Cupra Formentor
Diesmal im Test als 310-PS-Turbobenziner
Von Günther Koch/Life-Magazin
Der Cupra Formentor steht bei uns seit 2020 bei den Händlern. Fotos: Koch
Bei ihm handelt es sich um das erste Modell, das Cupra, als reine Ausstattungslinie vorher für sportlichere Seat bekannt, selbst entworfen und entwickelt hat: Wir haben den im Umfeld deutscher Konkurrenten wie BMX X2 positionierten Formentor der 2018 gegründeten, auf Hochleistungsfahrzeuge spezialisierten spanischen Volkswagen-Tochtermarke jetzt als stärkeren Turbobenziner mit Automatik, Allrad und Zusatzkürzel VZ, spanisch für „veloz“ gleich „schnell“, gefahren.
Außen & Innen
Das nach einem Kap im Norden Mallorcas benannte SUV-Coupé steht seit 2020 bei den Händlern. Es wirkt sauber verarbeitet, mutet bis auf den mechanischen Haubenaufsteller und einige Hartplastikteile im Fond recht wertig an. Zahlreiche einzelne Designdetails sind im bronzefarbenen Ton der Marke gehalten. Der selbst im Fond noch recht geräumige, voll vernetzte fünftürige Fünfsitzer, 4,45 Meter lang, 1,83/1,99 Meter breit, 1,51 Meter hoch, Radstand 2,68 Meter, Kofferraum in diesem Fall 420 bis 1475 Liter, liegt tiefer, verfügt über dynamischere Proportionen, eine gestreckt wirkende Motorhaube, scharfe Linien und ein markantes Heck mit auffälligem Dachkantenspoiler und gleich vier Auspuffendrohren. Innen geht es bis auf den etwas eingeschränkten Blick nach hinten relativ übersichtlich zu. Im virtuellen Cockpit aus dem Konzernregal mit dem großen zentralen Touchscreen, den frei wählbaren Instrumenten und dem bei Dunkelheit leider nach wie vor unbeleuchteten Schieberegler für die Lautstärke darunter sollte man sich für die nicht immer ganz leichte Eingewöhnung ins Infotainment etwas Zeit nehmen.
Schon die Frontpartie mit dem Markenlogo vorn im Kühlergrill deutet Sportlichkeit an.
Motor & Umwelt
Hinter dem getesteten Vierzylinder, freigegeben nach der strengeren Abgasnorm Euro 6, verbirgt sich ein hoch bis 6600 Touren drehender, kultivierter 2,0-Liter mit 310 PS und kraftvolleren 400 Newtonmetern ab 2000 über ein breites Band bis 5450 Umdrehungen pro Minute. Er beschleunigt diesen Cupra in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, schafft 250 Stundenkilometer Spitze. Die aus dem Konzern bekannte, überaus schnell und sanft die sieben Gänge wechselnde Doppelkupplungsbox überträgt die Kraft auf die Räder, hier auf alle vier. Die in Verbindung damit zumindest im Datenblatt nach dem realistischeren WLTP-Messverfahren so angegebenen maximal 8,7 Liter haben wir im Alltagsbetrieb leider nicht erreicht. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende nach standardisiertem Zwei-Wochen-Test mit normalen Orts-, Landstraßen- und spritzigeren Autobahnfahrprofilen nicht gerade geringe 9,2 Liter angezeigt.
Unter der Haube ist hier ein 310-PS-Vierzylinder-Turbo am Werk. Das Cockpit wirkt übersichtlich.
Dynamik & Sicherheit
Start/Stopp-Knopf rechts im Lenkrad, Fahrerlebnisschalter links. Los geht’s. Der Turbo schiebt diesen leer 1644 Kilo schweren Cupra beim Tritt aufs Gaspedal heftig voran. Die Spreizung beim kleinere Unebenheiten auf der Straße gut ausbügelnden Sportfahrwerk mit elektronischer Differenzialsperre vorn und in der VZ-Version adaptiver Dämpferregelung kann sich wirklich sehen lassen. Wer Komfort will, kriegt ihn, wer es sportlich-straffer mag, bekommt auch das. Im Cupra-Modus stellt sich sogar noch dynamischeres Renngefühl ein. Der Allrad erhöht mit der Traktion die Stabilität beim Fahren. Was die Lenkung betrifft, könnte die sogar noch etwas direkter sein. Die Bremsen dagegen packen bissig zu. Unter anderem Müdigkeitserkennung, Umfeldbeobachtung, City-Notbremssystem, Spurhaltehilfe, automatische Distanzregelung bis Tempo 210 und Geschwindigkeitsbegrenzer tragen bereits zum Standard-Insassenschutz bei.
Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers mit Markenlogo und Modellschriftzug hinten.
Serie & Extras
Ab Werk gehören schon beim normalen Formentor etwa Voll-LED-Paket, Dachreling, Drei-Zonen-Klimaautomatik, volldigitales 10,25-Zoll-Kombiinstrument, virtuelles Cockpit, Multimedia, 10-Zoll-Touchscreen, Digitalradioempfang, Sportlenkrad, Sportsitze, Licht-, Sichtpaket und 18-Zoll-Leichtmetallräder mit 245er-Reifen zum Grundumfang. Als VZ ist er zusätzlich mit Navigation, Fahrassistenzpaket, Rückfahrkamera, Parklenk-, Einparkhilfe vorn und Sportschalensitze bestückt. Sonderausstattungen wie Soundsystem, Hochleistungsbremsen, Heckklappe mit elektrischer Betätigung, Full-Link-Vernetzung, Smartphone-Einbindung und 19-Zöller haben den Testwagen-Grundpreis um über 5300 Euro erhöht.
Der Kofferraum fasst 420 bis 1475 Liter. Und so sieht das SUV-Coupé von der Seite aus.
Preis & Leistung
Dem Klischee als feuriger Spanier wird dieser Formentor, zumal in der getesteten Spitzenvariante, durchaus gerecht. Ihn bewegt man weniger aus Vernunft, sondern weil er emotional anspricht, ordentlich Platz, Komfort, diese Agilität beim Fahren bietet – und dazu, jedenfalls im unmittelbaren Vergleich, günstiger ist. Lediglich in Sachen Multimedia könnte er leichter bedienbar sein. Preislich fängt die Baureihe aktuell bei 31 490 Euro für den kleineren 1,5-Liter-Turbobenziner mit 150 PS an. Ab 43 230 Euro findet sich der Formentor VZ inzwischen auch als Plug-in-Hybrid mit 245 PS in der Liste. Und was den deutschen Markt angeht, hat der sich schon vor dem Formentor als überaus Cupra-affin erwiesen.
Datenblatt
Motor: Vierzylinder-Turbobenziner. Hubraum: 2,0 Liter. Leistung: 228/310 kW/PS. Maximales Drehmoment: 400/2000-5450 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 250 Stundenkilometer. Testverbrauch: 9,2 Liter pro 100 Kilometer, 191-197 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bei angegebenen 8,5-8,7 Litern Mixverbrauch. Grundpreis: 45 090 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
15. Februar 2021