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Der Boxer

Subaru setzt diese Motorvariante jetzt schon seit 50 Jahren ein / "Steht für Kernkomptenz der Marke"

Von Günther Koch/Life-Magazin

Am jüngsten Boxer: Subaru-Motorenexperten Kay Hottner (links) und Jörg Kracke. Foto: Koch

Friedberg – Das Lexikon erklärt es trocken so: Der Boxer ist die Bauform eines Mehrzylinder-Hubkolbenmotors, der meist als Verbrennungsmotor eingesetzt und vorwiegend als Viertaktmotor stets mit gerader Zylinderzahl gebaut wird, wobei die Zylinder beziehungswese Zylinderbänke bei mehr als zwei Zylindern im Winkel von 180 Grad einander gegenüberliegend und etwas versetzt zueinander angeordnet sind. Man könnte es auch einfacher formulieren: Sie stehen sich zum Schlagabtausch gegenüber – wie Boxer!

„Harmonie im Antriebsstrang“

Friedberg, Mielestraße, Zentrale des deutschen Subaru-Importeurs, Workshop zum Jubiläum. Die japanische Marke hat vor 50 Jahren, 1966, das erste Mal einen Boxermotor eingesetzt. Es war damals im kompakten Subaru 1000. „Seitdem steht der Boxermotor für die Kernkompetenz der Marke“, zählt Volker Dannath, Chef der deutschen Subaru-Vertriebsorganisation, dazu neben „Technikorientierung, Innovationskraft und klaren technischen Überzeugungen“ auch das „Streben nach Harmonie im Antriebsstrang“.

Einst von Alfa Romeo bis VW

Schon viele haben Boxermotoren eingesetzt. Die Liste reicht von Alfa Romeo über BMW, Borgward, Chevrolet, Citroen, DAF, Lancia und Saab „bis hin zu VW mit dem Käfer“, erinnert sich Subaru-Deutschland-Aftersales-Chef Jörg Kracke. Das erste Fahrzeug mit Zweizylinder-Boxer hat Autopionier Carl Benz bereits 1897 produziert. „Am Ende stehen jetzt aber wohl nur noch Porsche und wir.“ Die Japaner, die für sich in Anspruch nehmen und damit werben, der „weltgrößte Hersteller allradangetriebener Pkw“ zu sein, haben nach eigenen Angaben bislang schon rund 16 Millionen Boxermotoren gebaut. Meilensteine dabei sind etwa die Kombination mit Allrad, Geschwindigkeitsrekorde, Siege bei Rallyes, die Verbindung mit Saugrohreinspritzung und zweifellos 2008 auch die Einführung des selbst von der Konkurrenz gelobten und, so Kracke, „bis heute einzigen Boxerdiesels in Großserie“ gewesen.

Bislang insgesamt 28 Varianten

Ein DIN-A4-Blatt liegt auf dem Tisch. Es ist die Übersicht der bislang bei Subaru eingesetzten Motoren dieser Art, insgesamt 28 an der Zahl. Dabei handelt es sich überwiegend um Vier- und drei Sechszylinder, Sauger und Turbos, Benziner, Diesel und Hybrid, 1,0 bis 3,6 Liter Hubraum, 55 bis 300 PS, Front- und Allradantrieb, angeboten in allen bekannten Modellen der Marke, egal ob Station Wagon, Limousine, Coupé, Sportwagen, Pickup, SUV und Crossover etwa vom Leone über L-Serie, SVX, Impreza, Legacy, Forester, Outback, Tribeka, WRX STi und BRZ bis hin zum neuen Sportkombi Levorg, der mit einem 170 PS starken 1,6-Liter-Turbobenzindirekteinspritzer unterwegs ist, natürlich einem Boxer.

Mit Vorteilen, aber teurer in Produktion

Kracke räumt ein, dass Boxermotoren „in der Produktion teurer als Reihenmotoren sind, da für jede Zylinderreihe ein eigener Kopf gefertigt werden muss“. Zusammen mit seinem Kollegen, Technikspezialist Kay Hottner, der an aufgereihten Modellen die einzelnen Varianten erklärt, weist er gegenüber Reihen- oder V-förmigen Motoren jedoch auf flache Bauweise, niedrigen Schwerpunkt mit Vorteilen beim Handling, Gewicht, Laufruhe, Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und geringere Reparaturanfälligkeit hin.

Neutrale Balance, höhere Stabilität

Für Kracke und Hottner verkörpert der Boxermotor die „wohl harmonischste Form aller Verbrennungsmotoren“. Grund: Von ihm über das Getriebe, beim neuen Levorq eine stufenlose Automatik mit linearer Übertragung, und die Kardanwelle bis zum Hinterachsdifferenzial verlaufe der gesamte Antriebsstrang „in gerader Linie mit horizontal symmetrischer Auslegung zugunsten neutraler Fahrzeugbalance und höherer Fahrstabilität“.

Änderungen immer filigraner

Mit steigenden Anforderungen, etwa was die bis 2020 noch strengeren Grenzwerte bei Schadstoffen wie Kohlendioxid betrifft, würden auch die Änderungen bei den Motoren filigraner, sagt Kracke. Da mache ebenfalls der Boxer keine Ausnahme. Aber selbst wenn andere Hersteller schon Abstand von ihm genommen hätten: „Ich denke, es war und ist richtig, auf ihn zu setzen.“ Man sei bislang gut gefahren mit dieser Antriebsphilosophie, „nicht zuletzt in Verbindung mit unserem symmetrischen Allrad“. Sollte zum Beispiel ein in den USA bereits fahrender Subaru-Hybrid nach Europa kommen, „ist da“, so Kracke, „sicher auch ein Boxer drin.“ Problem nur: Als deutsche Vertriebsorganisation könne man „lediglich zwei Modelljahre“ in die Zukunft schauen. „Was danach kommt, dass wissen auch wir noch nicht.“

KoCom/Fotos: Günther Koch

27. Juli 2016