Reife(n) Leistung
Continental setzt weiter auf Vision Zero zur Unfallvermeidung / Neuer WinterContact
Von Günther Koch/Life-Magazin
Risiko Innenstadt: In den Zentren passieren die meisten Unfalle. Fotos: Koch/Continental
München – Es ist eine Vision, die auch ein Automobilzulieferer wie Continental hat: Keine Unfälle mehr! Keine Verkehrstoten! Keine Verletzten! Die Vision Zero zielt deshalb darauf ab, Straßen und Verkehrsmittel entsprechend sicher zu gestalten. Auch ein Reifenhersteller kann seinen Teil dazu beitragen, sagt Klaus Engelhart, Sprecher der Reifendivision von Continental, jetzt bei der Winterroadshow der Hannoveraner in München.
Sehr ambitioniert
„Menschen machen Fehler, daher muss das Verkehrssystem so gestaltet werden, dass diese Fehler nicht zu lebensbedrohlichen Verletzungen seiner Nutzer führen“, verweist Engelhart auf den Beschluss des Deutschen Verkehrssicherheitsrates 2017, Vision Zero zur Grundlage seiner Arbeit zu machen. Die Europäische Kommission strebe bis 2050 an, dass „nahezu niemand“ mehr auf europäischen Straßen sterbe. Schon das, so Engelhart, sei sehr ambitioniert. Doch mithilfe neuartiger Technologien soll es eines Tages möglich sein, auf jeder Straße und in jedem Verkehrsmittel weltweit sicher und unfallfrei anzukommen …
Bei Vision Zero geht es um Unfallvermeidung, Zulieferer wie Continental tragen zu mehr Sicherheit bei.
Meist in der Stadt
Jedes Jahr könnten so jedenfalls, rechnet Engelhart vor, 1,24 Millionen Tote im Straßenverkehr vermeiden werden. Auf Deutschland bezogene Unfallstatistiken zeigten, 75 Prozent aller Unfälle, in die meist Autofahrer vor Fahrrad-, Motorradfahrer und Fußgänger verwickelt seien, ereigneten sich in der Stadt, 29 Prozent aller tödlichen in und um Städte herum. Starben 2000 bei uns noch über 7500 Personen im Verkehr, stagnierte die Zahl jedoch zuletzt bei fast 3460, soll sich bis 2020 weiter auf unter 1830 reduzieren.
Das Unfallrisiko in Zentren ist groß. Der WinterContact TS 860 S hat ein spezielles Bremsband-Profil.
Assistenzsysteme helfen
Wie sich der Traum vom gänzlich unfallfreien Fahren erfüllen, was ein Automobilzulieferer beziehungsweise Reifenhersteller leisten kann? Spezielle Sicherheitssysteme und Reifentechnologien etwa nennt Engelhart als Beispiele. Durch innovative Profile, Mischungen und Produktionsverfahren etwa erreichten Premiumreifen der Marke auf nasser Fahrbahn aus 100 Stundenkilometern einen Bremsweg, der nachweislich vier Fahrzeuglängen geringer sei als mit billigeren Importreifen. „Dazu“, so Engelhart, „helfen unsere Fahrerassistenzsystem Unfälle zu vermeiden.“
Schon Laub auf der Straße kann zur Gefahr werden. Mitunter sind Ganzjahresreifen eine Alternative.
Partner für Sicherheit
Als Konzern hat sich Continental auf Fahrsicherheit, Fahrerassistenzen, Fahrwerksdynamik, Antriebsstrang, Hybrid-, Elektroantriebe, Infotainment, Multimedia, Telematik, Instrumentierung, Technikprodukte aus formfesten, aber elastisch verformbaren Kunststoffen, Schwingungsdämpfung und Geräuschoptimierung sowie eben auf Reifen und Notlaufsysteme spezialisiert. „Unser Ziel ist, die Verkehrssicherheit in Deutschland aktiv zu fördern und so einen nachhaltigen Beitrag zur Reduzierung der Verkehrstoten zu leisten“, sind die Hannoveraner inzwischen laut Engelhart auch eine „Partnerschaft für mehr Fahrsicherheit“ mit dem ADAC und elf Fahrsicherheitszentren eingegangen, bieten entsprechende Trainings an.
Andreas Schlenke stellt den neuen Winterreifen vor. Der AllSeasonContact ist ein Ganzjahrespneu.
Das Wissen verfeinern
Um das Wissen generell rund um Fahrzeugtechnik, aber auch speziell rund um Reifen zu verfeinern. Zum Beispiel um die – das Umrüsten für die Zeit von O wie Oktober bis O wie Ostern steht jetzt wieder bevor – für den Winter. Denn auch da ist der nach eigenen Angaben in Erstausrüstung und Ersatzgeschäft weltweit viertgrößte Pkw-Reifenhersteller mit entsprechenden Pkw- und SUV-Pneus für Felgendurchmesser von 13 bis 22 Zoll ziemlich breit aufgestellt.
Mit speziellem Bremsband
Als neuesten Reifen dieser Art stellt Continental-Ingenieur Andreas Schlenke bei dem Termin in München den WinterContact TS 860 S vor. Es ist für Sportwagen und Pkw mit 18 bis 21 Zoll großen Rädern konzipiert, bei denen es vor allem auf das Handling ankommt, und für eine Geschwindigkeit bis Tempo 270 freigegeben. Mit seiner Bremsband genannten breiten Profilrille in der Mitte der Lauffläche erreiche er kurze Verzögerungswege. Genauso stabile wie breite Schulterblöcke lieferten die nötige Bodenhaftung, um Lenkbefehle präziser umsetzen zu können, während sich eine Vielzahl von Rillen im Profil sowie Traktionslamellen in den Profilblöcken gut mit Schnee verzahnten. Für Hersteller mit besonderen Anforderungen wie Audi Sport, BMW M, Mercedes-AMG und Porsche sind sogar unterschiedliche Gummimischungen vorgesehen.
Für das ganze Jahr
Mit dem Ganzjahresreifen AllSeasonContact für 14- bis 18-Zoll-Räder und Geschwindigkeiten bis 240 Stundenkilometern will Continental insbesondere im städtischen Umfeld und bei gemäßigten Witterungsbedingungen punkten. Mit dessen Kombination aus Profilgestaltung, Mischung, Reifenkontur und Konstruktion habe man die bislang bei Reifen für den ganzjährigen Einsatz bestehenden Schwächen in Winter- und Nässeeigenschaften lösen können, betont Schlenke. Alle Winterreifen von Continental tragen zusätzlich zur M(atsch)+S(chnee)-Kennung das Schneeflocken- oder Alpinsymbol.
Eignung bewiesen
Ohne es dürfen Winterreifen ab 1. Januar 2018 nicht mehr verkauft werden. „Solche Reifen“, erläutert Sprecher Engelhart, „haben ihre Wintereignung im Vergleich zu einem Referenzreifen unter Beweist gestellt.“
KoCom/Fotos: Günther Koch/Continental
13. Oktober 2017