Samstag, 4. Mai 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA AUTO Renault hat Clio aufgewertet / Benziner, Autogas, Vollhybrid. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Alfa Romeo Giulia und Stelvio auch wieder als Quadrifoglio. Foto: Alfa Romeo
GALERIA AUTO Toyota Prius jetzt formschön und leistungsstärker / Nur Plug-in. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mitsubishis Kleinwagen Colt ist wieder da. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mission possible mit Abarths neuem Elektro-500e. Foto: Günther Koch

Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Robust im Übergang

Das Autojahr 2018 – die Bilanz / 3,4 Millionen neue Pkw / Verbandschef: „Zukunft vor allem elektrisch und digital“

Von Günther Koch/Life-Magazin

Noch ist der Elektroauto-Durchbruch beim Abbiegen auf die Electric Avenue längst nicht geschafft. Foto: Koch

Berlin – „Die Entwicklung des deutschen Pkw-Marktes 2018 ist erfreulich, er hat sich allen Widrigkeiten zum Trotz als sehr robust erwiesen“, blickt Präsident Bernhard Mattes vom Verband der Automobilindustrie auf das vergangene Jahr zurück. Internationale Märkte zeigten jedoch „kein wolkenfreies Bild“. Auch 2019 habe man es aller Voraussicht nach wieder mit einem Jahr des Übergangs zu tun. Mittel- und langfristig würden die Zeichen aber „weiter auf Wachstum“ stehen, sagt Mattes zuletzt in Berlin bei der Vorlage seiner Bilanz unter Hinweis auf einen „Transformationsprozess, der das Automobil, die Mobilität und damit auch die Branche selbst verändern wird“.

„Bogen wird überspannt“

Bei der Kohlendioxidregulierung ist Europa gerade dabei, deren Ziel für Pkw bis 2030 zu diskutieren. 35 oder gar 40 Prozent weniger nannte der Verbandspräsident unrealistisch hoch. „Da wird der Bogen überspannt.“ Der Kommissionsvorschlag mit minus 30 Prozent sei nur zu schaffen, wenn der Anteil der Elektro-Neuzulassungen in ganz Europa rapide steigt. Noch kritischer sehe man die Vorschläge des Europa-Parlaments bei schweren Nutzfahrzeugen mit minus 35 Prozent bis 2030 und minus 20 Prozent bis 2025. Diese Zielgrößen seien technologisch und wirtschaftlich in der vorgegebenen Zeit nicht umsetzbar. Wegen der unverhältnismäßig hohen Strafandrohung von 5000 Euro für jedes überschrittene Gramm könnten diese Vorgaben für einzelne Nutzfahrzeughersteller sogar zur Existenzbedrohung werden.

100 Elektromodelle bis 2021

Wie sehr der Markt für Elektrofahrzeuge Fahrt aufnimmt, hängt laut Mattes von vielen Faktoren ab. Die deutsche Automobilindustrie gehe dabei massiv in Vorleistung. Sie verdreifache in den nächsten drei Jahren ihr Angebot an Elektromodellen auf 100, investiere bis dahin 40 Milliarden Euro in alternative Antriebe und sei Spitzenreiter bei alternativen Antriebspatenten: Weltweit kommt demnach jedes dritte Patent im Bereich Elektromobilität und Hybridantrieb aus Deutschland. Man habe bei der Elektromobilität eine starke Marktposition. „In der EU beträgt unser Marktanteil bei Elektro-Pkw-Neuzulassungen 50 Prozent, in Deutschland sind es 66 Prozent.“

Verbrenner noch lange

In der Halbierung der Bemessungsgrundlage bei der Besteuerung von Elektro-Firmenwagen sieht der Präsident einen wirksamen Hebel, um den Markthochlauf zu beschleunigen. Zudem solle der Umweltbonus über Juni 2019 hinaus verlängert werden. Vor allem müsse die Ladeinfrastruktur stärker ausgebaut werden. Derzeit verfüge Deutschland über 13 500 öffentlich zugängliche Ladepunkte, 900 davon zum Schnellladen. Zum Vergleich: In Oslo teilten sich 450 Einwohner eine Ladestation, in Berlin seien es mit 4500 zehnmal so viele. „Der Verbrennungsmotor wird“, so Mattes, „noch lange gebraucht.“ Auch die Option klimaneutraler Kraftstoffen solle man nutzen. „Denn die individuelle Mobilität nimmt weiter zu.“

Künstliche Intelligenz wichtig

Für Mattes ist die Zukunft des Autos dennoch vor allem elektrisch – „und sie ist digital“. Auf dem Weg zum automatisierten und fahrerlosen Fahren spiele künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle. Digitalisierung heiße auch, Hersteller und Zulieferer würden zu Dienstleistern, entwickelten neue Mobilitätslösungen.

Finanzielle Beteiligung

Mattes verwies beim Stichwort saubere Luft darauf, dass deutsche Hersteller kürzlich zusätzliche Maßnahmen zugesagt hätten. „Sie sehen Hardware-Nachrüstungen zwar nach wie vor kritisch, sind aber dennoch bereit, sich finanziell zu beteiligen.“ Man sei indes davon überzeugt, dass eine rasche Bestandserneuerung das „bei weitem effektivste Mittel“ darstelle, um die Luft in den betroffenen Städten noch sauberer zu machen. Die Abgasnorm Euro-6d-Temp gelte zwar erst ab September 2019 für alle Pkw-Neuzulassungen. Aber schon heute gebe es mehr als 1200 Benziner und Diesel auf dem Markt, von denen über 700 von deutschen Konzernmarken stammten. Derzeit seien bereits gut zwei Drittel aller Pkw-Neuzulassungen Euro-6d-Temp-Fahrzeuge. „Wir sind auf der Zielgeraden bei der Lösung des Problems.“

Gegenwind auf Weltmarkt

Was den Pkw-Weltmarkt angeht, vor allem China und USA, spürt der nach Angaben von Mattes Gegenwind, ausgelöst durch den Handelskonflikt zwischen beiden Ländern. So sei zum Beispiel der Export deutscher Pkw-Hersteller aus den USA nach China in den ersten zehn Monaten um  ein Drittel  zurückgegangen. Der chinesische Pkw-Markt selbst sei seit Monaten rückläufig, lege eine Wachstumspause ein. Für das Gesamtjahr 2018 sagen Experten in China 23,9 Millionen, für die USA 17,2 Millionen und für Europa 15,8 Millionen Pkw-Neuzulassungen voraus, in Summe für den Pkw-Weltmarkt etwa 85 Millionen, was in etwa dem Vorjahresniveau entsprechen würde.

3,4 Millionen neue Pkw bei uns

Und Deutschland? Die erwarteten rund 3,4 Millionen Neuzulassungen auf dem Pkw-Inlandsmarkt sind für den Verbandspräsidenten angesichts der Verwerfungen, die die Umstellung auf das neue Messverfahren WLTP (für: Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) mit sich bringe, ein „außerordentlich gutes Ergebnis“. 2019, so schätzt Mattes es ein, dürfte ein ähnlich starkes Jahr werden und über dem Mittel der letzten fünf Jahre liegen. Den Pkw-Export 2018 stuft er mit vier Millionen Einheiten um acht Prozent niedriger als im Vorjahr ein. Insgesamt bleibe die Pkw-Weltproduktion deutscher Konzernmarken 2018 mit 16,5 Millionen Neuwagen stabil. Jedoch hänge viel davon ab, wie sich die internationale Handelspolitik weiterentwickle. „Wenn es gut läuft, könnten wir 2019 erstmals die 17-Millionen-Marke erreichen.“

Zuletzt rund 180 Produktneuheiten

In- und ausländische Hersteller haben einer entsprechenden Übersicht zufolge in den vergangenen zwölf Monaten bei uns rund 180 Produktneuheiten von ganz neuen Modelle über Modellvarianten und Modellüberarbeitungen bis hin zu Komponenten wie neue Motoren oder Getriebe vorgestellt.

KoCom/Foto: Günther Koch

31. Dezember 2018