pont-l’Abbé. Bildhauernde Natur in Perros-Guirec. Den gottgefälligen Narr in Le Folgoët. Und Ile d’Quessant „am besten bei Sauwetter“.
Information & Reiseführer
Atout France, Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 100128, 60001 Frankfurt/Main, Telefon 069-97580134, https://de.france.fr/de. Quelle: „Bretagne“, Michael-Müller-Verlag, Erlangen, 2023, zwölfte Auflage, 600 Seiten, 278 Farbfotos, 82 Karten und Pläne, 27,90 Euro, www.michael-mueller-verlag.de. Mit diesem Beitrag setzen wir in Zusammenarbeit mit dem Erlangener Michael-Müller-Verlag in loser Folge die Reihe Reisewelt als kompakte, serviceorientierte Destinationsvorstellungen fort. Als nächstes sind noch die Bände Ibiza/Formentera, Istrien, Lanzarote, Madeira, Nordthailand, Teneriffa und Westkanada/Südostalaska vorgesehen.
KoCom/Fotos: Michael-Müller-Verlag (Cover)
11. April 2023