Immer digitaler
VW hat neuen Polo ab Ende September bei Händlern stehen / Zunächst drei Motorisierungen
Von Günther Koch/Life-Magazin
VW Polo, hier als Sondermodell Beats mit 95 Turbobenzin-PS. Fotos: Koch
Hamburg – Das Kleine wird groß! Auch auf den neuen VW Polo trifft das zu. Der hat sich ohne Derivate seit 1975 mehr als 14 Millionen Mal verkauft, rangiert markenintern, was den Verkauf betrifft, hinter Golf und Passat auf Platz drei, ist im Umfeld etwa von Ford Fiesta oder Opel Corsa unterwegs. Ab Ende September steht die gerade in Hamburg vorgestellte sechste Generation ab 12 975 Euro bei den Händlern.
Verbessertes Package
Das Auto: Dass der neue Polo, in Spanien gebaut, sauber verarbeitet, für seine Klasse recht wertig anmutend, auf Basis des modularen Querbaukastens des Konzerns entsteht, hat geholfen, sein Package zu verbessern. So kommt der nunmehr 4,05 Meter lange Kleinwagen, den es nur noch als Viertürer gibt, jetzt markanter, lifestyliger, größer, sportlicher, flacher, trotzdem geräumiger sowie vernetzter, bunter und individueller daher. Der Radstand hat auf 2,54 Meter zugelegt. Im Kofferraum lassen sich 351 bis 1125 Liter Gepäck verstauen, was immerhin plus 71 Liter entspricht. Mehr Kopf- und Beinfreiheit stehen zur Verfügung. Im Cockpit geht es dank Digitalisierung übersichtlicher zu.
Auch für den Polo gilt: Er ist erwachsener geworden. Rechts Blick auf die Front mit dem Markenlogo.
GTI zum Jahresende
Die Ausstattung: Im Basispaket sind etwa schon Umfeldbeobachtung, City-Notbremsfunktion, Fußgängererkennung und Tempomat enthalten. Ab Stufe zwei gehören Klimaanlage, Radio, Multifunktionslenkrad und Müdigkeitserkennung zum Grundumfang, ab Stufe drei Sportkomfortsitze, Einparkhilfe und 15-Zoll-Leichtmetallräder mit 185er-Reifen. Das Beats-Sondermodell verfügt über eine 300-Watt-Soundanlage. Der sportliche GTI soll noch zum Jahresende folgen. Wer will, kann volldigitale Instrumente ordern. Die Infotainmentsysteme sind bis zu acht Zoll groß und in den Spitzenversionen glasüberbaut. Digitale Schnittstellen für Smartphones, die gegen Aufpreis auch kabelloses geladen werden können, holen schließlich deren Apps und verschiedene Onlinedienste an Bord.
Zunächst stehen drei Dreizylinder-Benziner zur Wahl. Im Cockpit geht es weiter sehr übersichtlich zu.
Zunächst drei Dreizylinder
Der Antrieb: Zum Start sehen die Wolfsburger drei 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner vor, zwei Sauger mit 65 und 75 PS sowie einen spritzigeren Turbo mit 95 PS. Sie machen diese leer 1105 bis 1180 Kilo schweren Frontantriebler in der Spitze 164 bis Tempo 187 schnell. Ein Fünfgang-Schaltgetriebe überträgt die Kraft auf die Räder, beim Turbo wahlweise auch eine Siebengang-Box mit Doppelkupplung. Alle sind mit spritsparender Stopp-/Start-Automatik kombiniert. In Verbindung damit soll sich der Verbrauch im Mix bei 4,4 bis 4,8 Litern bewegen, zumindest laut Datenblatt. Ebenfalls bis zum Jahresende kündigt VW noch fünf weitere Motoren an, ein Benziner mit 115, den GTI mit 200, erstmals die Erdgasversion mit 90 sowie zwei Diesel mit 80 und 95 PS. Auch der 150 PS starke 1,5-Liter-Turbobenziner mit Zylinderabschaltung ist geplant.
Die Leuchteinheiten hinten sind ziemlich markant. Rechts Heck- und Seitenansicht des Kleinwagens.
Ausgewogenes Fahrwerk
Das Fahren: Wir sind im handgeschalteten 95-PS-Beats-Turbo unterwegs gewesen, der so ab 19 075 Euro in der Liste steht. Bei uns hat dessen Bordcomputer in Sachen Verbrauch am Ende nach eher moderaten Stadt- und Landstraßenfahrten 5,4 statt rund viereinhalb Liter angezeigt. Der muntere Dreizylinder läuft etwas rau. Auch könnte ein sechster Gang bei höheren Geschwindigkeiten für mehr Komfort und vielleicht sogar, je nach Auslegung, noch bessere Effizienz sorgen, doch ließen sich dann die unter 13 000 Euro Einstiegspreis wohl nicht mehr halten. Das Fahrwerk wirkt trotz etwas strafferer Abstimmung immer noch ziemlich ausgewogen. Die elektromechanische Lenkung gibt gute Rückmeldung von der Straße. Die Bremsen, innenbelüftete Scheiben vorn, Trommel hinten, sorgen für standfeste Verzögerung.
Das Gepäckabteil fasst jetzt 351 bis 1125 Liter. Der Polo ist nunmehr nur noch als Viertürer zu haben.
Erwachsener geworden
Alles in allem: Dass die Innenverkleidung der vorderen Türen von außen deutlicher über den Fensterrand hinausragt, sieht aus, als würde mit den Maßen da etwas nicht stimmen. Und es könnte sein, dass der eine oder andere Beifahrer den Haltegriff oben vermisst. Trotzdem hat der neue, nach wie vor nicht gerade billige Polo einen durchaus agilen, insbesondere aber erwachseneren Gesamteindruck hinterlassen. Was zweifellos auch an der Verfügbarkeit zahlreicher Elektronikhilfen liegt, die man sonst eigentlich nur aus höheren Fahrzeugklassen kennt.
Datenblatt
Motor: Drei Dreizylinder-Benziner, darunter ein Turbo. Hubraum: 1,0 Liter. Leistung: 48/65, 55/75, 70/95 kW/PS. Maximales Drehmoment: 95/3000-4300, 95/3000-4300, 175/2000-3500 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 15,5, 14,9, 10,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 164, 170, 187 Stundenkilometer. Umwelt: Laut VW Mixverbrauch 4,4 bis 4,8 Liter pro 100 Kilometer, 101 bis 110 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Preis: 12 975 bis 20 650 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
29. August 2017