Donnerstag, 2. Mai 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA AUTO Renault hat Clio aufgewertet / Benziner, Autogas, Vollhybrid. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Alfa Romeo Giulia und Stelvio auch wieder als Quadrifoglio. Foto: Alfa Romeo
GALERIA AUTO Toyota Prius jetzt formschön und leistungsstärker / Nur Plug-in. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mitsubishis Kleinwagen Colt ist wieder da. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mission possible mit Abarths neuem Elektro-500e. Foto: Günther Koch

Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Ziemlich ambitioniert

Alfa Romeo erweitert seine Stelvio-SUV-Palette motormäßig mit neuem Benziner und Diesel

Von Günther Koch/Life-Magazin

Alfa Romeo Stelvio, hier als neuer 180-PS-Turbodiesel, auf dem Passo dello Stelvio. Fotos: Koch

Bormio – Roberto Fedeli wirkt frustriert. Man könnte es auch diplomatisch formulieren: Der Chefentwickler von Alfa Romeo (und Maserati) ist ambitioniert! „Ich will der Beste sein“, sagt der frühere Ferrari-Mann, Motto „Als Zweiter bist du schon der erste Verlierer“, und meint damit, mit neuen Produkten wie dem Stelvio trotz gegenteiliger Vergleichstests in deutschen Fachmedien am liebsten auch die deutschen Premiumwettbewerber gleich ganz hinter sich zu lassen, vor allem BMW, den sportlich-strategischen Konkurrenten.

Benziner mit 200, Diesel mit 180 PS

Bormio, Norditalien. Alfa stellt sein kompaktes SUV-Modell, benannt nach dem nahen Stilfser-Joch-Pass Passo dello Stelvio, mit den nächsten Motoren vor, beides aufgeladene Vierzylinder, der eine ein ab 42 200 Euro teurer 2,0-Liter-Benziner mit 200, der andere ein 2,2-Liter-Diesel mit 180 PS ab 44 050 Euro. Sie ergänzen die bislang seit dem Marktstart Mitte März erst aus einem 280-PS-Vierzylinder-Turbobenziner und einem 210-PS-Vierzylinder-Turbodiesel bestehende Modellpalette, die preislich bei 39 750 Euro beginnt. Mit dem Stelvio tritt Alfa gegen Audi Q5, BMW X3, Jaguar F-Pace und Mercedes GLC an.

A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_001 A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_002

Der neue 180-PS-Turbodiesel auf dem Passo dello Stelvio. Blick auf den Scudetto-Kühlergrill.

Über den namensgebenden Passo dello Stelvio

„Dieses Auto braucht ein bisschen mehr Zeit, um es zu verstehen“, stimmt Entwicklungschef Fedeli auf den Test über Italiens mit fast 2760 Metern höchsten Pass hinüber nach Südtirol und wieder zurück in die Lombardei ein, schlägt vor, einfach den Verstand neu zu starten, vor allem auf die Gesamtbalance des Wagens, auf die Lenkung, das Getriebe und das Bremssystem zu achten.

A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_003 A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_004

Blick unter die Haube auf den 2,2-Liter-Selbstünder. Blick ins insgesamt übersichtliche Cockpit.

Mit Allrad oder mit sportlicherem Hinterradantrieb

Die neuen Motoren des hochgewachsenen Giulia-Bruders sind bereits aus der 2016 eingeführten Sportlimousine bekannt, die 2017 bei den bislang rund 3000 Alfa-Verkäufen bei uns alleine schon knapp die Hälfte ausmacht. Sie beschleunigen in 7,2 und 7,6 Sekunden auf Tempo 100, treiben es beim Stelvio mit 215 und 210 Stundenkilometern auf die Spitze, sollen sich in Verbindung mit handschaltbarer Achtstufen-Automatik und spritsparender Stopp/Start-Funktion im Mix beim Verbrauch mit 7,0 und 4,7/4,8 Liter begnügen, zumindest laut Datenblatt. Bringt der Turbobenziner seine Leistung über Allrad auf die Straße, ist die neue Dieselvariante erstmals auch mit sportlichem Hinterradantrieb kombiniert. Es stehen zudem neue Optionen wie eine spezielle Farbkombination für den Innenraum oder Vollleder-Sportsitze zur Verfügung.

A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_005 A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_006

Heck-/Seitenansicht des Alfa Romeo Stelvio, dessen Kofferraum bemerkenswerte 525 Liter fasst.

Selbstzünder durchzugsstärker und genügsamer

Der Benziner hat einen überaus kultivierten, der Diesel einen deutlich durchzugsstärkeren und genügsameren Eindruck hinterlassen. Beim Fahrwerk ist eine sehr gute Balance zwischen Sportlichkeit und, wichtig für längere Strecken, Komfort gelungen. Im D(ynamik) genannten Fahrmodus sind alle elektronischen Systeme auf Performance getrimmt, der mit Namen N(atural) erlaubt eher kommodes Unterwegssein und der neue, den Alfa mit A(dvanced Efficiency) bezeichnet, steht für möglichst sparsames Fahren.

A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_007 A-Alfa Romeo Stelvio Motoren 260717_008

Moderne Leuchteinheit hinten mit Modellschriftzug. Und so sieht das Sport-SUV von der Seite aus.

Vom Fahrwerk her auf überaus hohem Niveau

Die elektrische Servolenkung gibt direkte Rückmeldung von der Straße. Das Getriebe weist einen hohen Schaltkomfort auf, setzt Bewegungen des Gaspedals spontan um, das Beschleunigen verläuft geschmeidig. Die integrierte Bremsanlage vernetzt Assistenzsysteme wie den elektronischen Schleuderschutz mit der mechanischen Bremskraftunterstützung. Die Bremsen packen dadurch ohne störendes Pulsieren im Pedal rascher zu, die Bremswege sind kürzer.

Mit italienischem Temperament

Der Stelvio, sauber verarbeitet, innen durchaus wertig anmutend, 4,68 Meter lang, Radstand 2,81 Meter, Kofferraum 525 Liter, ist „unsere Interpretation eines sportlichen SUV“, betont Roberto Fedeli, „kein Wochenend-, sondern ein Auto für jeden Tag“. Insgesamt fährt er mit italienischem Temperament frisch und spritzig, dabei keineswegs ruppig, aber stets sicher vor. Die Bedienung ist rasch im Griff. Bei den Schwachstellen räumt selbst der Chefentwickler ehrlich ein, dass Konkurrenten etwa beim Thema Infotainment mit noch größeren Displays die Nase vorn haben. Auch könnte, was schon bei den ersten Stelvio-Tests auffällig war, die Navigation schneller auf aktuellem Digitalkartenstand sein.

Zumindest Schritt für Schritt

Alles in allem: Wer der Beste sein will, sollte von Anfang an darum bemüht sein - bis ins kleinste Detail. Gelegenheiten dazu wird es für die Entwickler von Alfa Romeo jedenfalls im Rahmen der Wiederbelebung der Marke noch einige geben, angefangen vom kleineren und vom größeren SUV bis hin zu emotionalen Modellen wie Coupé und Cabrio. Außerdem steht beim Stelvio als Topmodell als nächstes noch der gleich doppelt aufgeladene 510-PS-Sechszylinder Quadrifoglio an. Für manche bei den Italienern ist es schon wichtig, näher an die deutsche Premiumkonkurrenz heranzukommen, wenigstens Schritt für Schritt.    

Datenblatt

Motor: Ein Vierzylinder-Turbobenziner, ein Vierzylinder-Turbodiesel. Hubraum: 2,0, 2,2 Liter. Leistung: 147/200, 132/180 kW/PS. Maximales Drehmoment: 330/1750, 450/1750 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 7,2, 7,6 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 215, 210 Stundenkilometer. Umwelt: Laut Alfa Romeo Mixverbrauch 7,0, 4,7/4,8 Liter pro 100 Kilometer, 161, 124/127 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Preis: 42 200, 44 050/46 800 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

26. Juli 2017