Mittwoch, 17. April 2024

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Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

BMW R

Diesmal im Motorradtest als 1250 RT mit 136 PS

Von Joachim Langner/Life-Magazin

Die aktuelle Version der BMW R 1250 RT steht seit Frühjahr 2021 bei den Händlern. Fotos: Langner

RT steht bei den Motorrädern von BMW für Reisetourer. Die R 1250 RT, die wir jetzt zur Probe gefahren haben, hat in der 1978 erstmals aufgelegten RT-Reihe mit dem Urtyp nicht viel mehr als den Namen und das Boxerkonzept gemein. Sie bewegt sich aktuell im Umfeld etwa der Yamaha FJR 1300 und steht seit Frühjahr 2021 bei den Händlern.

Vorn & Hinten

Die sechste Ausbaustufe ist ein imposantes und elegantes Reisemotorrad mit vielen elektronischen Hilfen, die das Reisen noch komfortabler und sicherer machen. Das 2021er-Modell zeichnet sich gegenüber dem aus dem Jahr davor im Wesentlichen durch elektronische Updates sowie bessere Serienausstattung und Zubehörmöglichkeiten aus. Äußerlich dagegen ist es weitgehend unverändert geblieben. Mit ihren 279 Kilogramm gehört diese RT nicht zu den Leichtgewichten unter den Tourern, was ob der langen Liste der technischen Zusatzkomponenten auch nicht wirklich verwundert und durch die großdimensionierte Sportfrontverkleidung mit elektrisch verstellbarer kurzer Scheibe und durch breite Serien-Gepäckkoffer nur noch stärker untermauert wird. Aufpreispflichtige Racing-Blue-Metalliclackierung und nachtschwarze Felgen in Verbindung mit goldeloxierten Vier-Kolben-Bremssätteln lassen die Maschine dennoch gediegen und elegant dastehen. Vorn prägen Voll-LED Scheinwerfer mit integriertem Kurvenlicht und tiefer angebrachte Zusatzleuchten das BMW-typische Tourer-Gesicht. Die Verarbeitung ist wertig und solide, was unter anderem optionale Frästeile, dazu verchromte Krümmer, spezielle Endschalldämpfer und genauso passgenaue wie vibrationsfreie Kunststoffteile belegen.

Das spezielle Tourer-Gesicht ist typisch für die Marke. Auch die Bremsen machen schon was her.

Motor & Umwelt

Als Herzstück unter dem 25-Liter-Tank ist der 136 PS starke Reisetourer gut motorisiert. Der wassergekühlte 1254 Kubikzentimeter große und Euro-5-abgaskonforme Shift-Cam-Boxer stammt aus der 1250 GS, ist mit zwei stirnradgetriebenen obenliegenden Nockenwellen, Ausgleichswelle und variabler Einlass-Nockenwellensteuerung bestückt. Dank 143 Newtonmeter Drehmoment, wovon 110 ständig zwischen 2000 und 8250 Umdrehungen pro Minute Verfügung stehen, ist satter Schub aus jedem Drehzahlbereich garantiert. Zur Beschleunigung liegen zumindest offiziell offenbar keine Angaben vor. Sie dürfte aber wie bei der GS etwa 3,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 betragen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW im Datenblatt mit über 200 Stundenkilometern an, den Verbrauch nach dem weltweiten Motorrad-Testzyklus WMTC mit 4,8 Litern pro 100 Kilometern, die wir nur knapp verfehlt haben. Denn bei uns hat der Bordcomputer im Rahmen des zweiwöchigen Standardtests mit normalen Orts-, zügigen Landstraßen- und sehr schnellen Autobahnfahrprofilen am Ende dennoch insgesamt recht beeindruckende 5,1 Liter angezeigt.

Blick auf die Modellkennung auf der Seite. Der 25-Liter-Tank wirkt ziemlich mächtig.

Fahren & Sicherheit

Auf der Autobahn fühlt sich die R 1250 RT wohl. Durch ihren langen Radstand lässt sie sich auch deutlich jenseits der 200er-Marke nicht aus der Spur bringen. Die werksseitig aufgezogenen 120er- und 180er-Michelin-Road-5-Reifen harmonieren sehr gut mit dem Motorrad, bieten prima Abrollkomfort. Fahrwerksmäßig sind Einstellungen wie Eco oder Road möglich – oder Dynamik, den Modus mit automatischer Zuladungserkennung, den wir bevorzugt haben. Die Federung schluckt Unebenheiten der Fahrbahn souverän, allerdings merkt man den langen Radstand durch dezentes Nachschwingen des Hecks, was jedoch die Spurtreue keinesfalls nachhaltig beeinflusst. In sehr engen Kehren will die Maschine mit etwas Nachdruck in die richtige Bahn gezwungen werden. Sie ist kein Sportler, aber mit ihr ist man durchaus sehr schnell und entspannt unterwegs. Die radial angeschlagenen Vier-Kolben-Bremssättel haben alles im Griff. Dabei helfen das serienmäßige Vollintegral-ABS, Kurven-ABS, automatische Bremsverteilung vorn und hinten sowie Stahlflex-Bremsleitungen. Das hohe Gewicht treibt das Bike beim Bremsen in Kurven leicht nach außen. Das Kurven-ABS funktioniert hervorragend. Die Traktionskontrolle hält das Fahrwerk beim starken Herausbeschleunigen stabil auf Kurs, ohne lästig einzugreifen. Der Kardanantrieb arbeitet lastwechselfrei. Die bequeme Sitzposition, der bärenstarke Motor und die sicheren Fahreigenschaften vermitteln Freude am Fahren auch über mehrere hundert Kilometer.

Das gut ablesbare Display ist 10,25 Zoll groß. Heck-/Seitenansicht des Reisetourers.

Serie & Extras

Ab Werk ist die RT bereits mit einem 10,25 großen Vollfarb-TFT-Display ausgestattet, dessen Splitting-System es ermöglicht, unterschiedliche Funktionsbereiche anzuzeigen. Eine Hälfte ist sogar individuell konfigurierbar, sofern man über die entsprechende BMW-Motorrad-App auf dem Smartphone verfügt. So lassen sich etwa Navigation in Pfeil- oder Kartendarstellung, Telefonie und Nachrichten auf der einen Hälfte des Displays anzeigen, wichtige Fahrzeuginformationen auf der anderen. Die Variationen sind an der Armatur einstellbar. Schnellzugriff bieten hier vier in der Verkleidung angeordnete Wahltasten. Dynamische Traktionskontrolle, Anfahrhilfe sowie das neue Vollintegral-ABS Pro mit Kombinationsbremse vorn/hinten und Schräglagenfunktion sind wie die in Fahrzeugfarbe lackierten Koffer, die elektrische Windschutzscheibe, Voll-LED-Licht, Vernetzung mit integrierter Kartennavigation, Heizgriffe, Koffer und Gepäckbrücke 2021 ebenfalls bereits Serie mit an Bord. Gegen Aufpreis lässt sich die im Bereich zwischen 40 und Tempo 160 wirksame Geschwindigkeitsregelung mit den Modi Abstand und Bremsfunktion ordern. Die Elektronik reduziert in Kurven das Fahrtempo automatisch. Das Fahrwerk mit vollautomatischem Beladungsausgleich steigert sichtlich Fahrkomfort und Sicherheit. Das Audiosystem umfasst nun Digitalradio sowie erweiterte Einstellmöglichkeiten. Die lange Zubehörliste reicht von edlen Frästeilen über Sitzheizung bis zum Sportendschalldämpfer.

Ordentlich Stauraum ist vorhanden. Und so sieht die BMW R 1250 RT von der Seite aus.

Preis & Leistung

Für seinen großen Reiseboxer ruft BMW 19 350 Euro Grundpreis auf, 300 Euro mehr als beim Vorjahresmodell. Das klingt bescheiden für die umfangreichen Aufwertungen, allerdings summiert sich der Kaufpreis schnell auf über 26 000 Euro, will man der 1250 RT die ganze bayrische Ingenieurskunst mit auf den Weg geben. Wer schnell und entspannt häufig große Strecken zurücklegt und den kräftigen Boxer nicht missen möchte, erhält eine ehrliche, gute Reisemaschine, die auch lange Etappen kurzweilig und mit ein wenig Gediegenheit absolviert.

Datenblatt

Motor: Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor mit Luft-/Wasserkühlung. Hubraum: 1254 Kubikzentimeter. Leistung: 100/136 kW/PS bei 7750 Umdrehungen pro Minute. Maximales Drehmoment: 143 Newtonmeter bei 6250 Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: Etwa 3,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: Über 200 Stundenkilometer. Umwelt: Testverbrauch 5,1 Liter pro 100 Kilometer, nach WMTC 110 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bei angegebenen 4,75 Litern Mixverbrauch. Grundpreis: 19 350 Euro.

KoCom/Fotos: Joachim Langner

10. Mai 2021