Es werde Licht
VW-Golf-Überarbeitung mit Verbesserungen im Detail / Vor allem auch bei Bedienbarkeit / Elf Antriebe
Von Günther Koch und Rainer Waldinger/Life-Magazin
Das Kompaktmodell, hier als GTI, befindet sich aktuell in achter Generation. Foto: Waldinger
Wolfsburg/Baddeckenstedt - VW hat den Golf umfangreicher modellgepflegt. Die Standardmodelle fangen jetzt bei 28 330, die Sportmodelle bei 45 655 Euro an. Teuerste Variante ist der R als Black Edition ganz in Schwarz ab 59 590 Euro. Wir haben zur statischen Vorstellung des neuen, noch unterhalb vom großen Touareg angesiedelten Tayron aus der aktuellen Golf-Baureihe jetzt in Niedersachsen von Wolfsburg aus nach Baddeckenstedt den GTI gefahren.
Blick auf die gefälligere Frontpartie. Schon die Räder beim GTI sehen ziemlich sportlich aus.
Nach gehöriger Kritik
Die achte Generation seit 1947, zu deren Marktstart 2019 es gehörige, aber in Teilen wohl auch gerechtfertigte Kritik gehagelt hat wegen der auffälligen Schwächen bei Bedienbarkeit, Software und Rechenleistung, baut auf dem weiterentwickelten modularen Querbaukasten des Konzerns auf. Die Abmessungen – 4,28 bis 4,65 Meter lang, 1,78 Meter breit, 1,45 bis 1,49 Meter hoch, Radstand 2,61 bis 2,67 Meter, Kofferraum 273/611 bis 1129/1642 Liter, dazu Leergewicht 1255 bis 1670 Kilo – sind ähnlich wie beim Vorgänger. Das äußere Erscheinungsbild ist mit der Überarbeitung geringfügig anders geworden. Fast alle Leuchtmittel sind nun in LED-Technik ausgeführt. Dreitürer und Sportsvan gibt’s nicht mehr.
Der GTI hat einen 265-PS-Motor unter der Haube. Blick ins moderne Cockpit.
Einfach durch Berührung
Innen finden sich zwei große Digitaldisplays. Das Infotainment ist aktualisiert. Die Touchslider, deren Funktionen man durch Berühren oder durchs Gleiten mit dem Finger über die Bedienoberfläche stufenlos einstellen kann, sind endlich beleuchtet. Auch das Licht innen lässt sich berührungsmäßig steuern: Beim kurzen Antippen geht es entweder an oder aus. Durch Drücken und längeres Halten ist jede Leuchte dimmbar. Es gibt fortan eine Drei-Zonen-Klimaautomatik und beheizbare Sitze hinten. Außerdem ist gegen Aufpreis ein Headup-Display lieferbar. Die Ausstattungen nun ohne Trendline, Comfortline und Highline heißen Golf, Life, Style und R-Line. Die Zahl der Assistenzsysteme ist größer geworden. Einzelne wie zum Spurhalten oder zur Umfeldbeobachtung durch Fußgänger- und Radfahrererkennung sind Teil des Serienpakets.
Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers. Markenlogo und Modellkennung hinten.
Erstmals Car-2-X-Funktion
Als erstes Modell der Marke verfügt der Golf standardmäßig über eine sogenannte Car-2-X-Funktion mit immerhin 800 Metern Reichweite, mit der er im Schwarm mit anderen Fahrzeugen oder mit entsprechender Verkehrsinfrastruktur kommunizieren kann, wenn diese entsprechend ausgerüstet sind. Mit dem Travel Assist kann man bis Tempo 210 auf Autobahnen fahren, ohne aktiv zu lenken, Gas zu geben oder zu bremsen. Zu den wichtigsten technischen Neuerungen dürfte bei Fahrzeugen mit Doppelkupplungsgetriebe nunmehr statt eines mechanischen die Verwendung eines elektrischen Shift-by-Wire-Systems zählen, bei dem die verschiedenen Fahrprogramme elektronisch zuschaltbar sind.
Der Kofferraum fasst 273/611 bis 1129/1642 Liter. Der Golf von der Seite.
Benziner, Diesel und Hybrid
Erneut stehen gleich elf verschiedene Antriebe zur Wahl. Die meisten sind im Programm geblieben: Die Bandbreite reicht dabei vom aufgeladenen 116-PS-Basisbenziner, mit dem man eigentlich schon ausreichend flott unterwegs sein kann, der seine Kraft gut entfaltet und 203 Stundenkilometer Spitze schafft, bis hin zum Über-Golf R mit 333 PS. Wer dann doch fehlt, ist der kräftige und zugleich relativ sparsam gewesene Diesel-GTD. Bei dem von uns gefahrenen GTI als 2,0-Liter-Turbodiesel mit 265 PS handelt es sich um das Einstiegsmodell der eher sportlichen Versionen der Baureihe. Die übrigen Motorisierungen setzen sich aus zwei weiteren Turbobenziner mit 150 und 300 PS zusammen, aus zwei Turbodiesel mit ebenfalls 116 und 150 PS, aus zwei Mildhybrid genauso mit 116 und 150 PS sowie zwei Plug-in mit im System 204 und 272 PS. Ein Vollstromer ist nicht vorgesehen, dessen Part in der Kompaktklasse der ID3 übernimmt.
Verbesserungen nötig
Alles in allem: Eigenschaften wie vergleichsweise gute Geräumigkeit und hoher Fahrkomfort haben den Golf schon vorher ausgezeichnet. Jetzt kommen notwendige Verbesserungen im Detail dazu. Sie reichen von der dezent erneuerten Optik über die gefälligere Front mit der geänderten Schürze als neuem Erkennungsmerkmal, die merklich verbesserte Bedienung mit neuem Bildschirm, aus den Schwestermodellen Tiguan und Passat übernommener Bedienoptik, die klarer strukturierten, teilweise sogar bebilderten Menüs und die feste Leiste für direkten Zugriff auf Fahrzeugeinstellungen oder Navigation bis hin zu Einstellmöglichkeiten für die Klimaanlage unten am Bildschirm. Und doch bleibt es dabei: Statt der berührungsempfindlichen Touchslider, darunter etwa für Lautstärke und Temperatur, wären Knöpfe oder Drehregler hier nach wie vor besser zu bedienen. Und wer zu lange am Bildschirm hantiert, das hat ein Kollege offenbar erfahren, der muss aufpassen, dass der Bildschirm sich nicht kurzfristig selber sperrt, um in die „kurze Sicherheitspause“ zu gehen.
KoCom/Fotos: Rainer Waldinger
27. September 2024