Donnerstag, 25. April 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA AUTO Renault hat Clio aufgewertet / Benziner, Autogas, Vollhybrid. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Alfa Romeo Giulia und Stelvio auch wieder als Quadrifoglio. Foto: Alfa Romeo
GALERIA AUTO Toyota Prius jetzt formschön und leistungsstärker / Nur Plug-in. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mitsubishis Kleinwagen Colt ist wieder da. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mission possible mit Abarths neuem Elektro-500e. Foto: Günther Koch

Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Die Flaggschiff-Limousine

DS9 startet als Benziner und Plug-in-Hybrid / Weitere Teilzeitstromer folgen, darunter ein sportlicherer

Von Günther Koch/Life-Magazin

À la parisienne: DS9, hier als E-Tense 225 Rivoli. Fotos: Koch

Geisenheim – Da haben sich die Franzosen echt was vorgenommen! Jedenfalls hierzulande. Dazu in diesem Segment, in der gehobenen Mittelklasse, angesichts etablierter deutscher Premiumkonkurrenten wie Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse. Und doch will die 2015 in Paris noch unterm Dach des französischen PSA-Konzerns, heute Stellantis, gegründete Avantgarde-Marke DS durchaus auch bei uns mit ihrer neuen Flaggschiff-Limousine DS9 punkten, indem sie sich einfach anders präsentiert, französischen Chic „à la parisienne“ versprüht. Der preisliche Einstieg beginnt bei 47 550 Euro. Die ersten Auslieferungen sind aktuell, so DS-Deutschland-Sprecherin Dorothea Knell jetzt bei der Fahrvorstellung in Geisenheim, noch für August vorgesehen.

Durchaus stilvoll

Das Auto: An den wichtigsten Eckdaten hat sich seit der statischen Deutschland-Premiere Mitte März nichts geändert: Der in China auf einer modularen Plattform gebaute D-Segment-Fünfsitzer lehnt sich außen optisch an den 508 der Schwestermarke Peugeot an. Was Größe und Komfort betrifft, ordnen ihn die Franzosen sogar ins noch höhere E-Segment ein. Der in der Tat überaus geräumige, auf seine (französische) Weise durchaus stilvolle DS9 – markante Front, Kühlergrill mit DS-Flügeln im dreidimensionalen, reliefartigen Diamantdesign, schlanke Linienführung, elegantes Heck – ist 4,93 Meter lang, 1,85 Meter breit, 1,45 Meter hoch, verfügt über 2,90 Meter Radstand, die selbst im Fond noch für viel Platz sorgen. Das Gepäckabteil fasst stattliche 510 Liter, die erweiterbar sind. Haute-Couture-Materialien wie Kristallglas und Perlenstickereien zieren den recht noblen Innenraum, dessen Rautenmuster an die Louvre-Pyramide in Paris erinnern soll. Viele Elemente, sagt Knell, seien in einer speziellen Art der Ziffernblatt-Prägung mittels DS-typischer „Clous de Paris“-Oberflächenveredelung noch wertiger ausgeführt.

Optisch lehnt sich der DS9 außen an den Peugeot 508 an. Blick auf die Frontpartie.

Ein Verbrenner, ein Teilzeitstromer

Der Antrieb: Ein klassischer Turbobenziner und ein als Plug-in-Hybrid elektrifiziertes Pendant stehen zunächst zur Wahl. Die beiden 1,6-Liter-Vierzylinder, Abgasnorm Euro-6d, leisten allein oder im System 225 PS, wobei im Teilzeitstromer der Verbrenner mit 181 und ein Elektromotor mit 110 PS kombiniert sind. Benziner und Plug-in-Hybrid stellen drehmomentstärkere 300 und 360 Newtonmeter zur Verfügung, beschleunigen die leer doch bis zu 2329 Kilo schweren Limousinen in 8,8 und 8,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, machen sie in der Spitze 236 und 240 Stundenkilometer schnell. Eine komfortable Achtgang-Automatik überträgt in den Frontantrieblern die Kraft auf die vorderen Räder. In Verbindung damit soll der Verbrauch nach dem realistischeren WLTP-Messverfahren im Mix maximal 7,0, beim Plug-in nur 1,5 Liter betragen. Die Kapazität der Batterie der E-Tense genannten teilelektrischen Variante, die wir gefahren haben, findet sich mit 11,9 Kilowattstunden so zumindest im Datenblatt, der Stromverbrauch mit bis zu 15,5 Kilowattstunden, die rein elektrische Reichweite mit bis zu 48 Kilometern.

Das Markenlogo ist vorn im Kühlergrill platziert. Basis ist ein 1,6-Liter-Turbobenziner.

Wie es sich eben für ein Premiummodell gehört

Das Fahren: Mit dem DS9 unterwegs sein wie Gott in Frankreich? Da ist was dran, denn die zum Marktstart zunächst vorgesehenen Versionen scheinen besonders auf komfortables Vorwärtskommen getrimmt, vor allem dann, wenn auch das aktive Federungssystem an Bord ist und entsprechende Fahrmodus-Einstellungen möglich sind. Der getestete Plug-in-Hybrid schiebt elektrisch bereits ordentlich voran, lässt sich sanft und zudem auch dank doppelter Fensterverglasung überaus leise bewegen. Eben wie es sich für eine Premiumlimousine gehört. Bei über Tempo 135 schaltet sich der Verbrenner zu, der sich beim Beschleunigen jedoch etwas mürrisch zeigt oder man sonst höhere Leistung von ihm haben will. Die teils künstlich wirkende Lenkung könnte direktere Rückmeldung geben. Die Scheibenbremsen sorgen für standfeste Verzögerung. Das System gewinnt Energie zurück, lädt den Akku in Brems- oder Segelphasen damit selbst wieder auf. Über verschiedene Rekuperationsstufen kann man sich eine bestimmte Reichweite im Null-Schadstoff-Modus sogar für ausgewählte Streckenabschnitte etwa für später in der Stadt aufsparen. Das serienmäßige 7,5-Kilowatt-Bordladegerät erlaubt laut Produktmarketing-Mann Tijl Verhelst das vollständige Nachladen an der Wallbox zu Hause oder an einer öffentlichen Ladestation in weniger als zwei Stunden.

Im Cockpit geht es ziemlich nobel zu. Das Gepäckabteil fasst erweiterbare 510 Liter.

Entweder als Performance Line oder als Rivoli

Die Ausstattung: Bei Performance Line als Basis gehören etwa schon LED-Scheinwerfer, Digitalcockpit, Zwölf-Zoll-Kombiinstrument, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Multimedia, Zwölf-Zoll-Touchscreen, Navigation, Vernetzung, Smartphone-Einbindung, Pedale in Aluminiumapplikation, Alcantara-Leder, Tempomat samt Begrenzer, City-Notbremsassistenz, Radfahrer-, Fußgänger-, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte-, Totwinkel-, Einparkhilfe, 180-Grad-Rückfahrkamera sowie 19-Zoll-Leichtmetallräder mit 235er-Reifen zum Grundumfang. In der wertigeren Rivoli-Ausführung sind Verkleidung in Nappaleder, Überwachung der Augen per Infrarotkamera, aktive Spurhalteassistenz, automatischer Geschwindigkeitsregler mit Stopp- und Anfahrfunktion, 360-Grad-Rückfahrkamera, beheizte und belüftete Vorder- sowie Massagesitze vorn Standard. Als Optionen listen die Franzosen unter anderem sensorgesteuerte Heckklappe (500 Euro), elektrisches Schiebedach (1200 Euro) und Premiumsoundsystem (1150 Euro) auf. Nachdem sich DS vor sechs Jahren als eigenständige Marke aus Citroën entwickelt hat, sind als Reminiszenz an La Déesse, an Citroëns legendäre Automobilgöttin von 1955, auf Dachhöhe übrigens deren seitliche Positionslichter oberhalb der C-Säule platziert.     

Blick auf die Modellkennung hinten. Und so sieht die Stufenhecklimousine von der Seite aus.

Auch Allradvariante folgt noch

Alles in allem: Für großes Volumen dürfte die Stufenhecklimousine bei uns nicht stehen. Dafür sind wohl eher, wenn auch überschaubar, die beiden Crossback-SUV DS3 und DS7 sowie der ebenfalls noch dieses Jahr geplante DS4 als Fließheck und SUV-Coupé da. Was den DS9 betrifft, reichen die Franzosen noch einen Plug-in-Hybrid mit 250 PS, größerer Batterie und damit mehr Reichweite sowie den Allrad-DS9-Teilzeitstromer E-Tense 4x4 mit 360 PS nach. Auch den haben wir bei der Veranstaltung im Rheingau schon kurz gefahren.  Er ist zwar deutlich sportlicher ausgelegt, könnte aber selbst Gott in Frankreich, sofern dieser klassische Limousinen mag, gefallen. Weil noch genug Komfort beim Fahren bleibt.

Datenblatt

(DS9 Pure Tech 225/DS9 E-Tense 225) Motor: Vierzylinder-Turbobenziner, in der E-Tense-Variante als Plug-in-Hybrid kombiniert mit Elektromotor. Hubraum: 1,6 Liter. Leistung: 165/225, beim E-Tense aus 133/181 kW/PS starkem Verbrenner und 81/110 kW/PS starkem Elektromotor im System ebenfalls 165/225 kW/PS. Maximales Drehmoment: 300, beim E-Tense 360 Newtonmeter. Beschleunigung: 8,8, 8,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 236, 240 Stundenkilometer. Umwelt: Laut DS Mixverbrauch nach WLTP-Standard 6,9-7,0, 1,5 Liter pro 100 Kilometer, 155-158, 33-34 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Abgasnorm: Euro-6d. Grundpreis: 47 550 bis 55 560 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

20. Mai 2021