Sonntag, 5. Mai 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Im Olivenland

Mit Subaru durch die Provence von Marseille über Lançon und Château Virant bis nach Aix

Von Günther Koch/Life-Magazin

Das Weingut Château Virant befindet sich bei Lançon nicht weit von Marseille. Foto: Tillmann

Lançon/Aix-en-Provence – Es gibt Gegenden auf dieser Welt, die haben was, da sehnt man sich hin, da würde man gern öfter sein! Die Provence in Süden Frankreichs zum Beispiel dürfte, schon vom Klang des Namens, dazu gehören. Der japanische Autohersteller Subaru hat da zuletzt die Neuauflage seines kompakten SUV-Modells XV vorgestellt.

Erste Akzente

Die vorletzte Woche im Januar. Auf den Gipfeln der Seealpen liegt Schnee. Der Himmel über dem Département Bouches-du-Rhône ist zumindest am Vormittag noch ziemlich bedeckt, während die Natur im Hinterland von Marseille farblich schon deutlichere erste grüne und gelbe Vorfrühlingsakzente setzt. Noch ist in Lançon auf dem Weingut Château Virant, wo man sich neben Wein ebenfalls auf die Herstellung von Olivenöl spezialisiert hat, nicht allzu viel los. Aurelien Aknin bleibt Zeit, uns in die Olivenkunde einzuführen.

Königin Aglandau

„Endlich“, sagt der Virant-Mitarbeiter, „ist die Ernte zuletzt wieder eine gute gewesen nach den vielen schlechten in den Jahren davor!“ Vor sich auf dem Tisch hat Aurelien zur Verkostung verschiedene Olivenöle stehen, darunter das mit Namen Aglandau. „Aus dieser Sorte, der ‚Königin der Region‘, entsteht ein sehr starkes, fruchtiges Öl, nahezu feurig mit einer feinen Bitterkeit“, schwärmt der Franzose. Die Kunden schätzten die Produkte aus dem Haus Virant – sogar in Übersee, etwa in Neuseeland oder in Kanada.

Typisch provençalisch

Die pflanzlichen Öle aus dem Fruchtfleisch und den Kernen der Oliven werden aus typisch provençalischen Ölbaumfrüchten gewonnen. Sie heißen Salonenque, Verdale und Grossane. Die Ernte findet immer zwischen Oktober und Dezember statt. „Wenn Sie Öl mit der Qualitätsbezeichnung Vierge Extra, also Extra Virgin, haben wollen, kommt es vor allem auf die Qualität der Oliven an“, sagt Aurelien, „und die sofortige Zerkleinerung ist wichtig.“ Dann blieben auch die inneren Eigenschaften der Frucht erhalten. Das Resultat sei reines Öl mit maximalem Geschmack, dominiert von Artischocken-, frischem Grass-, frischem Mandel- und grünem Tomatengeschmack. Und wie läuft die Produktion?

Et voilà, das Öl ist da!

Nach Anlieferung und Aufbewahrung fallen die Oliven in einen Trichter. Ein Förderband transportiert sie zum Entfernen der Blätter. Die Oliven werden gewaschen, getrocknet und im Mahlwerk zerstampft. Die Paste noch mit den Kernen fällt in die Knetwanne. „Die Kerne sind reich an Anti-Oxidantien, die helfen, Zellschäden im Körper zu vermeiden“, betont Aurelien. Ist die Paste genug geknetet, geht es in Dekanter, Zentrifugen, die das Öl von der Schale, den Kernen und dem Wasser trennen, es endgültig von Wasser und noch verbliebenen Schmutzresten befreien. Dann – et voilà! – ist das Öl da! Ein Behälter fängt es auf. Es wird entweder für den Olivenbauer abgefüllt, der die Oliven angeliefert hat, oder in Tanks geleitet. „Wie beim Wein setzen wir da reaktionsträges Gas ein“, sagt Aurelien. Nur so lasse sich eine Oxidation vermeiden und das Aroma des Öls erhalten.

Im Gewölbekeller

Der Name des 1632 errichteten Châteaus, schon wiederholt ausgezeichnet, geht auf einen Hügel zurück, von dem aus man in diesem Teil der Provence auf über 165 Hektar Weinlagen und Olivenhaine schaut. Im mittelalterlichen Keller unter steinernem Gewölbe reifen in Eichenfässern namhafter Küfereien aus dem Burgund und aus Bordeaux die roten, rosaroten und weißen Virant-Weine. „Sie tragen die Farben der Provence“, betont Aurelien nicht ohne Stolz, verweist auf rote Trauben wie Syrah, Grenache, Cabernet Sauvignon, Carignan, Caladoc, auf weiße wie Rolles, Clairette, Ugni Blanc, Chardonnay.

Bis zum Cuvée Prestige

Die roten Virant schmecken stärker nach roten Früchten, feinen Gewürzen, Vanille, Lakritz, die Rosé eher nach frischen Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, haben angenehme Zitrusnoten, die weißen scheinen mehr von Zitrusaromen und vom Geschmack exotischer Früchte und Sommerfrüchte dominiert. Die, die bis zu 18 Monate reifen und feine Vanille- und Karamelaromen entwickeln, hat die Besitzerfamilie Cheylan „Cuvée Prestige“ genannt.

Historische Hauptstadt

Von Lançon ist es nicht weit bis Aix-en-Provence zur historischen Hauptstadt der Region, mit rund 142 000 Einwohnern nach Marseille, Nizza und Toulon die viertgrößte Stadt in der Region. Sie liegt westlich vom Berg Sainte-Victoire in einer von Arc und Torse durchflossenen Senke, vielleicht 30 Autominuten von Marseille und dem Mittelmeer entfernt. Sehenswert ist die Prachtmeile Cours Mirabeau. Im Café Les Deux Garçon sollen sich einst berühmte Künstler und Literaten wie Émile Zola, Paul Cézanne, Jean Giraudoux, Blaise Cendrars oder Jean Cocteau getroffen haben. „Aix zählt bei uns im Land tatsächlich zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität – wenn die Stadt nicht gerade wie jetzt eine einzige Baustelle ist“, räumt die Mitarbeiterin des Hotels Le Pigonnet ein, in das wir uns etwas außerhalb einquartiert haben, fügt aber gleich hinzu: „Trösten Sie sich einfach mit unseren Calissons darüber hinweg, einem Konfekt aus der Provence, das aussieht wie Weberschiffchen mit Mandeln, kandierten Melonen und Orangen!“

Wem die Stunde schlägt

Das Zentrum von Aix ist auch deshalb interessant, weil es über einen römischen und einen mittelalterlichen Stadtkern verfügt. Direkt am Rathaus grenzt das frühere Stadttor an, der Tour de l’Horloge, in dessen Turm aus dem Jahr 1510 eine astronomische Uhr schlägt. Wie der Rathausplatz wird auch der gleich daneben befindliche Place des Cardeurs mit seinem Keramikbrunnen von Cafés gesäumt, in denen sich die Studenten treffen. Die wichtigsten Kirchen sind die Kathedrale Saint-Saveur und Saint Jean-de-Malte. Es gibt einige Museen und nicht weit vom Bahnhof die Bücherstadt Cité de Livre, als eine Art Kulturzentrum untergebracht in einer ehemaligen Streichholzfabrik.

Antike Siedlung

Auf einem Kalksteinplateau im Norden sind Ruinen der antiken Siedlung Oppidum Entremont ausgegraben. Sie sollen von Kelten, Salluvier und Römer zeugen. Es muss also schon damals, ab dem dritten Jahrtausend vor Christus, Menschen gegeben haben, die fanden, in der Provence, abgeleitet vom lateinischen Provincia, dürfen sie sein, hier wollen sie bleiben. Es war wohl auch da, was das Sesshaft werden in einer neuen Umgebung betrifft,  die Leidenschaft, die zählt. Ohne die, hat Aurelien Aknin im Château Virant zuvor freilich mit Blick auf die Olivenproduktion betont, wird am Ende nichts gut!

Info Provence I

Die Region im Südosten Frankreichs liegt im Département Provence-Alpes-Côte d’Azur am Mittelmeer zwischen dem Rhône-Tal und Italien. Hauptstadt ist Marseille. Neben Nizza, Toulon und Aix-en-Provence sind etwa noch Avignon, Arles, Gap, Orange, Carpentras und Menton bekannt. Sehenswert in Arles ist das Amphitheater, in Orange sind es römisches Theater, der Brückenbogen an der Straße nach Lyon und das römische Aquädukt Pont du Gard über den Gardon, in Avignon die von einer Mauer umgebene Altstadt mit Papstpalast. Vor allem Gemüse und Obst werden angebaut. Aus der Provence kommen sehr gute Weine und Olivenöle. Die Lavendelfelder dienen der Parfümproduktion. Im mediterranen Klima sind die Sommer heiß und trocken, die Winter mild und sonnig. Hügelketten wie Luberon und Trévaresse bieten wenigstens etwas Schutz vor dem gefürchteten Mistral.

Info Provence II

Wir waren in Aix-en-Provence im Hotel Le Pigonnet (fünf Sterne, aber eher Vier-Sterne-Plus-Niveau, 45 Zimmer/Suiten, Gebäude aus dem Jahr 1924, schöner Garten mit Kunst, www.hotelpigonnet.com/fr) untergebracht. Typische Gerichte sind Bouillabaisse, Soupé-de-Poisson-Fischsuppe, Bourride, die mit Rindsgulasch geschmorte Daube Provencale, kalte Aioli-Creme aus Knoblauch, Olivenöl und Salz, geschmortes Ratatouille-Gemüse, Pistou-Gemüsesuppe, die Salate Nicoise und Mesclun. Der weiße Nougat kommt aus Montélimar, die kandierten Früchte aus Apt, Socca-Pfannkuchen und Píssaladière-Zwiebelkuchen aus Nizza, Calissons aus Aix, Trüffel aus dem Vaucluse-Gebirge. Die roten Weine der Region gelten Kennern als eher kraftvoll und geschmeidig, die Rosé als überaus fruchtig, die Weißweine als aromatisch; langlebigere Spitzenrotweine sind Châteauneuf du Pape, Gigondas, Bandol und Palette. Information: Atout France, Französische Zentrale für Tourismus, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt/Main, Telefon 069-745556, www.france.fr.

Service Auto

Wer den eigenen Wagen mitnehmen will: Ab Basel sind es über Besançon, Lyon, Orange und an Avignon vorbei bis Marseille an der Küste noch etwa 720 Kilometer. In Orten ist 50, außerhalb 90, auf Schnellstraßen je nach Ausbau 90 oder 110, auf Autobahnen Tempo 130 erlaubt. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Mit der Bahn kann man über Paris und Lyon bis Avignon, Aix-en-Provence oder Marseille fahren. Die nächstgrößeren internationalen Flughäfen sind in Marseille und im etwa 200 Kilometer entfernten Nizza. Die Reise in der Provence fand im kompakten Subaru-Crossover-SUV XV statt, der als Benziner mit 114 und 156 PS zu Einstiegspreisen ab 22 980 Euro bei den Händlern steht. Mehr

KoCom/Fotos: Günther Koch/Walter Tillmann/André Tillmann

10. März 2018