Nissan Micra
Diesmal im Test noch als 100-PS-Benziner N-Way
Von Joachim Langner/Life-Magazin
Nissans fünfte Micra-Generation ist seit 2017 am Start. Fotos: Langner
Der Micra von Nissan rollt seit 1982 vom Band. In fünfter Generation, seit 2017 produziert, treten die Japaner damit weiterhin in Konkurrenz zu deutschen Wettbewerbern wie Ford Fiesta, Opel Corsa und VW Polo an. Wir haben den Kleinwagen jetzt als einzigen Benziner mit Automatik in N-Way-Sondermodell-Ausführung zur Probe gefahren.
Außen & Innen
Der 3,99 Meter lange, 1,74 Meter breite und 1,45 Meter hohe Fünftürer gefällt durch seine leichte Keilform, die dem leer bis zu 1200 Kilo schweren Fünfsitzer ein recht sportliches Äußeres verleiht. 2,52 Meter Radstand sorgen für ordentlich Platz. Der 300 bis 1004 Liter große Kofferraum ist variabel nutzbar. Der Micra wirkt alles in allem solide verarbeitet, bietet gutes Raumgefühl, mutet für sein Segment zumindest in N-Way-Ausführung für einen Wagen dieser Größenordnung sogar relativ wertig an. Hinten geht es natürlich etwas beengter zu. Die Rücksitze sind geteilt umklappbar, bilden dann aber doch eine schräg angestellte Auflagefläche, die zudem auch noch durch eine unpraktische Stufe unterbrochen wird. Die Ladekante liegt ziemlich hoch. Das klar gegliederte Cockpit wartet mit ganz angenehmer Haptik und durchaus intuitiver Bedienbarkeit auf. Lediglich die schmalen Fenster schränken die Sicht nach hinten etwas ein.
Blick auf die Frontpartie mit dem Markenlogo vorn im Kühlergrill.
Motor & Umwelt
Bei dem mit einem stufenlosen Getriebe kombinierten 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner handelte es sich noch um die Version mit 100 PS, die inzwischen von einer 92-PS-Variante abgelöst worden ist. Die stärkere Auflage verfügt über 144 Newtonmeter Drehmoment bei 2000 Touren beschleunigt in 13 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Der Vortrieb endet bei 177 Stundenkilometern. Das Triebwerk erfüllt die Abgasnorm Euro-6d-Temp. Die Xtronic-Automatik funktioniert vergleichsweise gut, sofern man keine sportlichen Ansprüche hat. Bei durchgetretenem Gaspedal heult der Dreizylinder zwar ganz schön auf, die erwartete Leistung bleibt aber aus. Am wohlsten scheint sich der hoch bis 5000 Touren drehende Motor bei mittleren Drehzahlen zu fühlen, legt bei dann eher moderater Lautstärke doch einiges Temperament an den Tag. Den Entwicklern ist es darüber hinaus inzwischen gelungen, den früher bei stufenlosen Automaten üblichen zähen Gummibandeffekt effektiv zu kompensieren. Die laut Nissan 4,7 Liter Mixverbrauch für den 100-PS-Micra haben wir nach zweiwöchigem Standardtest mit normalen Orts-, Landstraßen- und zügigeren Autobahnfahrprofilen nicht erreicht. Bei uns hat der Borcomputer am Ende sogar überraschend hohe 8,6 Liter angezeigt.
Unter der Haube hier ist noch der 100-PS-Dreizylinder am Werk. Blick ins übersichtliche Cockpit.
Fahren & Sicherheit
Dank Turbo lässt sich der kleine Frontantriebler insgesamt spritzig bewegen, wobei das Fahrwerk den Spagat zwischen Sport und Komfort ganz gut schafft. An die zunächst als etwas zu leichtgängig empfundene Servolenkung muss man sich gewöhnen. Die Bremsen, vorn Scheiben, hinten Trommeln, verzögern standfest. In der Stadt schwimmt der wendige Micra entspannt mit, was nicht zuletzt der Automatik geschuldet ist, die genau in Situationen wie diesen punkten kann. Wer‘s sportlicher mag, greift auf die Fünfgang-Handschaltung zurück. Aufgefallen sind uns Vibrationen im Leerlauf, etwa wenn zusätzliche Stromverbraucher aktiv sind. Zur besseren Chassiskontrolle hat die N-Way-Version serienmäßig aktive Spur- und Fahrkomfortregelung an Bord. Unter anderem Notbremsassistenz mit Kollisionswarner, intelligente Spurhaltehilfe mit korrigierendem Bremseingriff sowie Fußgänger- und Verkehrszeichenerkennung erhöhen hier den Insassenschutz.
Modellschriftzug hinten. Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers.
Serie & Extras
Sechs Ausstattungen gibt es. Das umfangreicher bestückte zusätzliche N-Way-Paket findet sich mit 1600 Euro Preisvorteil in der Liste. Bei ihm gehören etwa LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfer, Tempomat, Klimaanlage, Audiosystem, Siebenzoll-Farbtouchscreen, Digitalradioempfang, Smartphone-Einbindung, Multifunktionssportlenkrad, Sitzheizung vorn, Lichtsensor, Rückfahrkamera, Einparkhilfe hinten sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder mit 195er-Reifen zum Grundumfang. Dem Beiblatt zufolge hat lediglich Metalliclack den Grundpreis des Testwagens um gut 575 auf 18 404 Euro erhöht.
Das Gepäckabteil fasst 300 bis 1004 Liter. Und so sieht der Kleinwagen von der Seite aus.
Preis & Leistung
Anschaffungskosten in dieser Höhe sind für einen Kleinwagen nicht gerade wenig. Als Grundpreis für den neuen 92-PS-N-Way mit dem stufenlosen Getriebe nennt die aktuelle Übersicht sogar 19 120 Euro, während der Handschalter des Sondermodells ab 17 720 Euro zu haben ist. Mit dem Micra fährt unterm Strich ein kompakter, geräumiger, noch ziemlich agiler Japan-Mini vor, der durch sicheres und weitgehend ausgewogenes Fahrverhalten punkten kann. Der neue preisliche Einstieg in die Baureihe beginnt nach der nunmehr ab Januar 2021 gültigen Liste bei 13 690, geht hoch bis 22 490 Euro.
Datenblatt
(in Klammern jeweils schon die Angaben für die neue Motorisierung) Motor: Dreizylinder-Turbobenziner. Hubraum: 1,0 Liter. Leistung: 74/100 (68/92) kW/PS. Maximales Drehmoment: 144/2000 (144/1750) Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 13,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 177 (171) Stundenkilometer. Umwelt: Testverbrauch 8,6 Liter pro 100 Kilometer, je nach Reifen 108 (108-113) Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bei angegebenen 4,7 (4,7-5,0) Litern Mixverbrauch. Testwagen-Gesamtpreis: 18 404 Euro.
KoCom/Fotos: Joachim Langner
29. Januar 2021