Porsche 911
Diesmal im Test als Turbo-Coupé mit 540 PS
Von Günther Koch/Life-Magazin
Porsche 911, hier als Turbo-Coupé mit 540 PS. Foto: Koch
Für viele bleibt er noch immer der Maßstab für einen Sportwagen: Mit dem 911 ist Porsche im Umfeld der entsprechenden Aston-Martin-, Audi-R-/RS-, BMW-M-, Ferrari-, Jaguar-, Lamborghini-, Lexus-, Mercedes-AMG- oder Nissan-GT-R-Konkurrenten unterwegs. Wir haben den eigentlichen klassischen Porsche jetzt als Turbo-Coupé gefahren.
Außen & Innen
Die aktuelle Auflage kommt im typischen 911er-Look mit Bugspoiler, großen seitlichen Lufteinlässen, Heckverkleidung und Spaltflügel auf 4,50 Metern Länge sauber verarbeitet daher, mutet wertig an. Platz ist bei 2,45 Meter Radstand vorn ordentlich vorhanden; die Sitze im Fond sind höchstens für Kinder oder Kurzstrecken geeignet. Das Gepäckvolumen von 115 Litern vorn und 260 Litern hinten, wenn die Rücksitzlehnen umgeklappt sind, dürfte für den Wochenendausflug zu zweit reichen. Ein- und Ausstieg gestalten sich nicht ganz so bequem. Die Sicht bleibt eingeschränkt. Die Bedienung ist zügig im Griff.
Motor & Umwelt
Bei dem getesteten Sechszylinder handelt es sich um ein im Heck untergebrachten 3,8-Liter-Biturbo-Boxeraggregat mit inzwischen 540 PS und kräftigen 660 Newtonmetern (mittels Overboost kurzzeitig sogar 710) ab 1950 über ein breites Drehzahlband bis 5000 Touren. Der Benzindirekteinspritzer schafft in 3,0 Sekunden Tempo 100, macht diesen 911 in der Spitze 320 Stundenkilometer schnell. Eine Siebengang-Box mit Doppelkupplung überträgt die Kraft auf alle vier Räder. Beim Verbrauch geben die Zuffenhausener in Verbindung mit der Stopp/Start-Spritsparautomatik im Mix nur 9,1 Liter an, zumindest im Datenblatt. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende 12,8 Liter angezeigt, bei konstant-moderater Autobahnfahrt aber auch deutlich weniger.
Dynamik & Sicherheit
Der Turbo schiebt den leer je nach Norm 1595/1670 Kilo schweren 2+2-Sitzer vehement voran. Er übertreibt es in der Grundauslegung nicht mit der Härte, dank Sporttaste lassen sich Motor, Getriebe und das Fahrwerk mit der elektronisch geregelten Quersperre an der Hinterachse jedoch nachschärfen. Die elektronische Dämpferverstellung ist Standard. Der Allrad erhöht die Traktion, die von der Hinterachslenkung unterstützte elektromechanische Servolenkung mit variabler Übersetzung Agilität und Handlichkeit. Die innenbelüfteten Festsattelbremsen verzögern standfest. Stabilitätsmanagement, Seiten- und Kopfairbags tragen bereits zum hohen Standard-Insassenschutz bei.
Serie & Extras
Im Basispaket sind etwa LED-Leuchten, Zweizonen-Klimaautomatik, Leder, Audioanlage mit 4,6-Zoll-Bildschirm, Navigation, Vernetzung, Parkassistenz, Rückfahrkamera, 20-Zoll-Leichtmetallräder und 245/305er-Reifen schon enthalten. Aufpreispflichtige Sonderwünsche reichen etwa vom elektrischen Schiebe-/Hubdach für 1689 Euro über bis zu 1880 Euro teure Komfort- und Assistenzsysteme und ein Aeropaket für 5355 Euro bis zur Keramikbremse hinauf, die mit 9186 Euro allein so viel wie ein neuer Kleinwagen kostet.
Preis & Leistung
Die Anschaffung, hier ab 174 669 Euro, und der Unterhalt sind extrem hoch. Mehr Serien-911 wie im Turbo geht aber eigentlich kaum. Der S-Turbo leistet 580 PS. Es gibt neben den Turbo-Coupés auch die Turbo-Cabrios. Ab 96 605 bis 215 962 Euro finden sich aktuell in der Baureihe insgesamt 16 Varianten des 911 ebenfalls noch mit 379 und 420 PS.
Datenblatt
Motor: Sechszylinder-Biturbobenziner. Hubraum: 3,8 Liter. Leistung: 397/540 kW/PS. Maximales Drehmoment: 660/1950-5000 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 3,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 320 Stundenkilometer. Umwelt: Testverbrauch 12,8 Liter pro 100 Kilometer, 212 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilometer bei angegebenen 9,1 Litern Mixverbrauch. Preis: 174 669 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
6. Mai 2016