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Nicht nur im Neuzustand

Michelin startet eine herstellerübergreifende Initiative zum Test auch gefahrener Reifen

Von Günther Koch/Life-Magazin

Die Bremseigenschaften von neuen und gefahrenen Reifen werden getestet. Fotos: Koch/Michelin              

Teesdorf – Mit einer neuen Initiative setzt sich Micheln für EU-weite Reifentests mit gefahrenen Reifen ein. Long Lasting Performance haben die Franzosen ihre Strategie genannt, deren Ziel es ist, so Michelins Forschungs- und Entwicklungsvorstand Terry Gettys, „Reifen zu entwickeln, die im Neuzustand, aber auch bei Erreichen der gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern die an sie gestellten Anforderungen bestmöglich erfüllen“. Bisher finden diese Tests immer nur mit Neureifen statt.

Ganz andere Eigenschaften

Teesdorf bei Wien, Fahrtechnikzentrum des Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclubs. Die Franzosen haben Workshops vorbereitet. Mit einer Sprinkleranlage ist eine Strecke präpariert, auf der wir die Bremseigenschaften neuer und gefahrener Reifen auf nasser Fahrbahn testen. „Testergebnisse bei Neureifen“, hat Projektleiter Pierre Robert zuvor erklärt, „zeigen lediglich Leistungsunterschiede eben bei neuen, noch nicht gelaufenen Reifen auf, während die Praxis zeige, dass Reifen ganz andere Eigenschaften aufweisen können, wenn sie höhere Laufleistungen absolviert haben.“

Die Länge der jeweiligen Bremswege auf einer präparierten Strecke wird schriftlich festgehalten.

Nutzungsbedingter Verschleiß

Selbst Reifen im Neuzustand mit noch verhältnismäßig guten Performance-Charakteristiken könnten über den Nutzungszyklus mit deutlichen Unterschieden aufwarten, betont Robert. „Im automobilen Alltag unterliegen alle Reifen einem nutzungsbedingten Verschleiß, sodass der Durchschnitt aller Pneus nur noch halb so viel Profil aufweist wie im Neuzustand. Den Fokus beim Testen gefahrener Reifen lege man deshalb auf das Bremsverhalten bei Nässe, da dieses Leistungsmerkmal im Laufe eines Reifenlebens am stärksten nachlasse und damit ausschlaggebend für die Sicherheit über die gesamte Lebensdauer sei, so Robert.  Im Gegenzug dazu verbesserten sich viele Eigenschaften sogar mit zunehmender Lebensdauer, etwa die Bremswerte auf trockner Straße. Und dieser Umstand verdient aus Sicht Roberts „besondere Beachtung, da die europäischen Straßen übers Jahr gesehen im Schnitt 70 Prozent der Zeit trocken sind und mit dem Rollwiderstand ebenfalls der Kraftstoffbedarf zurückgeht“.

Reifenmischungen setzen sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Im Workshop wird alles erklärt.

„Diskussion anstoßen“

Reifenhersteller können laut Robert ganz bewusst entscheiden und steuern, wie sich ein Reifen mit zunehmender Laufleistung verhalten soll. Michelin habe sich verpflichtet, Reifen zu produzieren, die vom Neuzustand bis zum gesetzlich erlaubten Mindestprofil überzeugten. „Deswegen“, so Vorstand Gettys, „wenden wir uns an Prüfinstitute und Verbraucherorganisationen, um bei Reifentests auch Produkte einzubeziehen, die bis auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum abgefahren sind.“ Zudem fordern die Franzosen zulassungsrelevante Grenzwerte für die Leistung und Sicherheit von gefahrenen Reifen, wollen mit ihrer herstellerübergreifenden Initiative eine „Diskussion anstoßen“.  .

Auch simulierter Regen gehört dazu. Terry Gettys ist Michelins Forschungs- und Entwicklungsvorstand.

Gleich drei große Hebel

Als „große Hebel, um Sicherheit und Performance eines Reifens voranzubringen“, sieht Projektleiter Robert die Gummimischung, das Profil und die Form der sogenannten Reifenaufstandsfläche. Anhand dieser „grundlegenden Regeln“ könnten Hersteller einen Reifen gestalten, der bis zur Mindestprofiltiefe konstant alle Anforderungen erfülle.

Exponate zeigen neue und gefahrene Reifen. Die Unterschiede erklärt Projektleiter Pierre Robert (rechts).

Untergrenze definieren

Dabei weist Robert auch auf den normierten Test hin, der den Nassbremsweg von 80 auf Tempo 20 auf einer standardisierten Fahrbahnoberfläche bei einem Wasserfilm von einem Millimeter misst. Doch während sich dieses in der Reifenindustrie fest etablierte Prüfverfahren bisher nur auf Reifen im Neuzustand bezieht, machen sich die Franzosen für seine Anwendung auch für gefahrene Reifen stark, „um so eine Untergrenze für die Leistungsfähigkeit von gefahrenen Reifen zu definieren“. Damit, so Robert, werde die Verkehrssicherheit über die gesamte Nutzungsdauer erhöht.

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KoCom/Fotos: Günther Koch

10. September 2018