Ehrlich robust
Dacia bleibt sich bei seinem neuen Bigster treu / Alle Motorisierungen hybridisiert / Auch Autogas möglich
Von Günther Koch/Life-Magazin
Auch mit höherer Bodenfreiheit am Start: Beim Bigster handelt es sich um den großen Duster-Bruder. Foto: Koch
Lünen – Big. Bigger. Bigster. Auch wenn es bei Pkw-Abmessungen längst noch viel größer geht: Mit dem national gerade in Lünen bei Dortmund vorgestellten Mittelklasse-SUV, Einstiegspreis ab 23 990 Euro, hat die zur französischen Renault-Gruppe gehörende rumänische Marke Dacia eine neue Größe erreicht. Der oberhalb vom Duster positionierte Bigster tritt etwa gegen Konkurrenten wie Hyundai Santa Fe, Kia Sorento, Seat Tarraco, Skoda Kodiaq und den neuen VW Tayron an.
Blick auf die Frontpartie mit dem Markenschriftzug am Vorderwagen.
Auf Allianz-Plattform
Das Auto: Technisch baut der Wagen auf einer Plattform der französisch-japanischen Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz auf. Er ist 4,57 Meter lang, damit immerhin 26 Zentimeter länger als der Duster, 1,81 Meter breit und 1,71 Meter hoch, kommt beim Radstand auf 2,70 Meter. Praktisch: Dank der im Verhältnis 40/20/40 umklappbaren Rücksitzbank lassen sich im Gepäckabteil 667 bis 1937 Liter verstauen. Wer will, kann die 2,70 Meter lange Ladefläche mit dem optionalen Sleep Pack auch als Doppelbett nutzen. Auffällig außen sind etwa der große, mit rechteckiger Wabenstruktur versehene Lufteinlass vorn unter dem Kennzeichen, die beplankten Radhaus-Umrandungen sowie die breiten Kotflügel und Schweller. Verarbeitung und Anmutung wirken insgesamt solide. Innen geht es geräumige und komfortabler zu. Platz ist selbst im Fond noch ordentlich vorhanden. Das Cockpit mit 7-Zoll-Fahrerinformationsdisplay und 10,1-Zoll Touchscreen hat einen deutlich moderneren und aufgeräumt-übersichtlicheren Eindruck hinterlassen. Die Bedienung ist rasch im Griff.
Blick unter die Motorhaube. Das Cockpit wirkt inzwischen ziemlich modern.
Mit 131, 140 und 155 PS
Der Antrieb: Drei Motorisierungen für vier Varianten stehen zur Wahl. Es sind dies der Allrad-Mildhybrid-Turbobenziner mit 131 PS, der Vorderrad-Mildhybrid-Turbobenziner mit 140 PS, aus dem auch die bivalente Mildhybrid-Benzin/Autogas-Option abgeleitet ist, sowie der Vollhybrid-Benziner mit 109-Verbrenner- und 48-Elektro-PS, macht im System 156 PS, wobei die Batterie durch Rekuperation, also Energierückgewinnung, ständig unter Strom gehalten wird. Ein Diesel ist nicht im Programm. Die Mildhybrid sind mit Startergenerator kombiniert, der Vollhybrid mit Startergenerator und Elektromotor. Bei den Verbrennermotoren handelt es sich um 1,2-Liter-Dreizylinder und den neuen 1,8-Liter-Vierzylinder. Die allesamt durchzugsstärkeren Drehmomente reichen von 230 bis 172 plus 205 Newtonmeter. Sechs-Gang-Schaltgetriebe oder beim Spitzenmodell eine Multi-Mode-Automatik übertragen die Kraft auf die Räder. In 9,7 bis 11,2 Sekunden sollen die leer 1439 bis 1515 Kilo schweren Bigster aus dem Stand Tempo 100 schaffen, in der Spitze jeweils 174 Stundenkilometer erreichen. Den Verbrauch gibt Dacia kombiniert pro 100 Kilometer mit 4,7 bis 6,1 Litern so zumindest im Datenblatt an.
Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers. Selbst die Felgen haben was.
Dank Turbo etwas mehr Schwung
Das Fahren: Wir sind im 140-PS-Mildhybrid unterwegs gewesen. Bei uns hat der Bordcomputer in Sachen Verbrauch am Ende, eher moderat unterwegs, 6,8 Liter angezeigt. Der Dreizylinder läuft nach wie vor doch ziemlich rau. Dacia-Schlechtwege-Fahrwerke sind in der Vergangenheit eigentlich schon immer eher robust gewesen. Die Lenkung könnte direktere Rückmeldung geben. Die Bremsen verzögern standfest. Die Turboaufladung sorgt in Summe für etwas mehr Schwung. Nicht nur Böschungs- und Rampenwinkel, auch die mit bis zu 22 Zentimetern höhere Bodenfreiheit trägt ihren Teil zur Geländetauglichkeit bei. Lasten bis 1500/1000 Kilo können gezogen werden. Bei der Allrad-Version mit Allroad-Infosystem sind verschiedene Fahrmodi einstellbar, etwa für Schnee, Matsch, Sand oder für sonst schwieriges Gelände.
Modellschriftzug des Bigsters. Und so sieht das Familien-SUV von der Seite aus.
Auch qualitativ schon sehr viel
Die Ausstattungen: Sie heißen Expression, Journey und Extreme. Im Basispaket enthalten sind etwa bereits, auch qualitativ viel im Vegleich zu früheren Dacias, LED-Tagfahrlicht, Zwei Zonen-Klimaautomatik, Multimedia, Digitalradio, Smartphone-Einbindung, Verkehrszeichenerkennung, Notbrems-, Spurhalteassistenz, Müdigkeits-, Spurhalte-, Geschwindigkeitswarner, Einparkhilfe, Rückfahrkamera und 17/18-Zoll-Leichtmetallräder mit 215er-Reifen. Bei Journey gehören zum Beispiel zusätzlich Adaptivtempomat für den Vollhybrid und automatische Heckklappe zum Grundumfang. Bei Extreme sind es etwa noch Navigation, Soundsystem, elektrisches Panorama-Glasdach und Bergabfahrhilfe.
Erweiterung nach oben
Alles in allem: Dacias sind seit jeher auf robust und preiswert getrimmt. Beim neuen Bigster, der das bislang aus Sandero/Sandero Stepway, Jogger, Duster und Elektro-Spring bestehende Modellprogramm nach oben erweitert, ist das nicht anders. Denn im Grunde sind Modelle der Marke von Anfang an ehrliche Autos gewesen: Man wusste stets, was man an ihnen hat – und was nicht, einst beim Logan beispielsweise noch nicht einmal eine Servolenkung. Doch auch die rumänische Renault-Tochter, zu der das Outdoor- und Abenteuer-Image ganz gut passt, ist im Wandel begriffen. Der im angedeuteten SUV-Abenteuer-Look gehaltene Bigster, cool, dazu mit beachtlicher Ausstattung und auch noch bezahlbar, hilft dabei. Was sich in ihren jeweiligen Serienpaketen mittlerweile übrigens konkret, früher fast schon undenkbar, sogar an der automatischen Heckklappe und am elektrischen Panorama-Glasdach festmachen lässt.
Technische Daten
Motor: Dreizylinder-Mildhybrid-Turbobenziner mit Startergenerator, darunter Benzin/Autogas-Option Eco-G 140, Vierzylinder-Vollhybrid-Benziner mit Startergenerator und Elektromotor. Hubraum: 1,2, 1,8 Liter. Leistung: 96/131, 103/140, 115/156 kW/PS. Maximales Drehmoment: 230, 172/205 Newtonmeter. Antrieb: Front, Allrad. Getriebe: Sechs-Gang-Handschaltung, Multi-Mode-Automatik. Beschleunigung: 9,7-11,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchste Geschwindigkeit: 174 Stundenkilometer. Umwelt: Mixverbrauch nach WLTP 4,6-6,1 Liter pro 100 Kilometer, kombiniert 105-137 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Abgasnorm: Euro-6d. Grundpreis: 23 990-30 590 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
31. März 2025