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Blinklicht

"999"

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"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

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Der Maßstab

Porsche schickt die achte Generation seines 911 zunächst als Carrera S und als Allrad-4S an den Start

Von Günther Koch/Life-Magazin

Porsche 911, hier in der Einstiegsvariante als Carrera S. Fotos: Porsche

Valencia – Porsche ist 911. Und 911 ist Porsche. Zweifellos eine der wenigen wirklichen Ikonen, die es in der Branche gibt. Wobei es an Konkurrenz etwa aus deutscher Sicht vom Audi R8 über BMW 650i bis zum Mercedes SL 500 nicht mangelt. Dennoch fährt der 911 meist vorweg. Was überhaupt auch sein über fünf Jahrzehnte dauernder Verkaufserfolg und die gerade in Valencia vorgestellte Neuauflage beweisen, die ab 120 125 Euro vorerst als Carrera S und Carrera 4S mit Permanentallrad an den Start geht. Dabei handelt es sich um die achte Generation seit 1963, seit dem legendären 356.

Klar und unverwechselbar

Das Auto: Die 2+2-sitzigen Coupés kommen auf 4,51 Metern Länge gewohnt sauber verarbeitet daher, muten wertig an. Platz ist bei 2,45 Metern Radstand vorn ordentlich vorhanden, die zwei hinteren (Not-)Sitze sind nach wie vor eher für Kinder oder kürzere Strecken da. Klappt man die geteilten Rückenlehnen um, können sie gut als zusätzliche Ablage dienen, denn 132 Liter Gepäck vorn unter die Haube nehmen sich weiter eher bescheiden aus. Design und Identität sind trotz muskulöserem Auftritt klar und unverwechselbar geblieben. Die Breite hat bei der Karosserie vorn zugelegt und bei den vier Radhäusern, am Heck mit vierflutiger Abgasanlage und automatisch ausfahrendem Spoiler ist sie nun einheitlich. Das 10,9 Zoll große Touchscreen-Zentraldisplay lässt sich leicht bedienen. Die Handhabung im Cockpit ist rasch im Griff. 

An der Frontpartie fallen die Lufteinlässe auf. Die LED-Hauptscheinwerfer sind Serie.

Nächste Digitalisierung

Die Ausstattung: Schon im Basispaket sind etwa LED-Hauptscheinwerfer, Zweizonen-Klimaautomatik, Audio-/Multimediasystem, Online-Navigation, Smartphone-Einbindung, Tempomat, Sportsitze, Sportlederlenkrad, 20/21-Zoll-Leichtmetallräder mit 245/305er-Reifen vorn/hinten enthalten. Bei der permanenten Vernetzung gibt es neue Funktionen und Dienste. Die ebenfalls standardmäßige Warn- und Bremsassistent erkennt drohende Kollisionen mit Fahrzeugen, Fußgängern, Radfahrern, warnt gegebenenfalls oder leitet eine Notbremsung ein. Erstmals ist eine Nachtsichthilfe mit Wärmebildkamera lieferbar. Zum genauso optionalen Abstandstempomat gehört die automatische Distanzregelung mit Stopp-&-Go-Funktion. Der digitale Road Trip unterstützt bei Planung, Organisation und Navigation besonderer Touren. Ein persönlicher Lifestyle-Assistent ist verfügbar.

Blick ins Cockpit. Bei der Digitalisierung machen die Zuffenhausener den nächsten Schritt.

Biturbo mit 450 PS

Der Antrieb: Der doppelt befeuerte 3,0-Liter-Sechszylinder-Benzindirekteinspritzer mit jetzt 450 (vorher 420) PS und durchzugsstärkeren 530 (vorher 500) Newtonmetern ab 2300 über ein breites Band bis 5000 Touren beschleunigt die beiden Carrera in 3,7/3,6, mit Sport-Chrono-Paket in 3,5/3,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, macht sie in der Spitze 308/306 Stundenkilometer schnell. Ansprechverhalten, Leistungsfähigkeit, Drehmomentverlauf, Standfestigkeit, Drehfreude und Wirkungsgrad sind besser. Der mit zwei Partikelfiltern bestückte und nach der strengeren Abgasnorm Euro-6d-Temp eingestufte Sechszylinder ist mit einer Achtgang-Doppelkupplungsbox kombiniert, die die Kraft auf die hinteren oder alle vier Räder überträgt. In Verbindung mit der Stopp/Start-Spritspartechnik soll der Mixverbrauch 8,9/9,0 Litern betragen, zumindest laut Datenblatt.

Neu bei den Einstellungen ist der Wet genannte Nass-Modus. Marken- und Modellschriftzug am Heck.

Nass-Modus ist neu

Das Fahren: Dass das Fahrwerk sportlich ist, versteht sich bei einem Porsche von selbst, ohne es, gut für Alltagstauglichkeit und längere Strecken, in der Grundauslegung mit der Härte zu übertreiben. Die elektronische Stoßdämpferverstellung regelt jeweils abhängig von Fahrbahnzustand und Fahrweise aktiv und kontinuierlich die Dämpferkraft für jedes einzelne Rad. Normal-, Sport- und Sport-Plus-Einstellung sind möglich. Wer will, kann über die Sporttaste Motor und Getriebe nachschärfen, während die Quersperre hinten für vollvariable Momentenverteilung sorgt, die elektromechanische Servolenkung mit variabler Übersetzung sehr direkte Rückmeldung von der Straße gibt und die rotlackierten Festsattelbremsen mit innenbelüfteten Scheiben vorn und hinten standfest zupacken. Neu ist die Wet Mode, also Nass-Modus, genannte Funktion, die Wasser auf der Straße erkennt, die Regelsysteme entsprechend voreinstellt und den Fahrer warnt.

Der Spoiler hinten fährt automatisch aus und ein. Heck-/Seitenansicht des 2+2-sitzigen Coupés.

Selbst als Purist

Alles in allem: Es ist immer Vorsicht geboten, an einer Ikone etwas zu verändern. Doch Porsche scheint dies mit wenigen Ausnahmen über die Jahre hinweg gelungen zu sein. Der 911 jedenfalls ist und bleibt selbst als Purist der Sportwagen-Maßstab! Gründe dafür sind insbesondere das präzise abgestimmte Fahrwerk und die daraus resultierende Fahrdynamik. Immer wieder erstaunt bei den Zuffenhausenern, wie viele Varianten sie in der Baureihe von einem Modell auflegen. Es hat Zeiten gegeben, da waren es über 20!

Datenblatt

Motor: Sechszylinder-Biturbobenziner. Hubraum: 3,0 Liter. Leistung: 331/450 kW/PS. Maximales Drehmoment: 530/2300-5000 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 3,7/3,5, 3,6/3,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 308/306 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Porsche Mixverbrauch 8,9/9,0 Liter pro 100 Kilometer, 205/206 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Preis: 120 125/127 979 Euro (Carrera S/Carrera 4S).

KoCom/Fotos: Günther Koch

26. Januar 2019