Samstag, 4. Mai 2024

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"999"

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"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

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Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Die Superflunder

Ford öffnet wohl letzte GT-Bewerbung / In Rennwagen-Liga zu Hause / Ausfahrt durchs Bergische

Von Günther Koch/Life-Magazin

In Deutschland sind bislang erst elf Flügeltürer-GT von Ford  übergeben worden. Fotos: Koch

Lindlar – Der Slot beginnt um 10.30 Uhr. Das Zeitfenster für uns ist eine gute halbe Stunde offen, was reichen müsste, um von Lindlar im Bergischen Land über Orts- und Landstraßen zunächst Richtung Köln, dann über die Autobahn A4 umgekehrt in Richtung Olpe und an der Abfahrt Engelskirchen schließlich wieder zurück nach Lindlar zu fahren.

An der Performance-Spitze

„Let’s go“, sagt der bei Ford Europa für die Kalibrierung von Fahrzeugen zuständige Craig Sudron auf dem Beifahrersitz. Los geht’s! Wir sind im Ford GT unterwegs. Der in Kanada gebaute Sportwagen der Amerikaner steht an der Spitze der Performance-Modellpyramide der Marke, die bis hinunter zum kleinen Fiesta ST reicht. Dass jedes Element auf kompromisslose Leistung ausgelegt ist, das imponiert Craig. Deshalb würde er auch einen GT kaufen, wenn er das nötige Kleingeld ab 550 000 Euro dazu hätte. Aber so einfach ist das alles nicht. Wer einen GT will, muss sich bewerben! Dafür gibt es am Ende, wenn das Verfahren erfolgreich für ihn gelaufen ist, ein „Straßenfahrzeug mit der DNA eines Rennwagens“, wie es Ford-Werke-Verkaufschef Hans-Jörg Klein jetzt bei der Regionaltour mit den jüngsten Modellneuheiten der Marke in Lindlar formuliert.

Die Karosserie ist tröpfchenförmig optimiert. Blick auf das Markenlogo an der Frontpartie.

Ultimativer Design-Ausdruck

Das Prinzip „Form folgt Funktion“ finde im GT, 4,77 Meter lang, Radstand 2,71 Meter, mit maximal 1,10 Meter flach wie eine Superflunder, seinen „ultimativen Ausdruck“, sagt Klein. Mit einem Design, das aerodynamisch einem Tropfen gleicht. Mit Werkstoffen, die ultraleicht sind. Mit einer Karosserie, die aus Karbonfaser besteht. Mit einem Verhalten beim Fahren, das sich für US-Modelle sonst eher untypisch nicht nur auf Geradeauslauf beschränken, sondern auch in Kurven, beim Beschleunigen und Verzögern überzeugen kann. Kein Wunder, wenn Direktvergleiche zu Mitbewerbern wie Ferrari gezogen werden. Klein: „Der Ford GT spielt in einer Liga, in der sonst nur Rennwagen zu Hause sind.“

Auch die Scheinwerfereinheiten sind speziell gestaltet. Innen geht es natürlich supersportlich zu.

Mittelmotor mit Heckantrieb

Für Technik-Interessierte: Beim GT ist ein Mittelmotor-Konzept mit Heckantrieb samt Sperrdifferenzial und aktiver Aerodynamik umgesetzt. In die Gestaltung der aus Karbon bestehenden Fahrgastzelle sind Stahlkäfig und Aluminiumunterbau integriert. Was das Fahrwerk mit aktiven Stabilisatoren und elektronisch einstellbaren Dämpfern betrifft, sind mit Blick auf die Bodenfreiheit zwei Positionen wählbar. Bei der Lenkung handelt es sich um eine hydraulische. Die belüfteten Scheibenbremsen sind auf Hochleistung ausgelegt. Über zwölf Meter Wendekreis von Bordstein zu Bordstein sind nicht gerade klein, so dass Manövrieren gefragt ist. Schmunzelt man in Sachen Platzangebot über den Gepäckraum, der gerade einmal 11,3 Liter fasst, kommt man dagegen beim Gewicht – das Coupé mit den zwei Flügeltüren und zwei leider kaum verstellbaren Schalensitzen bringt leer lediglich 1385 Kilo auf die Waage – aus dem Staunen beinahe nicht mehr heraus. Ab Werk sind 20 Zoll große Leichtmetallräder mit vorn/hinten 245/325er-Reifen aufgezogen

Der Mittelmotor ist unter der Glasscheibe sichtbar. Großformatig lugen die Endrohre aus dem Heck.

Biturbo-Sechszylinder mit 625 PS

Unter der Glasscheibe macht der gleich doppelt aufgeladene Benzindirekteinspritzer ganz schön lautstark ebenfalls im Inneren auf sich aufmerksam. Der Sechszylinder holt sich seine geballte Power aus 3,5 Liter Hubraum, mit denen er 625 PS und wirklich durchzugsstarke 750 Newtonmeter ab 5900 Umdrehungen pro Minute auf die Straße bringt. Mit bloß 2,8 Sekunden liegt die Beschleunigung sogar unter der Drei-Sekunden-Marke. In der Spitze sollen bis zu 347 Stundenkilometer möglich sein. Eine Doppelkupplungsbox mit sieben Gängen überträgt die Kraft auf die Räder. Den Verbrauch gibt Ford damit im Mix zumindest im Datenblatt mit 14,9 Litern an. Bei uns hat der Bordcomputer am Ende nach wechselnden und eher moderaten Fahrprofilen mit doch häufigeren Lastwechsel umgerechnet aus Miles per Gallon über 16 Liter angezeigt.    

Der Spoiler hinten fährt automatisch aus. Und so lässt sich der Straßen-GT von der Seite bewundern.

Zwei Produktionsjahre mehr

Ford will die Produktion jetzt um zwei Jahre bis 2022 verlängern. „Wir reagieren damit auf die große Kundennachfrage“, sagt Klein unter Hinweis darauf, dass das Interesse das Angebot um „mehr als das Sechsfache“ übertreffe. Das voraussichtlich letzte Bewerbungsfenster öffnet gerade am 8. November bis 8. Dezember. Ursprünglich war eine auf 1000 Exemplare begrenzte Produktion angekündigt worden, bezogen auf einen ab Dezember 2016 beginnenden Zeitraum von vier Jahren. Nun aber sollen bis Ende 2022 weltweit insgesamt 1350 Exemplare ausgeliefert werden. Als Straßenversion ist der erste GT 2016 vom Band gelaufen.

2019 wohl kein Deutschland-Kontingent

„Leider nicht an mich“, sagt Craig Sudron, während wir uns beim Aussteigen über die breiten Türschweller mühen. Der Ford-Europa-Mann wird sich weiter mit seinem zwar älteren, aber keineswegs unsportlichen Kompaktmodell aus deutscher Produktion begnügen müssen. Und dürfte damit weltweit nicht alleine bleiben: In Deutschland sind bislang bloß elf GT an Kunden übergeben. 2019 erwartet Ford kein Kontingent bei uns, rechnet 2020 und 2021 aber wieder mit jeweils zehn bis fünfzehn Fahrzeugen. Immerhin.

Datenblatt

Motor: Sechszylinder-Biturbobenziner. Hubraum: 3,5 Liter. Leistung: 482/625 kW/PS. Maximales Drehmoment: 750/5900 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 2,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 347 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Ford Mixverbrauch umgerechnet 14,9 Liter pro 100 Kilometer, 350 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Preis: 550 000 Euro.

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KoCom/Fotos: Günther Koch

7. November 2018