Montag, 29. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Homers Gesänge

Im neuen Dacia Duster auf den Spuren des Marmors zum Kap Sounion an der Südspitze von Attika

Von Günther Koch/Life-Magazin

Blick auf die Reste des marmornen Poseidontempels am griechischen Kap Sounion am frühen Morgen. Foto: Koch

Athen/Sounio – Beim Zeus! Hoffentlich zürnt der Göttervater nicht, wenn wir diesmal statt nach Norden zum Olymp, dem Berg der Götter, genau entgegengesetzt in Richtung Süden zum Kap Sounion fahren, wo die rumänische Renault-Tochtermarke Dacia die Neuauflage ihres kompakten SUV-Modells Duster vorstellt.

Weite Ebene

Athen, letzter Tag im November. Über den Hymettros-, Pentelikon- und Parnitha-Bergen, die die griechische Hauptstadt von drei Seiten umgeben, braut sich was zusammen. Es könnte ungemütlich werden trotz der angezeigten Temperaturen von noch immer über 15 Grad. Dunkle Wolken breiten sich über der weiten Ebene aus, durch die sich die beiden Flüsse Ilisos und Kifisos ihren Weg zum Meer bahnen. Draußen über dem Saronischen Golf peitscht der Wind die Wellen schon meterhoch an die von den Touristen längst verlassene attische Küste.

Erst an Rafina vorbei

Wir fahren vom Athener Flughafen Eleftherios Venizelos nach einer nordöstlichen Schleife an der Hafenstadt Rafina am Ägäischen Meer vorbei zunächst in Richtung Markopoulo im attischen Mittelland. Die Mesogia ist ein Zentrum der Retsina-Weinproduktion in der Region. Unterwegs immer wieder Bilder, die sich mit denen von vorigen Reisen durch das Land gleichen: Halbfertige Gebäude, an denen niemand mehr baut. Häuser, die leer stehen. Geschäfte, die aufgegeben worden sind.

Tourismus wichtig

„Die Industrie ist unterentwickelt“, heißt es in einer Beschreibung, die man uns mitgegeben hat. Landwirtschaft spiele eine Rolle, Tabak- und Baumwollanbau, dazu Schafzucht und Fischfang an der Küste. Der Dienstleistungssektor mache mit über 70 Prozent den größten Teil der Wirtschaft aus. Der Tourismus sei eine wichtige Säule. Vor allem günstige klimatische Bedingungen, wenig Regen, viel Sonne, warmes Wasser, die fast 13 700 Kilometer lange Küstenlinie, die Inseln und die zahlreichen archäologischen Stätten würden die Touristen anziehen.

Am Saronischen Golf

Es geht weiter auf die andere Seite Attikas an den Saronischen Golf, von wo aus unmittelbar am Meer über Kalyvia Thorikou und Saronida die Nationalstraße 91 verläuft. Nach Sounio(n)! Das Kap mit diesem Namen, etwa 70 Kilometer von Athen entfernt und südlichster Punkt Attikas, ist insbesondere wegen der Ruine des aus dem fünften Jahrhundert vor Christus stammenden, antiken Marmortempels bekannt.

Tempel für Poseidon

Das Poseidon, dem Meeresgott, gewidmete Heiligtum ragt auf dem Gipfel der an drei Seiten steil ins Meer abfallenden Landspitze 60 Meter hoch auf einer künstlichen Terrasse empor. Spielt das Wetter mit, wie am nächsten Vormittag unserer Reise, kann man von hier oben aus umliegende Ägäis-Inseln sehen, in der Nähe Makronisi und Patroklou, weiter weg Kea, Kythnos und Serifos. An ganz klaren Tagen soll der Blick sogar fast 100 Kilometer weit bis nach Milos möglich sein.

Königliche Legende

Da gibt es diese Legende. Ein Mitarbeiter des Hotels Cape Sounio, in das wir uns einquartiert haben, hat sie uns am Vorabend erzählt: Demnach stürzt sich König Ägeus von Athen in das seitdem nach ihm benannte Ägäische Meer, als er das Schiff seines Sohnes Theseus mit schwarzen Segeln aus Kreta zurückkehren sieht. Schwarze Segel sind das verabredete Zeichen im Fall von Theseus‘ Tod, Der aber, so ist auch in anderen Beschreibungen über das Kap zu lesen, lebt noch, hat im Rausch des Sieges über den Minotaurus, eine Gestalt der griechischen Mythologie mit dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Stiers, wohl nur vergessen, die schwarzen gegen weiße Segel auszutauschen …

Göttliche Gunst

Die Sage könnte von Homer, dem frühesten Dichter des Abendlandes, sein. Der, Autor der „Ilias“, hat in seinem zweiten bedeutenden Werk, der „Odyssee“, den plötzlichen Tod des Führers eines menelaischen Schiffes jedenfalls durch „sanfte Geschosse Apollons“ am „attischen Ufer bei Sounions heiliger Spitze“ verortet. Es heißt, der Tempel an diesem schon früh von Handel geprägten Abschnitt der Küste sei einst eine Stätte gewesen, an der Seeleute für ihre Reise die Gunst des Gottes des Meeres erbeten hätten. „Höre mich, Poseidon, du Erdumgürter! Verwirf nicht unser frommes Gebet. Erfülle“, gibt Homer in seinen Gesängen aus der „Odyssee“ wieder, „was wir begehren!“ Ganze Stadtstaaten hätten Tieropfer oder Weihegaben gebracht, um den Gott günstig zu stimmen, sich ihm gegenüber erkenntlich zu zeigen: „Hier brannten wir Poseidon viele Lenden der Stiere zum Dank für die glückliche Meerfahrt!“

Sogar der romantische Lord

Eine der Besonderheiten des Tempels ist: Bei dem Material handelt es sich um Marmor aus dem nahen Agrileza! Dass die Säulen ihr „makellos schönes Weiß“ behalten haben, soll am weitgehenden Fehlen von Eisenbestandteilen in diesem Marmor liegen, so dass die gelbbräunliche Oxidation ausbleibt. Allerdings wirken die Säulen stärker abgegriffen, was sich wohl mit der gröberen Konsistenz des sonst nicht ganz so feinen Marmors erklärt. Fest steht: Schon in der Antike haben Besucher offenbar der Versuchung nicht widerstehen können, ihre Namen in Wände und Säulen zu ritzen. Selbst über einen schwärmerischen Lord wird berichtet, sich derart am nördlichen Teil des Tempels verewigt zu haben: Lord Byron, britischer Dichter und Vertreter der englischen Romantik.       

Bis nach Dionysos

Wir folgen den Spuren des Marmors über Lavreotiki und Keratea wieder zurück in den Norden Attikas über Pallini und Penteli nach Dionysos, wo man, etwa 20 Kilometer nördlich von Athen, sogar nach Marathon(as) kommt, wenn man noch etwas weiter fahren würde. Wiederum der griechischen Mythologie zufolge soll der als „sagenhafter Begründer des Weinbaus“ geltende Ikarios hier Dionysos die Kunst der Rebenzucht beigebracht haben, die in dem nach dem Gott des Weines benannten Ort nach wie vor gepflegt wird. Eine der Lagen am Berg Penteli ist geschützt. Neben Chardonnay werden verschiedene heimische Trauben angebaut.

Für den Parthenon

Oberhalb von Rapendosa sind auf einem Friedhof fast 10 000 deutsche Soldaten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs begraben. Nicht mehr weit und wir erreichen die teils sehr alten Marmorsteinbrüche von Dionysos. Dafür ist der Ort neben dem Wein ebenfalls bekannt. In einigen von ihnen wird noch immer Marmor gebrochen. Auch der berühmte weiße stammt von hier, der zum Bau des Parthenons, Tempel für Athens Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos auf der Akropolis, verwendet worden ist. Hoffentlich hat da Göttervater Zeus nicht gezürnt!

Info Attika/Griechenland I

Attika ist die bevölkerungsreichste Region im Land. Athen, Hauptstadt des Mutterlandes der Demokratie und der Wiege der abendländischen Kultur, zählt im Großraum über drei Millionen der knapp elf Millionen Einwohner Griechenlands. Die Haupthäfen Piräus, Rafina und Lavrion verbinden von Attika aus das Festland mit den Inseln. Währung ist der Euro. Mit Englisch kommt man in den touristischen Zentren weiter. Der Zeitunterschied zu uns beträgt plus eine Stunde. Klimatisch geht es auf den Inseln und im Süden mediterran zu, in der Mitte dagegen mitunter kontinental-gemäßigt, während es im Norden im Winter auch überaus kalt werden kann. Wir waren am Kap Sounion an der Südspitze Attikas im Grecotel Cape Sounio (fünf Sterne, 150 Zimmer, weitgehend naturbelassene Materialien, in Sichtweite zum Poseidontempel, www.capesounio.com) untergebracht. 

Info Attika/Griechenland II

Die Landesküche ist eher leicht, basiert vor allem auf Kräutern, Salat und Olivenöl. Oft gegessen werden Lamm, Ziege und (Feta-)Käse. Typische Gerichte neben Souvláki, Moussaká und Tsatsíki reichen etwa von Achinosaláta aus rohen Seeigel-Innereien über Spetsofái-Wursteintopf, geschmortes Kokkinistó-Rindfleisch und Xífías-Schwertfisch bis zu mit Honig übergossenen Loukoumádes-Teigkugeln. Bekannte Weine sind der harzige Retsina, das rote Gegenstück Kokkinéli oder der rote Mavrodáfne. Auch Bier, vom aus Bayern stammenden Griechenkönig Otto I. eingeführt, wird gebraut. Urlauber ordern gern den Anisschnaps Ouzo, die Trester Rakí und Tsíkoudiá oder den Weinbrand Metáxa. Information: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Holzgraben 31, 60313 Frankfurt/Main, Telefon 069-2578270, www.visitgreece.com.de.

Service Auto

Wer es mit dem eigenen Gefährt wagen will: Von München oder Passau sind es durch Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien noch über 2000 Kilometer bis Athen. Die Strecke von der Hauptstadt weiter nach Sounio und zum Kap Sounion an der Südspitze Attikas beträgt durchs Landesinnere 70, an der westlichen Küste am Saronischen Golf entlang rund 90 Kilometer. In Orten ist 50, außerhalb 90, auf Autobahnen Tempo 130 erlaubt. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Flüge von Deutschland dauern in der Regel gut zweieinhalb Stunden. Wir waren bei dieser Reise im neuen Dacia Duster unterwegs, der als Benziner, Flüssiggas-Variante und als Diesel mit 90 bis 125 PS ab 11 290 bis 18 900 Euro bei den Händlern steht.

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KoCom/Fotos: Günther Koch

9. Januar 2018