Audi A6
Diesmal im Test als 286-PS-Allraddiesel Sport
Von Günther Koch/Life-Magazin
In aktueller Auflage steht der Audi A6 seit 2018 bei den Händlern. Fotos: Koch
Mit dem A6 tritt Audi gegen deutsche Konkurrenten wie BMW 5er und Mercedes E-Klasse sowie ausländische wie Jaguar XF und Volvo S60 an. Wir haben das gehobene Premium-Mittelklassemodell der Ingolstädter jetzt als klassische Stufenhecklimousine und stärksten Diesel mit Automatik und Allrad in der Sport-Ausführung zur Probe gefahren.
Außen & Innen
Der Audi-100-Nachfolger ist erstmals 1994 produziert worden. In achter Generation, sauber verarbeitet, wertig anmutend, 4,95 Meter lang, 1,88/2,11 Meter breit, 1,44 Meter hoch, Radstand 2,92 Meter, Kofferraum 530 Liter, steht er seit 2018 bei den Händlern. Innen geht es überaus geräumig zu. Hinten lässt sich mehr Beinfreiheit genießen. Man sitzt bequem, hat ordentlich Seitenhalt, kann alles relativ leicht überschauen. Das Digitalcockpit mit den gut im Blickfeld liegenden Anzeigen ist vom A8 übernommen, wirkt mit Blick auf Digitalisierung und Vernetzung damit genauso modern wie in der Luxuslimousine. Für die Eingewöhnung sollte man sich jedoch etwas Zeit nehmen, um alles sinnvoll nutzen zu können.
Blick auf die Frontpartie mit den vier Markenringen vorn im Singleframe-Kühlergrill.
Motor & Umwelt
Bei dem getesteten Sechszylinder handelt es sich um einen aufgeladenen, kultiviert laufenden 3,0-Liter mit 286 PS und drehmomentstarken 620 Newtonmetern schon früh ab 1750 bis 3000 Touren. Der nach der Abgasnorm Euro-6d freigegebene Selbstzünder beschleunigt diesen Audi in 5,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, macht ihn in der Spitze 250 Stundenkilometer schnell. Eine sehr gut abgestufte, über entsprechende Paddel am Lenkrad auch handschaltbare Achtgang-Automatik überträgt die Kraft hier auf alle vier Räder. Die in Verbindung damit und der Stopp/Start-Spritspartechnik zumindest im Datenblatt nach dem realistischeren WLTP-Messverfahrenen so angegebenen maximal 5,9 Liter haben wir im Normalbetrieb leider nicht erreicht. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende des zweiwöchigen Standardtests mit normalen Orts-, Landstraßen- und zügigeren Autobahnfahrprofilen bei dennoch eher moderater und konstanter Fahrweise ohne häufigere Lastwechsel immer noch durchaus akzeptable 6,4 Liter angezeigt.
Unter der Haube ist ein 3,0-Liter-Sechszylinder am Werk. Das Cockpit stammt aus dem A8.
Fahren & Sicherheit
Beim Tritt aufs Gaspedal schiebt diese leer doch 1900 Kilo schwere Limousine wirklich druckvoll voran. Die im Testwagen als Option verbaute Luftfederung mit stufenlos adaptiven Dämpfern erlaubt fahrwerksmäßig eine breitere Spreizung, indem sich alle geregelten Systeme über das Fahrdynamikprogramm mit den fünf Modi Auto, Komfort, Dynamik, Effizienz und Individual einstellen lassen. Die ebenfalls gegen Aufpreis erhältliche dynamische Allradlenkung gibt sehr direkte Rückmeldung von der Straße, hat uns noch sportlich-agiler durch Kurven geführt, den Wagen insgesamt wendiger erscheinen lassen. Was den Quattro-Antrieb mit wiederum optionalem Sportdifferenzial an der Hinterachse betrifft, weist der Permanentallrad auch noch ein selbstsperrendes Mittendifferenzial sowie aktive und variable Momentenverteilung zwischen den beiden Hinterrädern auf, was beim Anlenken oder Beschleunigen in Kurven dazu führt, dass die Kraft überwiegend zum kurvenäußeren Rad gelenkt, das Auto dadurch noch stärker in die Kurve gedrückt wird und so die Tendenz zum Über- oder Untersteuern sinkt. Die vorn und hinten innenbelüfteten Scheibenbremsen sorgen für standfeste Verzögerung. Unter anderem Notbremsassistenz, Fußgänger-, Radfahrererkennung, Spurverlassenswarnung und Tempomat samt Begrenzer tragen schon im Basis-A6 zum Insassenschutz bei.
Heck-/Seitenansicht des viertürigen Fünfsitzers mit Blick auf die Modellkennung hinten.
Serie & Extras
Über dem Grundmodell sind noch die eine eher Richtung Sport, die andere mehr Richtung Design gehende Ausstattungslinie angeordnet. Als Sport verlässt der normale A6 etwa schon mit LED-Scheinwerfern, LED-Rückleuchten, Glanzpaket, Zweizonen-Klimaautomatik, 7,0-Zoll-Farbdisplay, Multimedia, 8,8-Zoll-Touchscreen, Navigation, Digitalradio, Smartphone-Einbindung, Multifunktionssportlederlenkrad, Sportsitzen vorn und 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit 235er-Reifen das Werk. Sonderausstattungen wie Alcantara/Leder-Kombination (600 Euro), Soundsystem (700 Euro), Metalliclack (1000 Euro), 20-Zoll-Leichtmetallräder mit 255er-Reifen (1100 Euro), dynamische Allradlenkung (1900 Euro), Matrix-LED-Scheinwerfer (1960 Euro), adaptive Luftfederung (2000 Euro), Assistenzpaket Plus (2270 Euro), S-Line-Sportpaket (2350 Euro), virtuelles Cockpit samt Premium-Navigation (2395 Euro) und Businesspaket (4000 Euro) haben den Grundpreis des Testwagens um nochmals fast 27 000 deutlich auf 88 405 Euro erhöht.
Das Gepäckabteil fasst 530 Liter. Die Seitenansicht macht den langen Radstand deutlich.
Preis & Leistung
Die Anschaffungskosten, hier ab mindestens 62 390 Euro, sind wie das Modell natürlich Premium. Dafür fährt eine ausgereifte Limousine vor, mit der man sich problemlos auch auf längere Strecken begeben kann, weshalb sie wohl auch deshalb gern vor allem von Dienstwagenfahrern genutzt wird, zumal als Diesel. Die Baureihe beginnt, was die Limousine angeht, preislich bei 48 890 Euro. Zwei Turbobenziner mit 265 und 340 PS, zwei Plug-in-Hybrid mit 299 und 367 PS sowie drei weitere Turbodiesel mit 163, 204 und 245 PS stehen zur Wahl. Der Kombi Avant findet sich aktuell ab 51 390 Euro in der Liste, die Plug-in-Hybrid ab 58 700, der S6 mit 344 PS ab 77 890 und der robustere Allroad ab 59 740 Euro.
Datenblatt
Motor: Sechszylinder-Turbodiesel. Hubraum: 3,0 Liter. Leistung: 210/286 kW/PS. Maximales Drehmoment: 620/1750-3000 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 5,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 250 Stundenkilometer. Umwelt: Testverbrauch 6,4 Liter pro 100 Kilometer, nach WLTP-Standard 151-156 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bei angegebenen 5,7-5,9 Litern Mixverbrauch. Abgasnorm: Euro-6d. Grundpreis Testwagen: 62 390, mit Sonderausstattungen 88 405 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
10. Mai 2021