Der Straßenrenner
Alfa-Romeo-Deutschland-Premiere für neuen Supersportwagen 33 Stradale mit 620 und 750 PS
Von Günther Koch/Life-Magazin
Alfas zweisitzigen Flügeltürer gibt’s in nur 33 Exemplaren als Verbrenner und Vollstromer. Foto: Koch
Bad Sobernheim – Alfa-Romeo-Tag Giornata dell‘ Alfa Romeo bei Bad Sobernheim in Rheinland-Pfalz. Giulia-Sportlimousinen, kompakte Tonale-, größere Stelvio-SUV sowie ein zweisitziges 4C-Spider-Sportcoupé der italienischen Stellantis-Premiummarke stehen auf dem Testgelände Pferdsfeld für Testfahrten bereit. Zwei Walk-Around-Rundgänge sind vorgesehen. Der eine um die Elektroversion des neuen Einstiegs-Alfas mit dem Namen Junior herum, der andere um die straßenzugelassene Italo-Flunder 33 Stradale im Zeichen des Kleeblatts.
Blick auf die Frontpartie mit Scudetto-Kühlergrill und Markenlogo.
Hommage an eine Ikone
Statische Deutschland-Premiere des Supersportwagens! Produktmann Michael Meffert stellt ihn vor. Die Neuauflage einer Ikone. Eine Hommage an ein legendäres Coupé aus dem Jahr 1967. Ein Alfa, der die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft der Marke schlagen soll. Nur 33 Exemplare des zweisitzigen Flügeltürers gibt es, selbstverständlich gefertigt in Handarbeit. Um das Projekt zu verwirklichen ist eigens sogar eine neue Individualisierungs-Abteilung auch schon für weitere Vorhaben dieser Art gegründet worden. Alfa-Chef Jean-Philippe Imparato sieht im neuen Alfa wohl auch mit Blick auf die frühe Einbindung potenzieller Kunden in die Entwicklung das „erste zu 100 Prozent maßgeschneiderte Modell der Marke“ eben seit den 1960er-Jahren. Und er verspricht: „Es wird nicht das letzte sein!“
Blick ins Cockpit. Das Lenkrad ist ohne, die Mittelkonsole mit Bedienelementen.
Wie aus dem Flugzeug-Cockpit
Der 33 Stradale – 4,63 Meter lang, 1,96/2,17 Meter breit, bloß 1,22 Meter hoch, Radstand 2,70 Meter, 20-Zoll-Leichtmetallräder mit vorn/hinten 245/305er-Reifen – verfügt über einen überaus windschnittigen Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,375. Elliptische Scheinwerfer rahmen den für die Marke noch immer typischen Kühlergrill, den Scudetto, ein. In den Flanken sind zwei große seitliche Lufteinlässe untergebracht. Dass der Motor mittig im Chassis sitzt, rückt das Cockpit noch deutlicher nach vorn. Die Verglasung der Flügeltüren und das großflächige Sonnendach lassen zumindest aus Sicht der Italiener „Ausblicke fast wie aus dem Cockpit eines Flugzeugs“ zu. Das Heck wiederum weist mit seiner scharfen Abrisskante und den runden Leuchten auf den historischen Stradale hin.
Scharfe Abrisskante und runde Leuchten kennzeichnen die Heckpartie.
Zwei Varianten fürs Interieur
Das Design der Innenausstattung ist minimalistisch. Die verwendeten Materialien muten hochwertig an. Das Zentralinstrument stellt eine moderne 3D-Interpretation der teleskopartigen Form der Armaturen klassischer Alfas dar. Das Lenkrad ist komplett frei von Schaltern und Knöpfen. Alle Bedienelemente ordnen sich stattdessen auf der Mittelkonsole und am Dachhimmel an. Zwei Varianten des Interieurs stehen zur Wahl, die eine eher klassisch die andere mehr sportlich. Armaturentafel und Mitteltunnel sind in Aluminium, Leder und Alcantara gehalten. Die Sportsitze liegen eng an, sorgen für stärkeren Seitenhalt bei gleichzeitig höherem Komfort.
Die 20-Zöller hinten haben 305er-Reifen. Detailaufnahme auf einer der Seiten.
Zwei Varianten für den Antrieb
Zwei unterschiedliche Varianten setzen die Italiener antriebsmäßig um. „Natürlich haben wir uns dabei auch beim MC20 und beim GT2 Stradale von Maserati umgeschaut“, räumt Alfa-Mann Meffert ein und betont, „uns aber auch um eigene Akzente bemüht“. So treibt der schon bekannte 620-PS-Sechszylinder-Biturbobenziner die Verbrennerversion an, kombiniert mit Acht-Gang-Doppelkupplungsautomatik und Hinterradantrieb. Der neu entwickelte vollelektrische Antrieb mit rund 450 Kilometern Reichweite bringt seine 750 PS dagegen fahrstabiler über alle vier Räder auf die Straße. In der Spitze sollen beide zumindest laut Herstellerangaben 333 Stundenkilometer schnell sein. Die Beschleunigung auf Tempo 100 geben die Italiener mit unter drei Sekunden an. Über ein Programm im Dynamikmodus verbessert sich wie bei einem Rennwagen das Beschleunigen aus dem Stand. Motorleistung, Getriebesteuerung und Traktionskontrolle sind dann so eingestellt, dass man ohne durchdrehende Räder loslegen kann. Wer will, kann auch das Ansprechverhalten der Stoßdämpfer ändern: Je nach Fahrwerksmodus sind mittlere, besonders straffe oder komfortable Abstimmung einstellbar. Für standfeste Verzögerung sind die Hochleistungsbremsen aus Keramik da.
Bliebe noch der Preis
Für Technik-Interessierte vielleicht noch zusätzlich interessant: Eine Doppelquerlenker-Aufhängung mit aktiven Stoßdämpfern ist im Einsatz, soll für besseres Handling und Komfort im Alltag sorgen, indem es möglich ist, die vordere Karosserie zum Überfahren von Hindernissen anzuheben. Der aus Aluminium gefertigte Rahmen in H-Form und das Kohlefaser-Monocoque fürs Cockpit deuten bei gleichzeitig weniger Gewicht auf höhere Verwindungssteifigkeit hin. Die gegen Verwindungen ebenfalls sehr widerstandsfähige steifere Dachstruktur aus Kohlefaser und Aluminium hat letztlich auch die Verwendung der Flügeltüren erlaubt. Bliebe zum Schluss noch der Preis: Aus Alfa-Kreisen heißt es jedenfalls dazu, man munkele von 3,33 Millionen Euro … Für den straßenzugelassenen Alfa-Renner. Den Stradale.
KoCom/Fotos: Günther Koch
23. August 2024