Nissan Leaf
Diesmal im Test als 217-PS-Tekna mit größerem Akku
Von Günther Koch/Life-Magazin
Die zweite Leaf-Generation von Nissan ist 2018 auf dem Markt gekommen. Fotos: Koch
Er gilt als das erste Elektroauto, das von Anfang an für diesen Antrieb konzipiert und in Großserie gebaut worden ist, bis Ende 2019 sogar das meistverkaufte Elektrofahrzeug der Welt gewesen sein soll: Wir haben den in der Kompaktklasse angesiedelten Nissan Leaf, der im Umfeld etwa seines französischen Allianz-Schwestermodells Renault Zoe unterwegs ist, jetzt in der Version Tekna e+ mit größerem Akku zur Probe gefahren.
Außen & Innen
Seit 2010 im Verkauf. Zwischenzeitlich zwei Modellpflegen. Zweite Generation seit 2018. Fünftüriger Fünfsitzer. 4,49 Meter lang, 1,78 Meter breit, 1,54 Meter hoch, Radstand 2,70 Meter, Kofferraum 385 bis 420 Liter. Leer 1756 bis 1811 Kilo. Gefälliges Design. Solide verarbeitet. Für die untere Mittelklasse qualitativ standesgemäß anmutend. Man sitzt ordentlich. Hat alles ganz gut im Blick. Durchschnittliches Platzangebot. Raumgefühl wird durch hohes Armaturenbrett und hohe Seitenlinie etwas gemindert. Gepäckabteil wirkt eingeschränkt. Cockpit gegenüber vorher weniger futuristisch, aber übersichtlicher. Wer noch nicht so oft Elektroautos gefahren ist: Zur Eingewöhnung in die Bedienung, insbesondere ins Handhaben des Ladens, sollte man sich anfangs in jedem Fall mehr Zeit nehmen.
Blick auf die Frontpartie mit dem Markenlogo vorn.
Motor & Umwelt
Elektromotor. 217 PS Leistung. 340 Newtonmeter Drehmoment bei 4000 Touren. In 6,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. 157 Stundenkilometer Spitze. Stufenlose Automatik. Vorderradantrieb. 62-Kilowattstunden-Batterie für städtisch/kombiniert 528/385 Kilometer Reichweite nach WLTP. Stromverbrauch 18,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, zumindest laut Datenblatt. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende des zweiwöchigen Standardtests nach normalen Orts- und Landstraßenfahrprofilen ohne Autobahnetappen 22,3 Kilowattstunden angezeigt. Der Leaf besitzt einen Typ-2-Wechselstromanschluss bis 6,6 Kilowatt Ladeleistung, einen Haushaltssteckdosenstecker bis 2,3 und einen speziellen Gleichstromanschluss fürs Schnellladen bis 50 Kilowatt. Das Komplettladen an der Haushaltssteckdose dauert mit dem großen Akku rund 30 Stunden. Bei der Wallbox für Zuhause mit 4,6 Kilowatt gibt Nissan rund 15 Stunden an, bis der Akku wieder voll ist, beim Schnellladen bis 80 Prozent der Batterie 45 bis 66 Minuten.
Blick unter die Haube – ohne Verbrenner – und ins Cockpit.
Fahren & Sicherheit
Der gegenüber dem Vorgänger deutlich satter auf der Straße liegende Leaf mit dem schwereren Akku im Unterboden scheint in Sachen Geräuschen aufwendiger gedämmt, lässt sich in der Version als e+, was Federn und Dämpfer betrifft, sportlich straffer bewegen, bremst bei aktiviertem E(lektro)-Pedal ohne Bremspedaleinsatz stärker bis zum Stillstadt ab. Ein Tastendruck über dem Automatik-Wählknubbel genügt – und das Auto bremst, rollt und gewinnt wieder normal Energie zurück. Die hohe Leistung sorgt feinfühliger für ein druckvolleres Fahrgefühl. Die elektronische Servolenkung haben wir als etwas künstlich empfunden, sie könnte direktere Rückmeldung geben. Die Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet, packen standfest zu. Unter anderem Tempomat samt Begrenzer, autonome Notbremsassistenz, Fußgänger-, Verkehrszeichenerkennung, Spurhaltehilfe mit korrigierendem Bremseingriff, Querverkehrswarner und aktive Totwinkelassistenz tragen bereits im Basismodell zu einem erhöhten Insassenschutz bei.
Heck-/Seitenansicht und Blick auf den Modellschriftzug am Heck.
Serie & Extras
Für die Variante mit 62-Kilowattstunden-Akku stehen drei (für die mit 40-Kilowattstunden vier) Ausstattungen zur Wahl. Beim Tekna e+ gehören etwa schon LED-Scheinwerfer/-Rückleuchten, Klimaautomatik, Multimedia, Acht-Zoll-Touchscreen, Navigation, Smartphone-Einbindung, Soundsystem, Lederlenkrad, Veloursledersitze, Bewegungs-, Müdigkeitserkennung, Stauassistenz mit Stop-&-Go-Funktion, Lenkassistenz für selbstständiges Spurhalten, adaptive Tempo- und Abstandsassistenz, 360-Grad-Rundumsicht, Mode-2-/ Mode-3-Ladekabel sowie 17-Zoll-Leichtmetallräder mit 215er-Reifen zum Grundumfang. Der Metalliclack (590 Euro) hat den Grundpreis auf 42 640 Euro erhöht.
Das Gepäckabteil fasst 385 bis 420 Liter. Seitenansicht des Leaf.
Preis & Leistung
Billig in der Anschaffung – hier ab mindestens 42 050 Euro – ist der Leaf nicht. Dem dazu recht hohen Stromverbrauch und der eingeschränkten Kofferraum-Nutzung stehen immerhin umfangreichere Sicherheitsausstattung und gute Fahrleistungen gegenüber. Die 150-PS-Variante mit 40-Kilowattstunden-Batterie findet sich schon ab 29 990 Euro in der Liste. Weil auch die kompakte Elektrokonkurrenz etwa vom Hyundai Kona über Opel Corsa und Peugeot 208 bis hin zum VW ID3 inzwischen größer geworden ist, dürfte es der Leaf künftig nicht mehr ganz so leicht haben.
Datenblatt
Motor: Elektro. Leistung 160/217 kW/PS. Maximales Drehmoment: 340/4000 Newtonmeter bei 4000 Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 6,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 157 Stundenkilometer. Batteriekapazität: 62 Kilowattstunden. Reichweite städtisch/kombiniert: 528/385 Kilometer. Testverbrauch: 22,3 (statt nach WLTP angegebenen 18,5) Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer. Ladezeiten: Je nach Anschluss ab 45 Minuten über 15 bis 30 Stunden. Grundpreis: 42 050 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
11. Oktober 2021